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Auftragskosten berechnen, welche Formel ist richtig?

Beitrag 12.07.2018, 11:23 Uhr
loerrz
Level 1 = Community-Lehrling
*

Hallo,

ich habe mich selbständig gemacht und arbeite momentan an einigen Dingen. Unter anderem auch daran wie ich Preise berechne.

Jetzt ist mir schon mehrmals aufgefallen, dass manche Leute bei der Berechnung der Auftragskosten die Rüstzeiten nicht in die Maschinenkosten hineinrechnen.

Ich möchte dies anhand eines Beispiels erklären.
Meine Auftragskosten berechnung:

Materialkosten / Stk
Maschinenkosten / Std
Lohnkosten / Std
Verschleißkosten / Stk
Sonderkosten / Stk
Rüstzeit in min.
Fertigungszeit in min
Auftragsmenge

Interessant für mich sind hierbei die Maschinenkosten welche mit der Fertigungszeit und/oder auch der Rüstzeit verrechnet werden.

Ich berechne die Rüstzeit ganz klar mit in die Maschinenkosten pro Stunde mit rein, weil die Maschine ja auch während der Rüstzeiten benutzt wird.

Ich rechne beispielsweise:
Maschinenkosten 40€
Lohnkosten 25€
Rüstzeit 30 Minuten
Fertigungszeit für 1 Stk 45 Minuten

Formel für Maschinenkosten:
(40€ / 60Min) * (30/Menge+45Min) = 50 €

manche rechnen die 30 Min Rüstzeit nicht mit also:
(40€ / 60Min) * (45) = 30 €

ich finde das ist ein großer Unterschied.
Die Rüstzeiten relativieren sich in der kalkulationmit jedem weiterem produzierten Teil, weil die Maschine nur einmal gerüstet wird.

Bei den Lohnkosten rechne ich auch die Rüstzeit und die Fertigungszeit mit rein, weil der Mitarbeiter ja auch während der Rüstzeit und Fertigingszeit arbeitet.

Wie seht Ihr das?
Welche Formel ist richtig?

Grüße
loerrz

PS: als Beispiel habe ich einmal ein Screenshot von den zwei verschiedenen Berechnungsmöglichkeiten beigefügt

Der Beitrag wurde von loerrz bearbeitet: 12.07.2018, 11:27 Uhr
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Beitrag 12.07.2018, 12:29 Uhr
Rainer60
Level 5 = Community-Ingenieur
*****

Hoi Loerzz

Im Prinzip spielt es keine Rolle, wie Du kalkulierst, wichtig ist dass am Ende was übrigbleibt wink.gif
Ob die Rüstkosten mit vollem Masch.satz verrechnest, ist abhängig was der Markt für das Teil bereit ist zu bezahlen.

Ich vermisse die Gebäude-Umlagen. Suche nach BAB (Betriebsabrechnungsbogen).

Das wichtigste ist zu wissen wie hoch die Herstellkosten sind.

Ich hatte mir damals ALLE Kosten die im Jahr anfallen zusammengerechnet. Von Löhnen, Maschinenleasing über Treibstoff bis zum WC-Papier.
Den Betrag durch die möglichen Jahres-Arbeitsstunden dividiert. Nicht produktive oder indirekt produktive Miarbeiter, Urlaub, Reinigung, Instandhaltung, Entwicklungen etc. unbedingt berücksichtigen!

So weisst Du was pro verrechenbare Arbeitsstunde reinkommen muss bei Vollauslastung damit Du eben rauskommst...

Das ist jetzt ganz global betrachtet. Je nach Maschinengrösse belegt sie mehr oder weniger Platz und die Gebäudeumlagen varieren.
Die Allgemeinkosten varieren je nach Tätigkeit ebenfalls und müssen nach einem Schlüssel der Maschine oder Kostenstelle zugerechnet werden. Variable Mitarbeiter-/ Maschinenstundensätze sind dabei hilfreich.

Wenn Du immer mit dem selben Gewinnzuschlag rechnest und am Ende des Jahres bleibt dieser Zuschlag als Gewinn übrig, dann hast Du alles richtig gemacht.

Beantwortet Deine Frage jetzt nicht direkt, aber als Hinweis sicher nützlich.


--------------------
Gruss Rainer

"Es gibt immer eine Lösung - manchmal auch eine Andere"l
Meine Ratschläge sind kostenlos und müssen nicht angenommen werden...
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Beitrag 12.07.2018, 14:09 Uhr
loerrz
Level 1 = Community-Lehrling
*

QUOTE (Rainer60 @ 12.07.2018, 12:29 Uhr) *
Hoi Loerzz

Im Prinzip spielt es keine Rolle, wie Du kalkulierst, wichtig ist dass am Ende was übrigbleibt wink.gif
Ob die Rüstkosten mit vollem Masch.satz verrechnest, ist abhängig was der Markt für das Teil bereit ist zu bezahlen.

Ich vermisse die Gebäude-Umlagen. Suche nach BAB (Betriebsabrechnungsbogen).

Das wichtigste ist zu wissen wie hoch die Herstellkosten sind.

Ich hatte mir damals ALLE Kosten die im Jahr anfallen zusammengerechnet. Von Löhnen, Maschinenleasing über Treibstoff bis zum WC-Papier.
Den Betrag durch die möglichen Jahres-Arbeitsstunden dividiert. Nicht produktive oder indirekt produktive Miarbeiter, Urlaub, Reinigung, Instandhaltung, Entwicklungen etc. unbedingt berücksichtigen!

So weisst Du was pro verrechenbare Arbeitsstunde reinkommen muss bei Vollauslastung damit Du eben rauskommst...

Das ist jetzt ganz global betrachtet. Je nach Maschinengrösse belegt sie mehr oder weniger Platz und die Gebäudeumlagen varieren.
Die Allgemeinkosten varieren je nach Tätigkeit ebenfalls und müssen nach einem Schlüssel der Maschine oder Kostenstelle zugerechnet werden. Variable Mitarbeiter-/ Maschinenstundensätze sind dabei hilfreich.

Wenn Du immer mit dem selben Gewinnzuschlag rechnest und am Ende des Jahres bleibt dieser Zuschlag als Gewinn übrig, dann hast Du alles richtig gemacht.

Beantwortet Deine Frage jetzt nicht direkt, aber als Hinweis sicher nützlich.


Danke das sieht schon mal hilfreich aus.

Meine Kosten sind sehr überschaubar, da ich alleine bin und auch sonst sehr geringe Kosten habe (angemietete Teile einer Halle, gebrauchte Maschinen)


Ich hatte heute eine Diskussion mit meinem alten Chef und zwar habe ich Ihn das vorgetragen, was ich auch hier im Thread gefragt hatte.
Er meinte man müsse das Brutto eine Mitarbeiters doppelt rechnen was mir total schleierhaft vorkam. Wenn ein Mitarbeiter brutto 18€ / Std kostet, warum sollte ich dann 36€ in meine Kostenkalkulation mit einbringen. Ich rechne eher 18€ + Arbeitgeberanteil Rente + Arbeitgeberanteil Krankenkasse etc.

Ist das soweit denn korrekt?

Den BAB Bogen schaue mir mal morgen an. Hatte BAB zwar im Studium, ist mir aber komplett entfallen und da ich eh so wenig kosten habe und alles überschaubar ist, habe ich mich bisher nicht um so was gekümmert.

Danke für den Denkanstoß und vielleicht kannst du mir ja noch meine Frage zum Stundenlohn-/Fertigungslohnberechnung beantworten.

Grüße
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Beitrag 12.07.2018, 16:33 Uhr
Rainer60
Level 5 = Community-Ingenieur
*****

Hoi Loerrz

Es gibt verschiedene herangehensweisen zur Kalkulation / Kostenrechnung und Offertwesen.
Bei Anlagenbauern wird vielfach über das Gesamtgewicht der Anlage, der Preis kalkuliert.
Je nach Ausführung wird entsprechend der Tonnenpreis geschätzt, mit dem Gewicht multipliziert und fertig. wow.gif
Dies setzt entsprechende Erfahrung voraus.

Der interne Kostensatz variert von Betrieb zu Betrieb. Wenn Dein Ex-Chef das über den MA Stundenlohn macht, dann wird das für Ihn wohl gepasst haben. Ob es bei Dir passt?

Viele unterschätzen die schleichenden Kosten! Ach ja ich brauch wieder mal ein Fass Emulsion - alte Emulsion entsorgen.
Hier eine Spraydose, dort ein Sägeband und und und...

Glaube mir, das allerwichtigste ist das Wissen um die Selbstkosten sprich der interne Kostensatz. Keine Aufrundungen beim Budget, sonst ist immer quasi ein "Polster" im Hinterkopf. Wenn Du der Kosten bewusst bist, kannst bei Preisrunden bis zu dem Stundensatz runtergehen. Ist dann zwar ne Nullrunde (wobei Dein Lohn ist integriert), aber machst nicht retour.

Aller Anfang ist schwer. Die ersten Jahre wirst wohl keine Reserven schaffen können. Alte Maschine bergen Risiken bezgl. teurer Reparaturen und Stillstände.


Kann Dir nur die Gesamtkosten durch verrechenbare Stunden ans Herz legen. Das ist die Realität und halte die fixen Kosten so tief wie möglich. Wenn der Wirtschaftsmotor stottert, bist froh um jeden € den nicht ausgeben musst.


Zur Berechnung des Fertigungslohnes müssen alle relevanten Punkte eingebracht werden z.B.
Administration: Saubere Buchführung, Offertwesen, erstellen von Arbeitspapieren, Lieferschein, Faktura -> Fixzuschlag pro Auftrag
Logistik: Material bestellen, Wareneigang, einlagern, Material bereitstellen, Gebinde, Verpackung -> Zuschlag nach Schätzung
Fixkosten: Programmieren (CAM?), einrichten, Aufspannvorrichtung, Programm einfahren, Maschine abräumen, Reinigung Maschine
Variable Kosten: Materialkosten, Bearbeitungskosten, Werkzeugverschleiss pro Stück, entgraten
Teile versandfertig machen: Reinigen, verpacken, Papiere Etiketten, Disposition Versand.
Externe Bearbeitungen benötigen ebenfalls Zuwendung. Während dieser Zeit kannst Du nicht oder nur eingeschränkt produzieren.

Spiele den gesamten Ablauf vor dem geistigen Auge durch. Simuliere den Teilewechsel mit der Stopuhr. Hoffentlich gibt das CAM gibt die benötigte Bearbeitungszeit korrekt an. Dann wirst Du auf den Preis kommen den Du brauchst und kannst am Schluss den Gewinnzuschlag zugeben.

Das ganze im Excel, aufgegliedert mit Losgrösse und Fixkosten, einmal eingerichtet und die Kosten sind transparent. Ist auch wichtig für die Nachkalkulation. Miese machen kann es geben, aber man muss wissen weshalb. Dann musst nur noch ein System finden (gibt sehr einfache Methoden) um die benötigte Zeit pro Operation festzuhalten und bist gerüstet thumbs-up.gif


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Gruss Rainer

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Meine Ratschläge sind kostenlos und müssen nicht angenommen werden...
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Beitrag 12.07.2018, 16:51 Uhr
faenger
Level 5 = Community-Ingenieur
*****

Hi.

Wir rechnen die Rüstkosten sowie die Programmierzeit extra. Das sind beides Personenbezogene Tätigkeiten. Maschinenstundensatz ist bei uns getrennt. Liegt einfach daran, das unsere Maschinen bei Schrupparbeiten oder Abzeilarbeiten mannlos laufen. Schlichten z.b läuft komplett mannlos übers Wochenende.

Einen neuen Auftrag rüsten oder Programmieren kann ich halt auch wenn ein alter Auftrag auf der Maschine ist.

Gruß
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Beitrag 23.07.2018, 09:03 Uhr
FunkspruchPR
Level 1 = Community-Lehrling
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Hallo,

es gibt spezielle Softwarelösungen zur Angebotskalkulation, zum Beispiel HSkalk. Hier gibt es diverse Faktoren, die man in die Kalkulation einbeziehen kann, auch Rüstzeiten und Maschinenkosten.

Einfach mal auf den Link klicken, da sind die Features aufgelistet: https://www.hsi4m.com/de/loesungen/vorkalku...botskalkulation.

Viele Grüße!
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Beitrag 17.07.2020, 11:13 Uhr
ariane_wahrmann
Level 1 = Community-Lehrling
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Dreh- und Frästeile kann man schnell und unkompliziert kalkulieren mit Spanflug für Fertiger: https://spanflug.de/kalkulation-cnc-fertiger/. Die Kalkulation erfolgt auf Basis von CAD-Modellen und technischen Zeichnungen.

Unter Konfiguration lassen sich viele Einstellungen wie z.B. Marge, Rüstkosten, Maschinenpark etc. auf den individuellen Betrieb anpassen.
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