Exzenterschleifen, Kreisinterpolation mit Rotationsachse

Hallo zusammen,
das ist mein erster Eintrag hier im Forum. Ich war bis dahin stiller Mitleser
und konnte so eigentlich immer Lösungen finden.
Nun komme ich leider nicht mehr ohne Unterstützung weiter.

Ich baue gerade an einer SonderCAM-Lösung, die NC-Code für eine Glasschleifmaschine erzeugt.
Die betreffende Maschine hat eine C-Achse (Werkstückrotation) und eine X-Achse (Vorschub Schleifscheibe).
Betrieben wird das ganze von einem Rexroth IndraMotion MLC.

Ziel ist das exzentrische Außenrundschleifen.

Die funktioniert auch soweit gut...
Aktuell teile ich für die exzentrische Bewegung den Kreis in 1°-Schritte und verfahre die X-Achse dementsprechend.
Das ganze mit zig tausend G1 X... C... F... Befehlen.

Hier meine beiden Probleme:
... Es kommt bei "zu großen"/"zu schnellen" C-Achsendrehzahlen zu "verschluckten" X-Achszustellungen -> Material wird ungewollt abgetragen, weil Werkstück dreht und Schleifscheibe an Position stehen bleibt
... Defacto Schleife ich ein Vieleck, das sieht man unter dem Microskop auch. Das ist nicht problematisch, ginge aber besser

Meine Frage:
... Gibt es die Möglichkeit der Kreisinterpolation G2/G3 für Rotations und Linearachse? Habe das nur für kartesische Maschinen gefunden.

Besten Dank im Voraus!

Mark

Ja sicher gibt es das. Nennt sich bei Siemens TRANSMIT.
Das habe ich genau für deine Anwendung (Glasschleifmaschine für Windschutzscheiben) schon vor 35 Jahren gemacht, allerdings damals nicht mit Siemens.

Oder meinst du Tracyl

Ich kenne den Unterschied zwischen TRACYL und TRANSMIT.
Ich meine aber, dass es hier um TRANSMIT geht, denn visionfabTech spricht von Bewegung der X-Achse, und die bewegt sich bei TRACYL während der Konturbearbeitung in der Regel nicht, weil man für die Bewegung auf dem Zylindermantel nur die C- und die Z-Achse braucht. Bei TRANSMIT entsteht die Kontur dagegen durch die Bewegungen von C- und X-Achse (mit evtl. Zustellungen oder Bohrungen in Z).

Habe nicht daran gezweifelt, dass du den Unterschied nicht kennst.

Hallo CNCFr und InTex,
vielen Dank für die schnelle Antwort.

Die Bosch-Dokus erklären mir, dass ich mittels COORD (CRD) die 3-Achs-Zylindermantel-Transformation einschalten kann.
Folgend wird die Y-Koordinate (der Positionierbefehle) auf die Mantelfläche projiziert.

Dabei bin ich aber vielleicht auf eine andere Lösung gekommen.
Mittels AxCoup lassen sich Achsen zu einem Achsverband koppeln, für el. Getriebe beispielsweise.
Damit kann ich die X- an die C-Achse hängen und mittels Kopplungstabelle die X-Achspositionen in Abhängigkeit zur C-Achsstellung vorgeben.
Coole Sache und vielleicht leichter umzusetzen.

Noch eine Frage zur Spline-Interpolation.
Kann ich meine aktuellen linearen Positionierbefehle durch Spline-Interpolationen ersetzen?

Besten Dank!

Ich kenne "die" Bosch-Steuerung nicht, und kann deshalb dazu nichts qualifiziertes sagen. Da es aber bei Bosch sicher auch mehr als eine Steuerung gibt, wäre es sicher sinnvoll, wenn du den Steuerungstyp angibst, damit evtl. ein Bosch-Experte weiß, womit er es zu tun hat.

Nochmals zum Prozess selbst: Ich hatte das so verstanden, dass du die Außenkontur einer ebenen Glasscheibe schleifen willst, d.h. Schleifscheibe und Glasscheibe liegen in einer Ebene, bzw. C-Achse und Drehachse der Schleifscheibe sind parallel. Im Prinzip ist das so, als würde man die Kontur mit einem Fräser herstellen, wobei die beiden beteiligten Achsen nicht wie bei einer "normalen" Maschine zwei Linearachsen sind, sondern eine Rundachse © und eine Linerachse (X).
(Die Verhältnisse sind übrigens die gleichen, wenn das zu fertigende Teil eher zylinderähnlich ist, aber eben nicht mit kreisförmigem, sondern mit unrundem Querschnitt.)
Bei dieser Art der Bearbeitung wirst du mit einer Zylindermanteltransformation Probleme mit der Werkezugradiuskorrektur und der Geschwindigkeitsführung bekommen, es sei denn du berechnest das punktweise selbst. Dann kannst du aber auch gleich ganz ohne Transformation arbeiten, wie du es ja bereits jetzt schon tust. Das Ganze über Kopplungstabellen abzuhandeln, ist zwar sicher eine Möglichkeit, aber doch ziemlich umständlich und nicht gerade Stand der Technik.
TRANSMIT dagegen funktioniert folgendermaßen: Die Teilekontur wird normal in kartesischen Koordinaten programmiert, und man kann dabei die normale Werkzeugradiuskorrektur verwenden. Die Transformation des Werkzeugmittelpunkts in die Polarkoordinaten (C und X) erfolgt dann bei der Abarbeitung des Programms in jedem Interpolationstakt. Die Steuerung sorgt auch dafür, dass die Sollgeschwindikeit - und -beschleunigung an der Werkstückkontur eingehalten wird. Es geht eben nicht nur um Positionen sondern auch um Dynamikdaten. Über Kopplungstabellen wird man sich das alles selbst aus den Achsbewegungen berechnen müssen.

Ja klar: Verbaut ist eine Rexroth IndraMotion MTX 13VRS.


Korrekt


Alles klar, das ist gut zu wissen. Hatte auch schon gedacht, dass es aufwändig werden würde, da ich aufgrund des Vorschubes für jede Rotation eine neue Kopplungstabelle bräuchte...


Das ist also genau das, was ich suche...
Für mein exzentrisches Bauteil würde ich also eine Kreisinterpolation (bzw. was unrundes, wegen des Vorschubes) programmieren, bei der das Kreiszentrum meiner Exzentrizität entspricht und TRANSMIT übernimmt die Transformation auf C und X. Cool.
Habe leider noch nichts entsprechendes in der Bosch Doku gefunden.

Vielen Dank bis dahin!

Hallo,

falls jemand vor einer ähnlichen Herausforderung steht,
die passende Funktion heißt bei der IndraMotion MTX Stirnseitentransformation.
Siehe hierzu: Google: Rexroth IndraMotion MTXFunktionsbeschreibung

Besten Dank für die ausführliche Beschreibung CNCFr