Das mit den Dampfmaschinen war bei mir der Grund, den Ing zu machen. Diese Primärmotivation hat das ganze Studium getragen.
Kurz erzählt. Angefangen hatte es, da war ich 12, damals waren lange Haare in, nur ich mußte mit so einem bescheuerten Kurzhaarschnitt wie vor dem zweiten Weltkrieg rumlaufen, schon deswegen damals in die Aussenseiterrolle gedrängt. Mein Senior kaufte damals Sägewerksmaschinen, auch gebrauchte, und bei einem Verkäufer, da stand ein Dieselmotor, BJ 1932, Marke Schlüter, so ein Teil mit Druckluftstart und offenem Ventiltrieb. Eine irre schöne laufende Maschinenanlage, sah aus wie neu. Diese wenigen Sekunden hatten gereicht.
Erste Versuche, sowas im kleineren Maßstab aus Holz nachzubauen, waren nicht von Erfolg gekrönt, egal wieviel Mühe ich miir mit den handverzahnten Holzzahnrädern auch gab, der Rundlauffehler allein war schon gigantisch.
Sehr zu meinem Verdruss schickten mich die Eltern auf die Wirtschaftsschule, ein Onkel war dort, Nonplusultra. Ah, Mathe.... Ein Mosaikstein, Notenschnitt alsbald auf 1.0. Aber nicht, weil ich besonders begabt war, sondern weil das Interesse dahinterstand.
Mit 15, also noch Wirtschaftsschule, die erste Metalldrehbank und Bücher, Bücher und nochmals Bücher. Haarschnittmäßig holte ich einiges nach, baute meine ersten "Generatoren" mit für die Anker riesengroßen Speichenschwungrädern.
Das Studienprogramm sog ich auf wie ein Löschblatt das Wasser. Es spricht absolut nicht für unsere Medienweilt, daß das Telekolleg und auch artähnliche Sendungen aus dem Programm verschwunden sind. Ich fand's sehr gut.
FOS war Formsache und dann die FH. Damals war mir schon klar, daß mir die Natur einen besonders linken Streich gespielt hatte (bzw. nach wie vor hat), also jede freie Minute ins Studium gesteckt. Interesssant dabei, daß dieser Zündfunke vom Anfang auch enorm Kraft gab, sich mit Fächern abzuackern, die nun eigentlich überhaupt nicht interessierten. Nicht jede Prüfung war eine eins, aber doch die meisten.
Aber Festigkeitslehre, die kombinierte Belastung, die Biegelinien usw. Maschinendynamik, Thermodynamik, Regeltechnik, das waren Volltreffer. Mir war gar nicht aufgefallen, daß die langen Haare jetzt nicht mehr in waren. Der Thermodynamik-Prof machte denn auch einen Abstecher in den zugehörigen Prozess.
Mit 22 hatte ich ihn dann in der Hand, den Dipl.Ing. (FH) viel zu jung dafür. Mit dieser Basismotivation hätte das jeder geschafft, weitgehend unabhängig von der Vorbildung, Lücken muß man so oder so schließen und Glück ist auch dabei.
Aber was hatte ich davon? Keinen Job, Brennholzsägen, um zu überleben, kein Vitamin-B, ohne das es damals nicht ging. Und es fehlten jede Menge Mosaiksteine. Grün und blau ärgerte ich mich, als ich sehen mußte, daß die Azubis der ZF Friedrichshafen eine der Wilesco ähnliche Maschine bauten, jeder seine eigene. Damals war klar, ich mußte nicht nur die Auslegung der Maschine können, sonderen auch deren Fertigung. Sonst bekäm ich nie eine, mußte ja in die Bude passen.
Job´zufällig in der Halbleiterei (bis heute), das hieß Lernen. dort lernte ich dann, wie man sich Werkzeugmaschinen nebst Steuerungen baut,
CAD und
CAM kamen dazu.
Und heute? In der Chiptechnik hinkt Deutschland weit hinterher, nur einige Oasen halten den Anschluß. In der Werkstatt hab ich die Gußteile für ein paar Gasmotore und Dampfmaschinen rumliegen. Bauen? Ja, gerne, aber die dauernde Isolation hat viel Kraft geraubt, die Motivation aus der ersten Zeile ist weg.
Derzeit halt ich die Augen offen, auf den Ing. kann ich gern verzichten, fräs eh viel lieber, und wenn's doch dorthin geht, wo es sich jetzt abzeichnet, dann schadet es niccht, Dampfmaschinen bauen zu können.
Das einfach mal zwischendurch.