Hallo liebe Rundschleifexperten,
ich arbeite an einer
Studer S31 mit diesem Drehturm und zwei Schleifscheiben auf Station 1 und 3. Die Maschine ist bei uns äußerst selten in Gebrauch. Daher auch keine großartige Erfahrung vorhanden meinerseits, obwohl ich in der Firma zuvor in gut 23 Jahren einige Zehntausend Motorwellen und Getriebewellen geschliffen habe.
Zum Problem und zum Bauteil:
Welle Ø28.2mm außen, beidseitig zentriert mit Ø4.2mm x 8 Zentrierung. Gesamtlänge 310mm. Es gibt 4-5 Auskammerungen/Einstiche, die jeweils auf Ø16mm runtergehen. Ich sage mal ca. 60% der Mantelfläche sind also durch diese Einstiche geschwächt.
Problem: im Bereich WSS (Werkstückspindelstock) recht stabil und ordentliches Schleifergebnis. Zum Reitstock hin jedoch Rattermarkenbildung und quietsch Geräusche beim
Schleifen. Halbseitig am Umfang ergeben sich dadurch quasi hunderte winzige Polygone/Flächen durch das Rattern.
Werkstoff: 16MnCrS5, Plasmanitriert 0.6+0.1mm NHT.
Das geforderte Maß: Ø27.988 -0.002. Zylindrizität ebenfalls 0.002mm.
KSS ist relativ fettig, weil die Maschine viel "rumsteht" und die Wasseranteile sich verflüchtigen mit der Zeit.
Ich kann den Druck des Reitstockes erhöhen, indem ich der Feder mehr oder weniger Vorspannung gebe.
Generelle Fragen: bei langen, dünnen und labilen Werkstücken lieber mehr Druck auf die Spitze geben oder besser weniger? Wenn es quietscht und rattert möchte man ja am liebsten den Druck erhöhen, was aber (wie auch auf der Drehmaschine) meistens noch mehr Spannungen ins Werkstück reinbringt.
Abgesehen von den Rattermarken auf einem Teilbereich ist das Ergebnis ansich sehr ordentlich. Rz 1.6 ca. Sauberes Schliffbild.
Lünetten haben wir nicht und auch sonst keine Vorrichtungen, um das Bauteil zu stützen.
Ich nutze den Zyklus "Mehrfacheinstechen" bei der Studer S31 mit
Fanuc Steuerung. Ich "schruppe" vor mit 0.01mm Aufmaß. Dann wird abgerichtet, dann mehrfach gependelt, mit jeweilige Zustellung von 0.005 und 0.0025. Zusätzlich 3 Ausfunkhübe. Bereits beim Schruppen kommt es schon zu Geräuschentwicklung. Das Teil "zieht" sich scheinbar auch in die Scheibe rein, wenn ihr wisst was ich meine. Werkstückumfangsgeschwindigkeit hab ich zwischen 0.2m/s und 0.3m/s versucht. Schnittgeschwindigkeit Schleifscheibe 30 und 35 m/s probiert. Zustellgeschwindigkeit zwischen 0.1 und 0.3 mm/min versucht.
Schleifscheibe ist 80mm breit. Die Scheibe eher weich (weiß jetzt nicht die genauen Angaben zu der Scheibe. Ist für Mehrbereichsanwendung). Ist der Druck einfach zu hoch, den ich mit der Scheibe erzeuge?
Nach all diesen Angaben: was sagen die Experten hier? Reitstock Druck eher mehr oder eher weniger stark? Vorschub eher höher oder geringer?
Morgen früh geht es weiter mit dem Bauteil. Als erstes werde ich mal ordentlich Wasser beifüllen, um die KSS Konzentration runter zu bringen. Weiß allerdings nicht, wie hoch da der Einfluss auf das Ergebnis ist. Ebenfalls kann ich nicht sagen, inwiefern Fremdpartikel den Schleifprozess stören. Wie gesagt: im Bereich des WSS ist das Ergebnis sehr gut. Rundheit liegt bei 0.001-0.002mm. Zylindrizität ist auch top. Außer natürlich im Bereich der Rattermarken. Die jeweiligen "Flächen" der einzelnen Polygone liegen 0.003-0.004mm unter dem übrigen/runden Schleifergebnis.
Los Männers! Zeigt was ihr könnt :-)