SIMPLE-QUALITY
Quality - Keep it simple...!!
Attributive MSA / bedienerunabhängiges Prüfsystem
07.04.2022, 11:08 Uhr
DGately
Level 1 = Community-Lehrling
Gruppe: Aktivierungsprozess
Mitglied seit: 27.08.2021
Beiträge: 3
Mitglied seit: 27.08.2021
Beiträge: 3
Guten Tag zusammen,
ich stehe gerade vor der Herausforderung, ein Prüfsystem auf Prüfprozesseignung zu untersuchen, das eine attributive, bedienerunabhängige und automatisierte Prüfung durchführt. Anforderung unseres Kunden ist AIAG MSA. Mittlerweile habe ich leider den Eindruck gewonnen, das dieses Thema alles andere als trivial ist und mich eine Weile bei Laune halten wird.
Zur Untersuchung der Prüfprozesseignung/-fähigkeit bei attributiven, aber bedienerabhängigen Systemen wüsste ich mir noch zu helfen, dazu gibt es auch gute Excel-Vorlagen im Internet.
Daher meine Frage: wer hatte schon einmal die gleiche Herausforderung und kann mir - im besten Falle mit einer Excel-Vorlage - hierbei helfen? Das wochenlange Durcharbeiten von AIAG und ggf. VDA 5 würde ich mir gerne ersparen. Man verzeihe mir meine Herangehensweise...
Vielen Dank im Voraus für den Input aus der Community!
VG
ich stehe gerade vor der Herausforderung, ein Prüfsystem auf Prüfprozesseignung zu untersuchen, das eine attributive, bedienerunabhängige und automatisierte Prüfung durchführt. Anforderung unseres Kunden ist AIAG MSA. Mittlerweile habe ich leider den Eindruck gewonnen, das dieses Thema alles andere als trivial ist und mich eine Weile bei Laune halten wird.
Zur Untersuchung der Prüfprozesseignung/-fähigkeit bei attributiven, aber bedienerabhängigen Systemen wüsste ich mir noch zu helfen, dazu gibt es auch gute Excel-Vorlagen im Internet.
Daher meine Frage: wer hatte schon einmal die gleiche Herausforderung und kann mir - im besten Falle mit einer Excel-Vorlage - hierbei helfen? Das wochenlange Durcharbeiten von AIAG und ggf. VDA 5 würde ich mir gerne ersparen. Man verzeihe mir meine Herangehensweise...
Vielen Dank im Voraus für den Input aus der Community!
VG
07.04.2022, 11:44 Uhr
Maximilian84
Level 2 = Community-Facharbeiter
Gruppe: Aktivierungsprozess
Mitglied seit: 09.01.2020
Beiträge: 90
Mitglied seit: 09.01.2020
Beiträge: 90
Hallo DGately,
das klingt wirklich nicht ganz trivial.
Andererseits würde ich da ähnlich verfahren wie bei einer normalen MSA für attributive Merkmale. Schnapp dir 50 Teile (gesunde Mischung aus OK/NOK) und prüfe ob die Anlage das entsprechend herausfiltert. Mach eben 3 Wiederholungen.
Dem Kunden würde ich dann noch zusichern, die Prüfung z.B. 1x pro Schicht/ bei Chargenwechsel etc. durch ein "red rabbit" also ein definiertes NOK Teil zu überprüfen.
Ist vielleicht nicht exakt das was du suchst, aber zumindest ein pragmatischer Ansatz, den du ja mal mit deinem SQE beim Kunden abstimmen könntest. Meistens sind die ja auch für pragmatische Ansätze zu haben.
Viele Grüße und halte uns bitte auf dem Laufenden, solltest du noch eine fachlich korrekte Lösung umsetzen.
Max
das klingt wirklich nicht ganz trivial.
Andererseits würde ich da ähnlich verfahren wie bei einer normalen MSA für attributive Merkmale. Schnapp dir 50 Teile (gesunde Mischung aus OK/NOK) und prüfe ob die Anlage das entsprechend herausfiltert. Mach eben 3 Wiederholungen.
Dem Kunden würde ich dann noch zusichern, die Prüfung z.B. 1x pro Schicht/ bei Chargenwechsel etc. durch ein "red rabbit" also ein definiertes NOK Teil zu überprüfen.
Ist vielleicht nicht exakt das was du suchst, aber zumindest ein pragmatischer Ansatz, den du ja mal mit deinem SQE beim Kunden abstimmen könntest. Meistens sind die ja auch für pragmatische Ansätze zu haben.
Viele Grüße und halte uns bitte auf dem Laufenden, solltest du noch eine fachlich korrekte Lösung umsetzen.
Max
07.04.2022, 12:58 Uhr
Guten Tag,
das Thema ist nicht trivial und mein Beitrag basiert auf dem Fachbuch "Eignungsnachweis von Messsystemen" von Dietrich, Schulze und Conrad im Hanser Verlag.
Es gibt drei mögliche Vorgehensweisen:
a) Hypothesen- und Effizienztest mit Kappa- und Kreuztabellenmethoden
b) analytische Methode über Zahl der positiven Entscheide
c) Signalerkennung mit experimenteller Bestimmung der Grauzone
Empfohlen wird die Signalerkennung mit fünf Schritten
1) 50 Werkstücke als Referenzwerte bestimmen, die Toleranz T mit Messunsicherheit U muss abgedeckt werden
2) Zwei Prüfer (vernachlässigen Sie aus vereinfachungsgründen "ohne Werkereinfluss") führen jeweils mindesten 2 Prüfungen an Ihrem Prüfautomaten durch
3) Ergebnisse in einer Tabelle (Reihenfolge gemäß Referenzwerte) eintragen
4) Graubereich ermitteln (Abstand des letzten von allen Prüfern von allen Prüfungen angenommenen Teils (Gutteil) zum ersten von allen Prüfern von allen Prüfungen zurückgewiesenen Teils (Schlechtteile). Bei beidseitigen Toleranzen gibt es somit den oberen (an der oberen Toleranz) und unteren (an der unteren Toleranz) Graubereich (d1, d2)
5) der mittlere Graubereich ergibt den Schätzwert für GRR (Gage Repeatability and Reproducibility = R&R)
Berechnung Schätzwert GRR = (d1+d2) / 2
Berechnung Wiederhol- und Vergleichspräzision in % bezogen auf die Bezugsgröße %GRR = GRR / Toleranz x 100%
das Thema ist nicht trivial und mein Beitrag basiert auf dem Fachbuch "Eignungsnachweis von Messsystemen" von Dietrich, Schulze und Conrad im Hanser Verlag.
Es gibt drei mögliche Vorgehensweisen:
a) Hypothesen- und Effizienztest mit Kappa- und Kreuztabellenmethoden
b) analytische Methode über Zahl der positiven Entscheide
c) Signalerkennung mit experimenteller Bestimmung der Grauzone
Empfohlen wird die Signalerkennung mit fünf Schritten
1) 50 Werkstücke als Referenzwerte bestimmen, die Toleranz T mit Messunsicherheit U muss abgedeckt werden
2) Zwei Prüfer (vernachlässigen Sie aus vereinfachungsgründen "ohne Werkereinfluss") führen jeweils mindesten 2 Prüfungen an Ihrem Prüfautomaten durch
3) Ergebnisse in einer Tabelle (Reihenfolge gemäß Referenzwerte) eintragen
4) Graubereich ermitteln (Abstand des letzten von allen Prüfern von allen Prüfungen angenommenen Teils (Gutteil) zum ersten von allen Prüfern von allen Prüfungen zurückgewiesenen Teils (Schlechtteile). Bei beidseitigen Toleranzen gibt es somit den oberen (an der oberen Toleranz) und unteren (an der unteren Toleranz) Graubereich (d1, d2)
5) der mittlere Graubereich ergibt den Schätzwert für GRR (Gage Repeatability and Reproducibility = R&R)
Berechnung Schätzwert GRR = (d1+d2) / 2
Berechnung Wiederhol- und Vergleichspräzision in % bezogen auf die Bezugsgröße %GRR = GRR / Toleranz x 100%
--------------------
Mit freundlichen Grüßen
aus dem Naheland
Sonntag
aus dem Naheland
Sonntag
08.04.2022, 07:36 Uhr
Maximilian84
Level 2 = Community-Facharbeiter
Gruppe: Aktivierungsprozess
Mitglied seit: 09.01.2020
Beiträge: 90
Mitglied seit: 09.01.2020
Beiträge: 90
Vielen Dank Sonntag für deinen sehr informativen und ausführlichen Beitrag! Ich denke das hilft in der praktischen Umsetzung.
Meiner Meinung nach zeigt sich hier aber wieder mal, dass man Probleme schafft, die es ohne uns nicht gegeben hätte.
Wenn man schon Fachbücher studieren/kennen muss, um eine Mess-/Prüfaufgabe zu lösen, glaube ich, schießen wir über das Ziel hinaus.
Ich würde in dem konkreten Fall davon ausgehen, dass auch der Kunde keine Ahnung hat und sich mit irgendeinem Ergebnis zufrieden stellen lassen würde. Ich würde nur befürchten, dass wenn man das Wort "Graubereich" in Verbindung mit Messwerten beim Kunden verwendet, das gesamte Vertrauen in die Messung weg wäre, auch wenn dies unbegründet ist.
Viele Grüße Max
Meiner Meinung nach zeigt sich hier aber wieder mal, dass man Probleme schafft, die es ohne uns nicht gegeben hätte.
Wenn man schon Fachbücher studieren/kennen muss, um eine Mess-/Prüfaufgabe zu lösen, glaube ich, schießen wir über das Ziel hinaus.
Ich würde in dem konkreten Fall davon ausgehen, dass auch der Kunde keine Ahnung hat und sich mit irgendeinem Ergebnis zufrieden stellen lassen würde. Ich würde nur befürchten, dass wenn man das Wort "Graubereich" in Verbindung mit Messwerten beim Kunden verwendet, das gesamte Vertrauen in die Messung weg wäre, auch wenn dies unbegründet ist.
Viele Grüße Max
08.04.2022, 11:44 Uhr
DGately
Level 1 = Community-Lehrling
Gruppe: Aktivierungsprozess
Mitglied seit: 27.08.2021
Beiträge: 3
Mitglied seit: 27.08.2021
Beiträge: 3
Hallo,
und vielen Dank für die umfangreichen und sehr schön kompakt und prägnant zusammengefassten Empfehlungen und Infos. Grundsätzlich würde ich mich auch gerne auf "Lehrbuchebene" mit dem Thema auseinandersetzen, habe aber schlicht und einfach nicht die Kapazität dafür - wer kennt dieses Problem nicht...
Die mögliche Vorgehensweise, um zu einem für den Kunden voraussichtlich akzeptablen Ergebnis zu kommen, ist mir jetzt auf jeden Fall klarer.
VG
und vielen Dank für die umfangreichen und sehr schön kompakt und prägnant zusammengefassten Empfehlungen und Infos. Grundsätzlich würde ich mich auch gerne auf "Lehrbuchebene" mit dem Thema auseinandersetzen, habe aber schlicht und einfach nicht die Kapazität dafür - wer kennt dieses Problem nicht...
Die mögliche Vorgehensweise, um zu einem für den Kunden voraussichtlich akzeptablen Ergebnis zu kommen, ist mir jetzt auf jeden Fall klarer.
VG
1 Besucher lesen dieses Thema (Gäste: 1)
0 Mitglieder: