SIMPLE-QUALITY
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Quality - Keep it simple...!!

Prozessfähigkeit für einen Tester ermitteln

Beitrag 14.06.2024, 07:31 Uhr
Morbus
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo zusammen,

wir haben hier bei uns in der Firma Tester stehen, die einzelne Baugruppen elektronisch prüfen. Nun hätte mein GF gerne die Prozessfähigkeit ermittelt. Mit CPK´s usw. Nun stellt sich mir die Frage woran ich den CPK Wert festmachen kann, da ich ja nur eine "i.o." oder "n.i.o." Meldung vom Tester bekomme. Es gibt also keine Messwerte an denen ich die Auswertung festmachen könnte. Hat jemand von Euch dazu eine Idee? Oder ggfs. einen Lösungsansatz für mein Problem?
Gruß Frank
   
Beitrag 16.06.2024, 13:15 Uhr
OliverG_
Level 2 = Community-Facharbeiter
**
Hallo Frank,
da muss ich ein paar Worte schreiben, die ich sonst nicht schreiben würde: Hier zeigt sich mal wieder, warum es mit der deutschen Wirtschaft nur noch abwärts geht, bei dieser Inkompetenz in Bundfaltenhosen. Naja fangt ja schon ganz oben an.
Zurück zum Thema, SPC geht nur mit quantitativen Werten, also Messwerten.
Die Formel für CPk ist ja = Minimum [(USL - μ) / 3σ, (μ - LSL) / 3σ], wobei USL die obere Spezifikationsgrenze und LSL die untere Spezifikationsgrenze ist.
Wo sind bei "i.o." oder "n.i.o." die Spezifikationsgrenzen? Das kannst du gerne mal deine GF fragen. Und wenn du noch mehr beliebt machen möchtest, frag mal deine GF was das "k" bedeutet.
Lösungsansatz für dieses Problem? GF dringend schulen!
Viel Spass
Oliver
   
Beitrag 17.06.2024, 06:30 Uhr
Morbus
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo Oliver,
und ich dachte schon ich hätte da einen "Hänger". Ich habe mir das ganze WE noch den Kopf zerbrochen, und auch nicht wirklich eine Lösung dafür gefunden. und ja, ich werde mich in den nächsten tagen "beliebt" bei meinem GF machen. Wir haben hier definitiv keine Ober und Untergrenzen. Das war ja auch der Aufhänger warum ich dort beim besten willen keine Messwerte ermitteln kann. Habe im ersten Moment an mir selbst gezweifelt. tounge.gif
Gut, Danke für deine schnelle Antwort!!

Gruß Frank
   
Beitrag 17.06.2024, 09:39 Uhr
Sonntag
Level 7 = Community-Professor
*******
Guten Tag,

ich befürchte, dass da etwas durcheinander geraten ist.
Die statistischen Fähigkeiten werden bei der Fertigung der Erstmuster oder der 2 Tagesproduktion (gibt verschiedene Bezeichnungen der OEM) ermittelt. In vielen Kundenanforderungen werden noch die alten Bezeichnungen Ppk (früher vorläufige Prozessfähigkeit) und Cpk (früher Langzeitfähigkeit) gefordert.
Im Serienprozess findet bei entsprechender statistischer Fähigkeit dann eine Prozessregelung (SPC) statt. Aus diesen SPC Daten können die statistischen Kennwerte ermittelt werden.
Bei statistisch nicht fähigen Merkmalen findet eine 100% Prüfung (natürlich keine zerstörende Prüfung) statt.

Für die eingesetzten Messmittel sind die statistischen Messsystemfähigkeiten (Cgk) zu ermitteln.
Bei attributiven Prüfmitteln geht dies nicht (Stattdessen wird mit mehreren Prüfern mehrere Prüfdurchgänge an 50 Werkstücken mit bekannten Referenzwerten Prüfergebnisse bestimmt und damit der mittlere Graubereich errechnet).

Wie zuvor bereits korrekt dargelegt wurde, können Sie mit den attributiven Testern keine statistische Prozessfähigkeit ermitteln.

Der Beitrag wurde von Sonntag bearbeitet: 17.06.2024, 10:34 Uhr


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Mit freundlichen Grüßen
aus dem Naheland
Sonntag
   
Beitrag 17.06.2024, 10:47 Uhr
Sonntag
Level 7 = Community-Professor
*******
ZITAT(Sonntag @ 17.06.2024, 09:39 Uhr) *
Guten Tag,

ich befürchte, dass da etwas durcheinander geraten ist.
Die statistischen Fähigkeiten werden bei der Fertigung der Erstmuster oder der 2 Tagesproduktion (gibt verschiedene Bezeichnungen der OEM) ermittelt. In vielen Kundenanforderungen werden noch die alten Bezeichnungen Ppk (früher vorläufige Prozessfähigkeit) und Cpk (früher Langzeitfähigkeit) gefordert.
Im Serienprozess findet bei entsprechender statistischer Fähigkeit dann eine Prozessregelung (SPC) statt. Aus diesen SPC Daten können die statistischen Kennwerte ermittelt werden.
Bei statistisch nicht fähigen Merkmalen findet eine 100% Prüfung (natürlich keine zerstörende Prüfung) statt.

Für die eingesetzten Messmittel sind die statistischen Messsystemfähigkeiten (Cgk) zu ermitteln.
Bei attributiven Prüfmitteln geht dies nicht (Stattdessen wird mit mehreren Prüfern mehrere Prüfdurchgänge an 50 Werkstücken mit bekannten Referenzwerten Prüfergebnisse bestimmt und damit der mittlere Graubereich errechnet).

Wie zuvor bereits korrekt dargelegt wurde, können Sie mit den attributiven Testern keine statistische Prozessfähigkeit ermitteln.


Zur Information:
Die DIN 55319 mit den alten Bezeichnungen für Cpk und Ppk wurde durch DIN 21747 und DIN ISO 22514 abgelöst.
Die "neuen" Bezeichnungen lauten seit dem
Cpk Prozessfähigkeitsindex Langzeituntersuchung bei stabilem Prozess (nur zufällige Einflüsse z.B. Werkzeugtemperaturschwankung im betriebswarmen Zustand)
Ppk Prozessleistungsindex Langzeituntersuchung bei instabilen Prozess (systematischer Einfluss wie Werkzeugverschleiß).

Die Praxis zeigt, dass mehr als 90% aller Fertigungsprozesse systematischen Einflüssen unterliegen und
somit nur ein Ppk Wert ermittelt werden kann.

Der Beitrag wurde von Sonntag bearbeitet: 17.06.2024, 10:48 Uhr


--------------------
Mit freundlichen Grüßen
aus dem Naheland
Sonntag
   
Beitrag 17.06.2024, 14:48 Uhr
Morbus
Level 1 = Community-Lehrling
*
Vielen Dank für die schnellen Antworten! Bei unseren Testern handelt es sich um Geräte mit denen ich Elektronische Baugruppen auf Funktion hin testen kann. Ich bekomme zwar Messwerte aus dem Tester, aber die sind gegenüber der gesamten Baugruppe nicht aussagekräftig. Letztendlich bekomme ich nur ein "Test i.O. oder ein Test n.i.O. angezeigt! Was ja wiederum für einen CpK und PpK nicht ausreicht. Wir Bewerten zur Zeit nur eine prozentuale "Gut-Rate", die uns maximal zeigt, wie viele Baugruppen unter dem Test ausgefallen sind, und wie viele Baugruppe in Ordnung sind.
Darum meine Anfängliche Frage zu dem Thema.

Gruß Frank
   
Beitrag 18.06.2024, 08:30 Uhr
Hawky
Level 4 = Community-Meister
****
Eigentlich gehts in die Richtung: Was will die GF mit einer Fähigkeit?

Die Antwort ist wahrscheinlich: Die Kosten für die 100% Prüfung sparen und diese dann abschaffen.

Das Dilemma ist, wenn man 10000 gute Teile hintereinander bekommt kann das 10001 Teil schlecht sein.
   
Beitrag 18.06.2024, 09:49 Uhr
Morbus
Level 1 = Community-Lehrling
*
Nein, darum geht es nicht. Er möchte, außer der Gut-Rate, noch einen CpK Wert. Er kommt aus dem Automotiv, wo alles etwas anders geregelt ist. Die Tests sind für uns nicht wegzudenken.
   
Beitrag 24.06.2024, 08:48 Uhr
Wunold
Level 1 = Community-Lehrling
*
ZITAT(Morbus @ 18.06.2024, 09:49 Uhr) *
Nein, darum geht es nicht. Er möchte, außer der Gut-Rate, noch einen CpK Wert. Er kommt aus dem Automotiv, wo alles etwas anders geregelt ist. Die Tests sind für uns nicht wegzudenken.


Wenn der Kollege aus der GF aus dem Automotive Bereich kommt dann denke ich schon eher, dass der Kollege schon weiß was er schwätzt. Wen ich sehe es wird eine 100 % Prüfung gemacht wäre natürlich auch mein erster Ansatz die Ursache zu beseitigen. Aber vielleicht ist dem Kollegen nur unbekannt, dass hier eine Attributive, und keine quantitative Messung stattfindet und somit auch keine Auswertung stattfindent.

Aber da fehlt uns schon wieder eine Info und es ist auch nur von meiner Seite Spekulation. Daher würde ich nicht gleich Inkompetenzen unterstellen.

Ich finde es eher traurig, das der ganze Krempel in jeder QSV drinnen steht ("Besondere Merkmale unterliegen einer statistischen Prozesskonrolle mit CPK ...blablabla"), Ich habe bisher nur eine einzige QSV in der Hand gehabt, welche den Nebensatz "wo technisch möglich" drinnen hatte. Jedes mal die Diskussion um nicht statistisch auswertbare Merkmale zu führen ist müßig (Schichtdicken, Einsatzhärten, Sauberkeiten....)

   
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