ZITAT(papirossi @ 12.11.2025, 14:21 Uhr)

Hab ich recht das dazu gewisse Bedingungen herrschen sollten um eine Wiederholgenauigkeit zu erreichen? Also thermische Stabilität ( klimatisierte Werkstatt? ), regelmäßig gewartete und kalibrierte Maschinen!?
Ganz klares nein.
Wiederholgenauigkeit ist ein Toleranzfenster, mehr nicht.
Also wenn ich ein Werkzeug in einer bestimmten Art und Weise zu einem Punkt bewege, dann gibt die Wiederholgenauigkeit der Maschine die max. Abweichung an, an der sich das Werkzeug beim 2ten Mal befinden darf wenn ich das Werkzeug auf den gleichen Punkt in der gleichen Art und Weise bewegt habe.
Ob dabei die Maschine in der Antarktis oder der Sahara steht spielt keinerlei Rolle. Die Genauigkeit der Maschine ist nur für die Genauigkeit der Reproduzierbarkeit verantwortlich, nicht für das absolute Maß das gefordert ist!
Das ist bei vielen ein großer Irrglaube das es eine super genaue Maschine braucht um ein Maß 5±0,002 fertigen zu können. Man kann das auch mit einer 50 Jahren alten konventionellen Maschine machen.
Im Laufe eines Tages verändern sich die Temperaturen der Umgebung, des Kühlmittels (durch Abwärme während der Zerspanung) und der Maschine in sich durch Reibung sowie durch Abwärme der elektrischen Komponenten, sprich Motoren.
Dadurch verändern sich die Bedingungen wie sich das Werkzeug an den Punkt bewegt und es kommt zu Abweichungen. Bei der konventionellen Maschine muss ich als Bediener nun die Position verändern um wieder das Maß zu erreichen.
Bei CNC-Maschinen übernimmt das in der Regel die Steuerung selber, wenn in der Maschine Sensoren eingebaut sind, dann gibt es in der Steuerung eine Kompensationstabelle wo drin steht wohin die Achse fahren soll. Auch eine juckelige 0815-Maschine kann/wird die gleiche Genauigkeit wie eine supa-dupa-Maschine haben, wenn sie gute Sensoren hat und ordentlichen kompensiert.
Sagen wir mal das Du nun mit Deiner Maschine irgendein Teil im Sommer bei 35° fräst und Deine Mikrometerschraube die Du an der Maschine (nicht in der Sonne) liegen hast ebenso 35° hat und das Maß 5±0,002 entspricht, sagen wir mal wir messen 5,0
exakt. Jetzt legen wir das Teil ins Regal und warten bis zum Herbst, die Temperatur fällt auf 20° und Du misst das Teil nochmal, welches Maß misst Du mit einer Mikrometerschraube die 20° hat?
Wenn das Teil und die Mikrometerschraube aus dem gleichen Material sind, dann wirst Du exakt 5,0 messen, bzw. ein Maß was der Wiederholgenauigkeit der Mikrometerschraube entspricht.
Wenn die Materialien unterschiedlich sind, dann ist eine Abweichung entsprechend der Differenz der Temperaturkoeffizienten zu erwarten.
Lange Rede kurzer Sinn: Für die Genauigkeit der Werkstücke bist Du verantwortlich, nicht die Maschine oder Umgebung. Wenn Du Ausschuß produzierst dann muss man schauen woran es liegt. Jedes Werkzeug nutzt sich mit der Zeit ab und muss dann korrigiert oder ersetzt werden. Mit diesem Ausschuß (oder ggf. Nacharbeit des Teils falls möglich) muss man leben, einen guter Facharbeiter zeichnet sich dadurch aus das er geeignete Maßnahmen selbsttätig ergreifen kann um diesen Anteil möglichst
klein oder bei 0 zu halten.
Passiert dennoch "viel" Ausschuß ist der Programmierer / Arbeitsvorbereiter mit in der Pflicht und man sollte Fragen ob die korrekten Schnittbedingungen bzw. Werkzeuge gewählt wurden. Auch in Hinblick auf die Maschine, hier spielt dann die Stabilität und auftretende Schwingungen des Werkzeuges und der Maschine eine Rolle!
Wie groß der Unterschied sein kann merkt man meistens erst wenn mal eine Maschine kaputt ist und die Teile auf einer anderen produziert werden. Dann zeigen sich oft deutliche Unterschiede in der Oberflächenqualität, Maßhaltigkeit der Teile oder Standzeit der Werkzeuge.
Der berühmte Wärmegang den man im Laufe des Tages (vermeintlich) messen kann, ist nur durch den Temperaturunterschied des Messwerkzeuges und der kompensierten Maschine zu begründen. Wie sich Wärme tatsächlich auf den Produktionsprozess auswirkt ist in der Praxis nicht einfach zu ermitteln, dann dafür muss man die Temperatur im Inneren der Maschine (wo das Teil produziert wird), der Umgebung, des Messmittels und des gemessenen Teils zu verschiedenen Zeitpunkten messen, am besten bei mannloser Produktion. Wenn man die Daten dann analysiert ist es oft nicht eindeutig welchen Einfluss die Temperaturänderung im Laufe des Tages hat, in der Regel wird das überschätzt.
Andreas.