Hallo Liebe Experten,
ich bin seid gut 3,5 Jahren in einem der weltweit führenden Maschinen- und Anlagenbauer tätig. Zu dessen Kunden gehören Automobilhersteller und -zulieferer sowie Unternehmen der holzbearbeitenden Industrie, aus dem Maschinenbau sowie aus der Chemie- und Pharmabranche. Will heißen: Mit knapp 4 Mrd EUR Umsatz im letzten Jahr geht es uns eigentlich recht gut.
Nun ist es leider so dass ich in einer Zweigstelle arbeite. Einer der kleinen von 108 Standorten weltweit. Moment läuft es bei uns aber nicht so prikelnd und auch wir werden dem momentan anhaltenden Sparzwang des neuen Jahres wohl oder übel zum Opfer fallen. Zumindest stehen die Zeichen alle auf ein Ende. Die Aufträge meiner Abteilung, welche früher für mehrere Monate um Voraus geplant wurden reichen gerade mal bis kommende Woche, dann stehen die meisten Maschinen leer.
Nun zu mir. Ich habe 2016 hier am Standort als Produktionshelfer angefangen. Ich habe Metallbauer für Konstruktionstechnik gelernt, war dann im Ausland und bei meiner Rückkehr 2015 brauchte ich dringend einen Job. So fing ich über die Leiharbeit in dem Unternehmen an, wie gesagt als Produktionshelfer. In den ersten 6 Monaten habe ich mir die
CNC Technik ein wenig genauer angeschaut und mich nach und nach in die Materie eingearbeitet. Anfangs nur mit kleinen Verschleißwerten und mehr und mehr hin zum Einrichten.
Dann wurde sämtliche Leihkräfte im August 2016 entlassen. Ich kam glücklicherweise noch in einer anderen Abteilung unter da ich als Metallbauer dort mit dem Sch***en von Baustahl sehr gefragt war. Dies ging aber nur 3 Monate und meiner Abwesenheit in der CNC Fertigung hatte sich derart bemerkbar gemacht dass ich wieder, mit mehr Gehalt, wechseln durfte.
Dann wurden meine Tätigkeiten immer umfangreicher. Ich richtete Maschinen ein, schrieb Programme (
Siemens Sinumerik 840D und FANUC) und arbeitete Aufträge von der Materialentnahme bis zur Ausgangkontrolle eigenständig ab.
Im September 2018 wurde ein Kollege nach Abschluss seines Technikers bei uns zum Teamleiter, daraufhin übernahm ich seine Maschine.
Seit dem Arbeite ich täglich mit einer Index G220 mit Revolver und MFS (Frässpindel). Zudem programmiere ich an der Virtuellen Maschine. Des weiteren habe ich mehere 5S Tätigkeiten da ich der sogenannte "5S Beauftragte" bin. Obwohl dies natürlich aus Kostengründen kaum zur Geltung kommt da kein Geld in irgendwelche wichtigen oder sicherheitsrelevanten Dinge investiert wird. Aber egal.
Nun, um das Ganze mal kurz herunter zu brechen: Ich bin kein Zerspaner! Ich habe die Ausbildung nicht, ich habe NIE eine Schulung erhalten! Dennoch kann ich einwandfrei und problemlos eine Index G220, eine
Spinner TC400, TC600 sowie eine
Chiron FZ12 Highspeed (jeweils Siemens) programmieren, einrichten und in Serienfertigung bringen um diese dann an die Maschinenbediener zu übergeben! Nur, was ist das Wert?
Für all das gibt es keiner Nachweise, was ist also da "Können" wert wenn der Nachweis ausbleibt? Ich habe Angst das wenn dieser Standort geschlossen wird, ich meinen Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren kann. Da ich jetzt für meiner Verhältnisse ohnehin schon extrem wenn ich "zu" gut bezahlt werde, habe ich Angst dass ich woanders wieder nichts weiteres sein kann als Produktionshelfer, mit 11:50EUR wenn ich Glück habe
Was meint Ihr? Ist ein Ungelernter nichts wert nur weil er keinen Nachweis hat aber dennoch vollwertige Arbeit leisten kann? Da würde mich Eure Meinung mal interessieren...
Vielen Dank,
LJ