R&D Steuerungstechnik

802D stürzt bei Datenausgabe ab, Zwei Maschinen gecrasht

Beitrag 16.08.2004, 23:18 Uhr
Chegga
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo,

habe bei der Sinumerik 802D ein größeres Softwareproblem entdeckt. Benutzt man für den Dateinamen mehr als 16 Zeichen, stürzt die Steuerung bei der Datenausgabe ab und lässt sich nur durch einen Neustart wieder bedienen. Bei uns sind dadurch schon zwei Maschinen gecrasht, da sich beim Absturz der Steuerung die Z-Bremse löste und die Spindel mit Werkzeug auf den Tisch krachte. Komisch ist, dass sich das Programm ohne Fehlermeldung einlesen lässt und auch abgearbeitet werden kann, erst beim Auslesen kommt das böse Erwachen. Durch rechtzeitiges Drücken des Not-Aus Schalters greift die Z-Bremse wieder und es passiert nichts weiter. Siemens schiebt das Problem auf den Maschinenhersteller, welcher den Absturz der Steuerung nicht richtig interpretiert ( Not-Aus Zustand), aber normalerweise darf die Steuerung doch bei so einem kleinem Problem nicht ohne Warnung oder Fehlermeldung abstürzen.

Hat jemand schon ähnliche Erfahrung mit der 802D ?

Viele Grüße

Kai
   
Beitrag 17.08.2004, 09:11 Uhr
apoggel
Level 5 = Community-Ingenieur
*****
Hallo Kai,

glücklicherweise kenne ich das Problem noch nicht, denn als Hersteller von DNC-Software inkl. der kompletten Inbetriebnahme ist ein solcher Fehler natürlich sehr unangenehm.

Um welchen Maschinenhersteller handelt es sich? Dann könnten die Leute mit der gleichen Steuerung und anderer Maschine mal testen, ob das gleiche Problem auftritt. Du weißt dann wenigstens welchen Hersteller du festnageln solltest.

Des Weiteren kenne ich noch keine 802D?! D hört sich nach einer relativ neuen Steuerung an! Überträgst du über Ethernet?

Beste Grüsse
Andreas


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Andreas Poggel - industrielle IT
Wuppertal
www.industrielle-it.com
   
Beitrag 17.08.2004, 11:08 Uhr
Chegga
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo Andreas,

die Maschine ist eine Challenger Microcut MCV 2412 mit Sinumerik 802D. Kommt meines wissens über Generalimporteur aus Taiwan. Laut Siemens ist bekannt, dass die Steuerung ab 17 Zeichen im Programmnamen abstürzt. Normalerweise müsste doch dann beim Einlesen schon eine Fehlermeldung kommen. Die Steuerung ist relativ neu, mit neuster Software Revision, Übertragung erfolgt über RS232 Kabel. ( Das mit dem Bluetooth ist auch noch in Bearbeitung, hab grad keine Zeit dafür).

Viele Grüße
Kai
   
Beitrag 17.08.2004, 11:35 Uhr
apoggel
Level 5 = Community-Ingenieur
*****
Hallo Kai,

danke für die wertvolle Information!
Sicherlich sollte Siemens den Fehler abfangen, da bin ich deiner Meinung.

Wenn du für deine Datenorganisation mehr als 16 Zeichen benötigst, sehe ich nur die Möglichkeit mit einer DNC-Software zu arbeiten, die es ermöglicht, den Dateinamen automatisch aus einem Kommentar zu erkennen.
So machen wir das mit WinProDNC bei Steuerungen, die nur kurze Programmnummern verwalten können. Es gibt sehr wenige Steuerungen die mehr als 16 Zeichen können!

Die Ergängzung mit einer Datenbank bietet natürlich noch umfangreichere Möglichkeiten.

Bitte teile doch mit, wenn Siemens die Problematik behoben hat und mit welchem Softwarestand!

Gruß Andreas


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Andreas Poggel - industrielle IT
Wuppertal
www.industrielle-it.com
   
Beitrag 17.08.2004, 13:22 Uhr
uli12us
Level 8 = Community-Ehrenmitglied
********
Kann sein dass ich mich täusche, soviel ich weiss ist die 802D so was wie die FM-NC also ne absolute Billigsteuerung die nicht mal eine richtige NC Einheit hat sondern das ganze über die SPS abwickelt. Die gibts in verschiedenen Varianten angefangen von steppermotoren (S) über gleichstrom (A?) bis hin zu digitalservos (D). Es wäre noch interessant zu wissen ob für die Antriebe der Simodrive 611 Umrichter verwendet wird oder dort auch ne Billiglösung eingebaut ist.

Aber helfen tut das bei dem Problem natürlich nicht. Da müsste das SPS Programm so geändert werden dass bei irgendeinem undefinierten Zustand die Motorbremse freigegeben wird. bzw. eigentlich nur gelüftet werden darf, wenn in der Z-Achse ein Fahrbefehl ansteht. Das ist aber auf alle Fälle Sache des Maschinenherstellers. Übrigens hatte meine Deckel sowas am Anfang auch. Zuerstmal dachte ich natürlich ich mach was falsch dann hab ich doch mal bei Deckel angerufen. "Des wiss ma schon, da muss jemand kommen und ein paar Kabel umklemmen" hiess es da. Toll, und warum wird das bei ner Neumaschine nicht gleich richtig gemacht.

Gruss Uli
   
Beitrag 17.08.2004, 19:22 Uhr
plc
Level 3 = Community-Techniker
***
Hallo allerseits ,
Die 802 ist eine abgespeckte Version der 810D .
Ursprünglich wurde bei Siemens Chemnitz die
802s für den chinesischen Markt entwickelt.
Doch Aufgrung der Positiven Resonanz hier in
Deutschland wurde diese Schrittmotor-Steuerung
weiterentwickelt zur 802c für Analog-Antriebe
und 802d für Digital-Antriebe.
Die 802d arbeitet serienmäßig mit dem 611UE
Antriebsverbund und kann ab Version 2 max.
4 Achsen und 2 Spindeln betreiben.
Ganz neu sind nun die sog. Baseline , eine
"Weiterentwicklung" von Siemens-China , die
wurde noch weiter kastriert , so dass diese nur
für einfache Drehmaschinen ( 2 Achsen + 1 Spindel)
verwendet werden .
Nun aber zu dem eigentlichen Problem :
Das mit den Dateinamen muss Siemens lösen , das ist
ganz klar eine Fehlerhafte NC-Software.
Speaking of NC-Software : welche Version hast du ??
Bei V02.01.05 gabe es Probleme mit dem WZ-Wechsel ,
Teste mal alle Positionen inkl. T0 durch...
Bei einigen Maschinen aus Taiwan ist nur ein kleiner
PLC-Fehler vorhanden : Nach Not-Aus und anschließendem
Reset wurde die Z-Bremse sofort gelöst , obwohl die
Achse noch nicht in Regelung ist .
Resultat : nach Reset sackt die Achse etwas ab.
Dies merkt man eigentlich nur beim Aufstellen , wenn
das Gegengewicht noch festgeschraubt ist.
Dies wegsacken beim Absturz kommtt mir auch bekannt vor !
Das war bei einer Portal-Fräßbank ohne Gegengewicht ,
dort kam bei Steuerungs-Neustart (kommt bei der Inbetriebname
öfters vor) die Z-Achse etwa 5-10mm runter.
Die Ursache :
Hier ist der schaltet das Leistungsteil des Achsantriebs
schneller ab ,als die Bremse anziehen kann.
Um dies zu verhindern , habe ich ein Zeitrelais eingebaut ,
das im Fehlerfall die Leistungsversorgung des Antriebes
verzögert abschaltet.
Ergebnis :
Nun hört man erst die Bremse anziehen , und dann schaltet der
Antrieb erst ab.
Ok , ganz verhindern kann man das nicht , aber die Z-Achse
bewegt sich nun nur noch um etwa 0,05mm bis 0,1mm nach unten.
Also frag mal den Maschinenhersteller , ob er das Zeitrelais
nachrüsten kann ...
Viel Erfolg ,
PLC


--------------------
Grüsse ...
PLC


Wissen ist Macht ,
Nix wissen macht nix !
   
Beitrag 18.08.2004, 10:38 Uhr
uli12us
Level 8 = Community-Ehrenmitglied
********
Nur zum Verständnis, dein Zeitrelais verzögert die Antriebsfreigabe bzw lässt die etwas länger aufgeschaltet. Oder verzögerst du damit irgendwas anderes. Leider helfen die Änderungen die Deckel damals an meiner Maschine gemacht hat nicht weiter weil von der 840D wahrscheinlich nicht viel Gemeinsamkeiten zur 802D bestehen.

Gruss Uli
   
Beitrag 18.08.2004, 18:56 Uhr
plc
Level 3 = Community-Techniker
***
nun ,
denn plaudern wir mal weiter aus dem Nähkästchen :

Bei der Portalmaschine war das so , das die Impulsfreigabe
des Netzeinspeisemoduls von der PLC gesteuert wurde.
Und wenn die Steuerung abstürzt , wird die
Impulsfreigabe sofort abgeschaltet , bei Not-Aus jedoch nicht.
Die Impulsfreigabe steuert die Leistung des Zwischenkreises.
Bei Wegnahme trudeln die Antriebe unkontrolliert aus und
somit kann die Z-Achse auch nicht mehr bis zum Einsetzen der Bremse
in Position gehalten werden.
Im Gegensatz dazu hat die Antriebsfreigabe eine andere Wirkungsweise :
Wenn die Antriebsfreigabe abgeschaltet wird , so werden intern
für alle Antriebe Nsoll=0 gesetzt , entsprechend gebremst und
gesperrt. (z.B. bei Not-Aus)
Nun kommt der Trick :
Beim Absturz (oder plötzlichen Neustart) werden alle Ausgänge
gleichzeitig abgeschaltet , also auch die Impulsfreigabe !
Jetzt kann der Regler den Bremsbefehl "Fehlende Antriebsfreigabe"
nicht mehr ausführen , da ohne Impulsfreigabe keine Energie
mehr dafür vorhanden ist.
Dies ist der Grund , daß die Z-Achse runterfällt !
Deshalb halte ich mit dem Zeitrelais die Impulsfreigabe
im Fehlerfall noch etwa 1-2 Sek. an , um den Antrieben
die Chance zu geben , die Achsen festzuhalten , bis
die Z-Bremse angezogen hat.

Das Interessante an der Geschichte dürfte wohl die Tatsache sein ,
das die Netzeinspeisemodule und Leistungsteile bei der 802D
Genau dieselben wie bei der "grossen" 810D / 840D sind.
Es sind nur andere Regeleinschübe , und die 802D hat keine CCU-Box.
Also , Uli , bei deiner Deckel könnte dies auch gehen !
(Wenn denn die Impulsfreigabe auch von der I/O-Baugruppe kommt)

Allerdings finde ich das schon etwas befremdlich , daß so ein
großer Maschinenhersteller solche groben Patzer macht ,
und den Fehler offensichtlich nicht mal beheben kann !
Gruß , PLC


--------------------
Grüsse ...
PLC


Wissen ist Macht ,
Nix wissen macht nix !
   
Beitrag 18.08.2004, 22:03 Uhr
Chegga
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo,

Wechslerpositionen funktionieren einschließlich T0 alle, auch das mit dem Not-Aus und danach Reset Taste drücken erfolgt problemlos. Softwarerevision ist auf jeden Fall die neuste, irgendwas mit 2 am Anfang, werd sie morgen genauer posten. Wie ist das mit dem Zeitrelais, funktioniert das auch bei der 802D ? Wenn ja, wie muss ich es genau anschliessen ? Sollte unbedingt ne Lösung für das Problem finden, man kann ja beim Datei auslesen nicht immer darauf gefasst sein, daß gleich die Z-Achse runterfällt.

Viele Grüße
Kai
   
Beitrag 19.08.2004, 08:51 Uhr
uli12us
Level 8 = Community-Ehrenmitglied
********
QUOTE
Deshalb halte ich mit dem Zeitrelais die Impulsfreigabe
im Fehlerfall noch etwa 1-2 Sek. an , um den Antrieben
die Chance zu geben , die Achsen festzuhalten , bis
die Z-Bremse angezogen hat.


Das relais kommt dorthin wo die impulsfreigabe an die Netzeinspeisung angeschlossen wird. Quasi hast du ein Relais das du an die Klemme anschliesst das du über die Leitung die vorher drin war ansteuerst und mit 24V versorgt.

@plc, das haben die Deckel-Leute schon lange in Ordnung gebracht. Ich hab mir das grade mal im Elektroplan angeschaut. Die haben denselben Fehler gemacht den du beschrieben hast. Da waren impuls- und Antriebsfreigabe einfach parallel geschaltet. Sobald man von Handbetrieb auf Automatik umgeschaltet hat (bzw die Einschalttaste betätigt) ist die z-Achse ein paar mm runtergefallen.
Da ich meine Werkzeuge damals und leider auch heute noch durch ankratzen einstelle war da recht häufig Werkzeug und Werkstück beim Teufel.

BTW, weisst du zufällig was man da tun kann. Es gibt eine unbelegte Position in der SPS die für freie M-Funktionen zuständig ist. ich hab in der Steuerung den entsprechenden Punkt aktiviert allerdings lässt sich das blöde Teil dann nicht mehr starten. Gibt es eine einfache Möglichkeit die Ausgänge über ein Macro oder so zu schalten. Was weiss ich vielleicht
(a64)=1 oder so ähnlich

Gruss Uli
   
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