SIMPLE-QUALITY
Quality - Keep it simple...!!
FMEA als Student durchführen?
04.06.2024, 19:28 Uhr
Hallo Zusammen,
ich habe eine eher unkonventionelle Frage und hoffe, dass ich hier richtig bin.
Ich bin Student der Technischen BWL und habe ein Jahr lang bei einem mittelständischen Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern im technischen Vertrieb als Werkstudent gearbeitet. Jetzt bin ich innerhalb desselben Unternehmens ins Qualitätsmanagement gewechselt, weil ich mir nochmal etwas anderes anschauen wollte.
Ich habe keinerlei Vorkenntnisse im Qualitätsmanagement, weder theoretisch noch praktisch. Seit drei Wochen bin ich nun in der Abteilung und bin dabei, eine FMEA (Fehlermöglichkeits- und -Einflussanalyse) für eine technische Produktionsanlage durchzuführen. Diese Anlage ist mir komplett unbekannt und relativ komplex, bestehend aus 11 Teilsystemen, die sowohl mechanisch als auch chemisch sind (mehrere Prozessbäder).
Da das Unternehmen nicht über genügend Ressourcen verfügt, soll ich die FMEA in Eigenregie durchführen. Das bedeutet, dass ich mich nicht mit den Leuten im Team treffe, sondern sie während ihrer Arbeit beobachte und interviewe. Der Kollege in der Abteilung hat mir nur grob erklärt, wofür man eine FMEA macht und welches Potenzial sie hat. Wirkliche Hilfe bekomme ich nicht, da er selbst mit einer Six Sigma Analyse beschäftigt ist. Ab und an gibt es Meetings, in denen er mir sagt, ob ich aus seiner Sicht in die richtige Richtung gehe oder nicht.
Ich habe ein FMEA-Handbuch erhalten und arbeite mit einem darin vorgeschlagenen Formblatt. Von den verfahrenstechnischen Teilen der Anlage habe ich eine Dokumentation mit mehreren Rohrleitungs- und Instrumentenfließschemata erhalten. Da ich von Fließschemata keine Ahnung habe, habe ich mir diese von den Maschinenbedienern grob erklären lassen sowie die restlichen rein mechanischen Anlagenteile.
Es gibt kein konkretes Fälligkeitsdatum für das Projekt; es wurde ca. sechs Monate in den Raum gestellt, so lange läuft auch mein Vertrag. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich das leisten kann, da jede Quelle sagt, dass eine FMEA in einem Team aus Experten durchgeführt wird. Ich bin alleine, habe keinerlei Vorkenntnisse und muss mich jetzt sowohl in die FMEA-Methode als auch in die komplexe Anlage einarbeiten. Dazu kann ich die Bediener und andere Personengruppen, die mit der Anlage zu tun haben, nur während ihrer Arbeitszeit interviewen, also nur dann, wenn sie gerade Zeit haben.
Was ist eure Meinung? Ist dieses Projekt für mich grundsätzlich machbar und ich sollte weitermachen, oder sollte ich mir besser eine andere Stelle suchen?
Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
Viele Grüße
Der Beitrag wurde von fabianmaier98 bearbeitet: 04.06.2024, 19:29 Uhr
ich habe eine eher unkonventionelle Frage und hoffe, dass ich hier richtig bin.
Ich bin Student der Technischen BWL und habe ein Jahr lang bei einem mittelständischen Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern im technischen Vertrieb als Werkstudent gearbeitet. Jetzt bin ich innerhalb desselben Unternehmens ins Qualitätsmanagement gewechselt, weil ich mir nochmal etwas anderes anschauen wollte.
Ich habe keinerlei Vorkenntnisse im Qualitätsmanagement, weder theoretisch noch praktisch. Seit drei Wochen bin ich nun in der Abteilung und bin dabei, eine FMEA (Fehlermöglichkeits- und -Einflussanalyse) für eine technische Produktionsanlage durchzuführen. Diese Anlage ist mir komplett unbekannt und relativ komplex, bestehend aus 11 Teilsystemen, die sowohl mechanisch als auch chemisch sind (mehrere Prozessbäder).
Da das Unternehmen nicht über genügend Ressourcen verfügt, soll ich die FMEA in Eigenregie durchführen. Das bedeutet, dass ich mich nicht mit den Leuten im Team treffe, sondern sie während ihrer Arbeit beobachte und interviewe. Der Kollege in der Abteilung hat mir nur grob erklärt, wofür man eine FMEA macht und welches Potenzial sie hat. Wirkliche Hilfe bekomme ich nicht, da er selbst mit einer Six Sigma Analyse beschäftigt ist. Ab und an gibt es Meetings, in denen er mir sagt, ob ich aus seiner Sicht in die richtige Richtung gehe oder nicht.
Ich habe ein FMEA-Handbuch erhalten und arbeite mit einem darin vorgeschlagenen Formblatt. Von den verfahrenstechnischen Teilen der Anlage habe ich eine Dokumentation mit mehreren Rohrleitungs- und Instrumentenfließschemata erhalten. Da ich von Fließschemata keine Ahnung habe, habe ich mir diese von den Maschinenbedienern grob erklären lassen sowie die restlichen rein mechanischen Anlagenteile.
Es gibt kein konkretes Fälligkeitsdatum für das Projekt; es wurde ca. sechs Monate in den Raum gestellt, so lange läuft auch mein Vertrag. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich das leisten kann, da jede Quelle sagt, dass eine FMEA in einem Team aus Experten durchgeführt wird. Ich bin alleine, habe keinerlei Vorkenntnisse und muss mich jetzt sowohl in die FMEA-Methode als auch in die komplexe Anlage einarbeiten. Dazu kann ich die Bediener und andere Personengruppen, die mit der Anlage zu tun haben, nur während ihrer Arbeitszeit interviewen, also nur dann, wenn sie gerade Zeit haben.
Was ist eure Meinung? Ist dieses Projekt für mich grundsätzlich machbar und ich sollte weitermachen, oder sollte ich mir besser eine andere Stelle suchen?
Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
Viele Grüße
Der Beitrag wurde von fabianmaier98 bearbeitet: 04.06.2024, 19:29 Uhr
05.06.2024, 08:08 Uhr
Hallo fabianmaier98,
da schmeißen die dich aber ganz schön ins kalte Wasser.
Im Ernst, dass du gleich so ein Projekt bekommst ist natürlich eine Herausforderung. Aber bietet natürlich die Gelegenheit, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu lernen.
Die grundlegende Richtung mit deinem Kollegen abzustimmen, halte ich für einen guten Ansatz. Hier musst du die Unterstützung eben auch einfordern. Eventuell regelmäßiges Meeting um den Fortschritt oder Probleme zu besprechen?
Auch Fließschemata lesen kann man lernen, ich finde das spannender am konkreten Projekt, wie nur theoretisch. Hier hast du ja schon Unterstützung bekommen, da kannst du sicher auch noch spezieller nachfragen.
Ich würde mir überlegen, mit dem Kollegen Termine anzusetzen um auch die Rückmeldungen zu bekommen, wo eventuell Einflüsse sind, die du nicht bedacht hast. Eventuell auch mit dem Hersteller der Anlage reden, die kennen die meisten Einflüsse sehr gut und haben für manche Prozesse sicher auch eine Risikoanalyse gemacht.
Ich würde das Projekt so eher als Herausforderung sehen und das auf jeden Fall weitermachen.
Kommt aber sicher auch darauf an, ob du dich da "reinbeißen" willst. Denn das ist definitiv viel Arbeit und viel neues was es zu lernen und erarbeiten gilt.
Viele Grüße
unaware
da schmeißen die dich aber ganz schön ins kalte Wasser.
Im Ernst, dass du gleich so ein Projekt bekommst ist natürlich eine Herausforderung. Aber bietet natürlich die Gelegenheit, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu lernen.
Die grundlegende Richtung mit deinem Kollegen abzustimmen, halte ich für einen guten Ansatz. Hier musst du die Unterstützung eben auch einfordern. Eventuell regelmäßiges Meeting um den Fortschritt oder Probleme zu besprechen?
Auch Fließschemata lesen kann man lernen, ich finde das spannender am konkreten Projekt, wie nur theoretisch. Hier hast du ja schon Unterstützung bekommen, da kannst du sicher auch noch spezieller nachfragen.
Ich würde mir überlegen, mit dem Kollegen Termine anzusetzen um auch die Rückmeldungen zu bekommen, wo eventuell Einflüsse sind, die du nicht bedacht hast. Eventuell auch mit dem Hersteller der Anlage reden, die kennen die meisten Einflüsse sehr gut und haben für manche Prozesse sicher auch eine Risikoanalyse gemacht.
Ich würde das Projekt so eher als Herausforderung sehen und das auf jeden Fall weitermachen.
Kommt aber sicher auch darauf an, ob du dich da "reinbeißen" willst. Denn das ist definitiv viel Arbeit und viel neues was es zu lernen und erarbeiten gilt.
Viele Grüße
unaware
05.06.2024, 15:22 Uhr
Guten Tag Hr. Maier,
willkommen im Forum und leider auch in der bitteren Realität in einem KMU.
Für mich als Auditor ist das einzige Positive, dass der von Ihnen geschilderte Fall ein Schulungsbeispiel
für eine systematische Hauptabweichung nach IATF 16949 und den mit geltenden Vorgaben darstellt.
Eine FMEA wird durch ein bereichsübergreifendes Team unter Leitung eines geschulten Modertors durchgeführt.
Dazu gehört, dass die Teammitglieder zumindest in FMEA unterwiesen sind und entsprechendes Fachwissen mit einbringen.
Nach Ihren Schilderungen werden diese Grundvoraussetzungen nicht hinreichend erfüllt und
das Ergebnis der FMEA dürfte unter den Bedingungen kaum zu einem brauchbaren Aussagewert führen.
Sie könnten versuchen, mit Ihrem Betreuer ein Gespräch mit dem Ziel zu führen,
dass mindestens eine weitere qualifizierte Person zum FMEA Team ernannt wird.
Sollte das Gespräch ohne Erfolg enden, wäre ein Wechsel zu einem anderen Unternehmen ernsthaft abzuwägen.
Gute und motivierte Mitarbeiter werden händeringend gesucht.
Viel Erfolg.
Der Beitrag wurde von Sonntag bearbeitet: 05.06.2024, 15:24 Uhr
willkommen im Forum und leider auch in der bitteren Realität in einem KMU.
Für mich als Auditor ist das einzige Positive, dass der von Ihnen geschilderte Fall ein Schulungsbeispiel
für eine systematische Hauptabweichung nach IATF 16949 und den mit geltenden Vorgaben darstellt.
Eine FMEA wird durch ein bereichsübergreifendes Team unter Leitung eines geschulten Modertors durchgeführt.
Dazu gehört, dass die Teammitglieder zumindest in FMEA unterwiesen sind und entsprechendes Fachwissen mit einbringen.
Nach Ihren Schilderungen werden diese Grundvoraussetzungen nicht hinreichend erfüllt und
das Ergebnis der FMEA dürfte unter den Bedingungen kaum zu einem brauchbaren Aussagewert führen.
Sie könnten versuchen, mit Ihrem Betreuer ein Gespräch mit dem Ziel zu führen,
dass mindestens eine weitere qualifizierte Person zum FMEA Team ernannt wird.
Sollte das Gespräch ohne Erfolg enden, wäre ein Wechsel zu einem anderen Unternehmen ernsthaft abzuwägen.
Gute und motivierte Mitarbeiter werden händeringend gesucht.
Viel Erfolg.
Der Beitrag wurde von Sonntag bearbeitet: 05.06.2024, 15:24 Uhr
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Mit freundlichen Grüßen
aus dem Naheland
Sonntag
aus dem Naheland
Sonntag
06.06.2024, 09:14 Uhr
Meiner Meinung nach will die Firma alles erreichen aber nichts investieren. Investieren meine ich in Personal und auch Equipment.
Six Sigma zu erreichen ist sehr schwer und da arbeitet nur unser bester Mann daran. Da kann man ja den Studenten mißbrauchen und so eine Lappalie wie eine FMEA machen lassen. Das ist ja im Vergleich nix.
Die Ziele, die sich die Firma gesteckt hat, sind einfach unrealistisch. Man hat ein Mittelklasseauto und will in der Formel 1 mitfahren. Irgendwann begreift man das und kauft sich ein Formel 1 Auto, dann wirds schon gehen. Allerdings hat man dann noch keinen Fahrer und auch kein Team das konkurrenzfähig wäre. Reifensätze braucht man ja auch nicht...
Six Sigma zu erreichen ist sehr schwer und da arbeitet nur unser bester Mann daran. Da kann man ja den Studenten mißbrauchen und so eine Lappalie wie eine FMEA machen lassen. Das ist ja im Vergleich nix.
Die Ziele, die sich die Firma gesteckt hat, sind einfach unrealistisch. Man hat ein Mittelklasseauto und will in der Formel 1 mitfahren. Irgendwann begreift man das und kauft sich ein Formel 1 Auto, dann wirds schon gehen. Allerdings hat man dann noch keinen Fahrer und auch kein Team das konkurrenzfähig wäre. Reifensätze braucht man ja auch nicht...
21.06.2024, 07:04 Uhr
Hallo,
schon mal überlegt, was passieren wird, wenn etwas passiert ist?
Wird dann bestimmt sehr spannend, wenn die FMEA betrachtet wird: musste von einer (!) Person erstellt werden, die keine Kenntnisse zu dem Werkzeug FMEA hat und keine Kenntnisse vom dem Prozess, dazu noch alleine.
Ich werfe hier mal die Begriffe wie "Fahrlässigkeit" und "Vorsatz" in Raum.
Wie schon mal in einem anderen Beitrag geschrieben, Improvisation statt Investition funktioniert meistens nicht. Ich würde mal nachfragen, ob in dieser Firma niemand was von der Zehnerregel gehört hat.
Persönlich für dich würde ich sagen "accept it or leave it"
Viele Grüße
schon mal überlegt, was passieren wird, wenn etwas passiert ist?
Wird dann bestimmt sehr spannend, wenn die FMEA betrachtet wird: musste von einer (!) Person erstellt werden, die keine Kenntnisse zu dem Werkzeug FMEA hat und keine Kenntnisse vom dem Prozess, dazu noch alleine.
Ich werfe hier mal die Begriffe wie "Fahrlässigkeit" und "Vorsatz" in Raum.
Wie schon mal in einem anderen Beitrag geschrieben, Improvisation statt Investition funktioniert meistens nicht. Ich würde mal nachfragen, ob in dieser Firma niemand was von der Zehnerregel gehört hat.
Persönlich für dich würde ich sagen "accept it or leave it"
Viele Grüße
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