SIMPLE-QUALITY
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Prozessfähigkeiten nach dem Beschichten

Beitrag 06.12.2024, 14:10 Uhr
Wunold
Level 1 = Community-Lehrling
*
Servus in die Bubble,

ich hab mal wieder ein interessantes Thema.

Kunde definiert gem. Zeichnung Besondere Merkmal auf Zeichnung mit Anforderungen zu Prozessfähigkeiten und dem Textzusatz auf der Zeichnung: "Alle Maßze gelten inklusive Beschichtung". Bei den Beschichtungen handelt es sich üblicherweise bei diesen Drehteilen um alvanische Verzinkungen, meist 12-17µm als Trommelware.

In der eigenen Fertigung können wir die Prozesse gut halten, sogar mit eingeschränkten Toleranzfeldern (intern eingeschränkt), aber mit entsprechenden Vormaßen.

Jetzt erwartet der Kunde in den Requlifikationen einen Nachweis der Prozessfähigkeit mit mindestens 125 Messwerten auf seine Fertigmaße. Das führt jetzt aber zu Differenzen.

1. wir kommen innerhalb eines Jahres bei ca. 20 Wareneingängen mit jew. 1er Stichprobe a 5 Teile nicht auf die gewünschte Anzahl an Messwerten,
2. Der Einfluss der Galvanik und die Addierung der Toleranzfelder ist beim Ergebnis nicht zu unterschätzen.
3. Durch die Trommelware wird der Sinn und Zweck der Statistik verfälscht, Es werden Teile von mehreren Produktions-Tagen, ggf. Wochen, zusammengewürfelt, durchmischt und dann wahllos 5 Teile aus der "Lostrommel" gezogen. Damit ist natürlich auch die Produktionsfolge innerhalb einer Stichprobe nicht gewährleistet, so kann die Bandbreite der Stichprobe natürlich auch sehr groß sein. Der Sinn von SPC ist damit ad absurdum geführt (aus meiner SIcht)

Bei großzügigen Toleranzen haben wir jetzt keine Probleme, wenn es aber in den Bereich < 0,04 mm Toleranzbreite geht, wird es echt happig. Da reißen wir ständig. Obwohl wir bei Drehen teils weit über 1,33 liegen

Die Stichprobenzahl können wir ggf. noch erhöhen, in dem wir die Stichproben im WE vergrößern. Den Rest will ich aber irgendwie abwiegeln. Mir schwebt gerade eine globale Vereinbarung mit dem Kunden vor, das Fähigkeiten auf die Einzelprozesse ermittelt werden.

Wie handhabt ihr das, habt ihr Ideen wie man dem begegnen kann, das nachher beide Seiten glücklich sind. Ich kann ja auch den Kunden verstehen (Kunsttoffspritzer), wenn er sagt abgemacht ist abgemacht und ihr habt mir die Zeichnung bestätigt... Da ist sicherlich auch im Projektmanagement und in der Angebotsfase Optimierungsbedarf.

Liebe Grüße und schönes Wochenende.
   
Beitrag 11.12.2024, 14:06 Uhr
Sonntag
Level 7 = Community-Professor
*******
ZITAT(Wunold @ 06.12.2024, 15:10 Uhr) *
Servus in die Bubble,

ich hab mal wieder ein interessantes Thema.

Kunde definiert gem. Zeichnung Besondere Merkmal auf Zeichnung mit Anforderungen zu Prozessfähigkeiten und dem Textzusatz auf der Zeichnung: "Alle Maßze gelten inklusive Beschichtung". Bei den Beschichtungen handelt es sich üblicherweise bei diesen Drehteilen um alvanische Verzinkungen, meist 12-17µm als Trommelware.

In der eigenen Fertigung können wir die Prozesse gut halten, sogar mit eingeschränkten Toleranzfeldern (intern eingeschränkt), aber mit entsprechenden Vormaßen.

Jetzt erwartet der Kunde in den Requlifikationen einen Nachweis der Prozessfähigkeit mit mindestens 125 Messwerten auf seine Fertigmaße. Das führt jetzt aber zu Differenzen.

1. wir kommen innerhalb eines Jahres bei ca. 20 Wareneingängen mit jew. 1er Stichprobe a 5 Teile nicht auf die gewünschte Anzahl an Messwerten,
2. Der Einfluss der Galvanik und die Addierung der Toleranzfelder ist beim Ergebnis nicht zu unterschätzen.
3. Durch die Trommelware wird der Sinn und Zweck der Statistik verfälscht, Es werden Teile von mehreren Produktions-Tagen, ggf. Wochen, zusammengewürfelt, durchmischt und dann wahllos 5 Teile aus der "Lostrommel" gezogen. Damit ist natürlich auch die Produktionsfolge innerhalb einer Stichprobe nicht gewährleistet, so kann die Bandbreite der Stichprobe natürlich auch sehr groß sein. Der Sinn von SPC ist damit ad absurdum geführt (aus meiner SIcht)

Bei großzügigen Toleranzen haben wir jetzt keine Probleme, wenn es aber in den Bereich < 0,04 mm Toleranzbreite geht, wird es echt happig. Da reißen wir ständig. Obwohl wir bei Drehen teils weit über 1,33 liegen

Die Stichprobenzahl können wir ggf. noch erhöhen, in dem wir die Stichproben im WE vergrößern. Den Rest will ich aber irgendwie abwiegeln. Mir schwebt gerade eine globale Vereinbarung mit dem Kunden vor, das Fähigkeiten auf die Einzelprozesse ermittelt werden.

Wie handhabt ihr das, habt ihr Ideen wie man dem begegnen kann, das nachher beide Seiten glücklich sind. Ich kann ja auch den Kunden verstehen (Kunsttoffspritzer), wenn er sagt abgemacht ist abgemacht und ihr habt mir die Zeichnung bestätigt... Da ist sicherlich auch im Projektmanagement und in der Angebotsfase Optimierungsbedarf.

Liebe Grüße und schönes Wochenende.


Guten Tag,

danke für das gute Lehrbeispiele aus der Praxis.
Hier meine Kommentare mit den Hinweisen aus Sicht eines IATF 16949 Auditors und ehemaligen Produktsicherheitsbeauftragten.
Am Anfang gibt es einen Anfrage mit Zeichnungen/Spezifikationen und eine Herstellbarkeitsbewertung vor dem Angebot.
Bei der Forderung "Besonderes Merkmal" für alle Maße einschließlich Beschichtung sollten die Alarmglocken schlagen, zumal 2 verschiedene Prozesseigner/Firmen (Drehen, galvanische Beschichtung) beim Maß beteiligt sind und das Ergebnis über Wareneingangsprüfung nicht geregelt werden kann.
Um die Spezifikation erfüllen zu können sind einige Voraussetzungen vorher zu klären und wahrscheinlich Anpassungen der Spezifikation erforderlich.
Als erstes sollte der Kunden seine Interpretation von "Besonderen Merkmalen" beim angefragten Produkt klarstellen:
hat das Produktmerkmal Einfluss auf
- Sicherheit oder Einhaltung von behördlichen Vorschriften oder
- die Passform, Funktion oder Leistung oder
- die weitere Verarbeitung
Als zweites sollte mit Ihrem galvanischen Beschichter geklärt werden, ob er für "seine" Beschichtungsstärke an allen Flächen eine statistische Fähigkeit zusichern kann. Aus meiner Praxis wird er das wahrscheinlich ablehnen, da je nach Verfahren, Beschichtung und Form des Drehlings technisch bedingt unterschiedliche Beschichtungsstärken an der beschichteten Oberfläche erzeugt werden.
Das Problem könnte gelöst werden, indem für die wirklich funktionsrelevanten Flächen Messpunkte festgelegt werden.
Somit wird die Streuung reduziert und man könnte eine statistischen Fähigkeit bezogen auf den Messpunkt ermitteln.
Für Ihren unbeschichteten Drehling werden Sie wahrscheinlich nicht an einer Toleranzreduzierung vorbei kommen.
Viel Erfolg beim Nachverhandeln.

Der Beitrag wurde von Sonntag bearbeitet: 11.12.2024, 14:31 Uhr


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Mit freundlichen Grüßen
aus dem Naheland
Sonntag
   
Beitrag 12.12.2024, 08:32 Uhr
Wunold
Level 1 = Community-Lehrling
*
Hallo Herr Sonntag,

vielen Dank für die Einschätzung. Ich sehe auch eine große Aufgabe in der richtigen Beurteilung in der Projekt- und Angebotsfase (Stichwort interdisziplinäre Herstellbarkeitsanalyse). Aus Sicht eines QS-lers sehe ich hier auch eine große Gefahr durch die Kombination zweier Prozesse, welche in Wechselwirkung stehen.

Zudem wird die Fähigkeit, wie sie schon erwähnt haben für den Prozess Beschichten, wie auch nachvollziehbar, abgelehnt.
   
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