Titelinterview
Vielfalt und Komplexität
der Aufgaben nehmen zu
Die taiwanesische Fair Friend Group (FFG), ein weltweit operierender Mischkonzern, hat MAG übernommen und das Angebot für die Automobilsparte erweitert. FFG bietet vor allem die Einzelmaschinen im Markt an, während Systeme für Zylinderkopf-, -block oder Kurbelwelle von MAG übernommen werden. Die Gruppe ist mit mehr als 80 Firmen in den Geschäftsbereichen Werkzeugmaschinenbau, Leiterplattentechnologie, Industrieausrüstung und Umwelttechnik aktiv. Mit Lars Kluge, Vertriebsleiter Deutschland, Österreich, Schweiz bei der FFG Werke GmbH in Uhingen, sprach Georg Dlugosch, Chefredakteur des IndustryArena eMagazines.
Welche Trends erkennen Sie in der Zerspanungsbranche?
Kluge: Aus unserer Sicht als Ausrüster setzt sich der Trend fort, dass die Vielfalt und Komplexität der Aufgaben unserer Kunden zunimmt. Damit geht einher, dass Projekte beratungsintensiver werden und immer mehr Flexibilität gefragt ist. Unser breites Programm bietet für praktisch jede Anforderung und Preiskategorie eine Lösung. Mit der Unterstützung unserer Produkt- und Anwendungsexperten für die deutschen und internationalen Marken hat der Anwender die Möglichkeit, präzise und kostenoptimal zu planen.
Was bringen Sie zur Metav in Düsseldorf mit?
Kluge: Wir sind auf der Metav mit drei Maschinen vertreten, davon zwei Premieren. Zum einen präsentieren wir am deutschen Markt zum ersten Mal das neue Horizontal-Bearbeitungszentrum NBH-P 80 von Hüller Hille. Dieses erste Modell einer geplanten Baureihe bietet Hüller-Hille-Qualität und Zuverlässigkeit zum Einstiegspreis. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz zuverlässiger, erprobter Komponenten, die im FFG-Verbund zum Einsatz kommen, zusammen mit Hüller-Hille-Know-how.
Die Leistungswerte und Kapazitäten des neuen Zentrums übersteigen deutlich die im Standardbereich übliche Performance. Wir sind auch sehr stolz, dass wir zur Metav zum ersten Mal mit einer Maschine unserer asiatischen Schwestermarken vertreten sind, dem Vertikal-Bearbeitungszentrum Leadwell V-40L. Die taiwanesischen Marken unserer Gruppe sind schon seit mehr als 20 Jahren im europäischen und amerikanischen Markt aktiv und haben sich als zuverlässige und leistungsstarke Ergänzungen zu den hiesigen Herstellern erwiesen.
Nicht zuletzt zeigen wir mit einer Universal-Drehmaschine VDF 560 DUS von VDF Boehringer einen Dauerbrenner aus unserem Portfolio, der sich in verschiedenen Branchen und für unterschiedliche Anwendungen als flexible Lösung erwiesen hat, die an Robustheit ihresgleichen sucht.
Der Kauf von MAG IAS hat die Automobilindustrie als Kunden gebracht, nachdem 2013 bereits der Bereich Industrieausrüstung von MAG IAS übernommen wurde. Wie sieht die Gesamtstrategie des Konzerns aus: Soll mehr Integration zu Synergieeffekten führen?
Kluge: Die europäischen und amerikanischen Marken von FFG bieten anspruchsvolle Anwendungslösungen in verschiedenen Ausprägungen. Die breite Technologiebasis wird durch das Hinzukommen der MAG-Gruppe noch einmal aufgewertet. Damit einher geht eine organisatorische Integration der deutschen, italienischen, schweizerischen und amerikanischen Unternehmen der Gruppe. Mit einer starken europäisch-amerikanischen Gruppe innerhalb des FFG-Konzerns werden neue Möglichkeiten für globale Kunden erschlossen, Innovationen vorangetrieben und Dienstleistungen ausgebaut. Parallel dazu verstärken wir auch die Zusammenarbeit mit den asiatischen Unternehmen, um deren hochwertige Produkte als Ergänzung zu unserem Portfolio auch am hiesigen Markt anbieten zu können.
Was wollen Sie in den nächsten fünf Jahren erreichen?
Kluge: Über unsere Integrationsbemühungen hinaus wollen wir durch kundenorientierte Angebote und Strukturen unsere Position am Weltmarkt ausbauen. Erklärtes Ziel ist dabei, den Kunden immer und überall gemäß seinen Ansprüchen bedienen zu können und ihm ein Stück vom Preis- und Termindruck abzunehmen, unabhängig davon ob es sich um kleine Unternehmen mit kleinen Losgrößen und variierender Bearbeitungskomplexität handelt, oder um OEMs mit höchsten Anforderungen an Ausbringung und Prozesse.
MAG ist einer der weltweit größten Anbieter von schlüsselfertigen Produktionsanlagen zur mechanischen Bearbeitung von Motor- und Fahrwerkskomponenten für die Automobilindustrie. Die Gruppe beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter. Die Specht 600 L ist eine Hochleistungsmaschine mit integrierter Hontechnologie. Fotos: FFG
Taktfertigung bei FFG.
Welche Werkzeugmaschinen kommen aus Taiwan über die Vertriebskooperation jetzt nach Deutschland?
Kluge: Wir vertreten in enger Zusammenarbeit mit den Schwesterunternehmen und unter Nutzung unserer eigenen Strukturen die Marken Leadwell, Feeler und Sanco in Deutschland. Bei den für unseren Markt für die Anfangsphase ausgewählten Produkten handelt es sich um Bearbeitungszentren mit Flach- oder Linearführung, Horizontal-Drehmaschinen und Portalfräsmaschinen. Neben den taiwanesischen Schwestermarken haben wir auch die italienischen Gruppenmitglieder Jobs, Rambaudi, Sachman und Sigma in unser Portfolio aufgenommen.
Wo liegen die Stärken der taiwanesischen Werkzeugmaschinen?
Kluge: Dazu muss man wissen, dass die Marken, die wir hier vertreten, schon gut 20 Jahre unter eigenem Namen wie auch für renommierte europäische Werkzeugmaschinenmarken erfolgreich Werkzeugmaschinen herstellen. Der große, langjährige Erfolg in den Heimatmärkten und -regionen ermöglicht es den asiatischen Herstellern, erprobte Komponenten in hohen Stückzahlen zu ordern und die Kostenvorteile an die Kunden weiterzugeben. Die Entwicklung war auch getrieben durch die steigenden heimischen Anforderungen, so dass Qualität und Zuverlässigkeit für den entsprechenden Anwendungsbereich europäischen Ansprüchen genügen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Schweizer und den italienischen Kollegen der FFG-Gruppe aus?
Kluge: Die organisatorische Integration der deutschen, italienischen, schweizerischen und amerikanischen Unternehmen der Gruppe verläuft immer unter der Prämisse, dass damit dem Kunden gedient sein soll. So werden wir unsere lokalen Strukturen in Deutschland nutzen, um nahe am Kunden zu sein und unser gesamtes Portfolio marktgerecht anbieten zu können. Ein weiteres Beispiel bietet unsere eigene Komponentenfertigung im Geschäftsbereich Corcom – das Know-how und die Kapazitäten dieses Bereichs sollen zukünftig allen Gruppenmitgliedern zu Gute kommen.
Welche Branchen und Kundengruppen sprechen Sie an?
Kluge: Wir können in der Zwischenzeit sicher sagen, dass wir praktisch alle Unternehmen, die sich mit spanender Fertigung beschäftigen, mit passenden Lösungen beliefern können. Mit Ausnahme der Schleiftechnologie können wir für alle Verfahren Maschinen und Technologie anbieten für unterschiedliche Stückzahlen, Werkstückgrößen, Präzisionsanforderungen und Komplexitäten.
In welcher Weltregion soll das weitere Wachstum stattfinden?
Kluge: Wir freuen uns, dass der indische Markt wieder anzieht, wo wir traditionell sehr stark vertreten sind. Auch haben wir seit der Zugehörigkeit zur FFG-Gruppe sehr gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit in China gemacht und unseren Zugang zum dortigen Markt ausbauen können. Darüber hinaus sind wir erstmals auch in Japan aktiv und rechnen uns dort gute Chancen für erste Erfolge aus.
Werden sich die Marken selbstständig weiterentwickeln oder gibt es mehr Gemeinschaftsentwicklungen?
Kluge: Sowohl als auch. Gemeinschaftsentwicklungen werden dort angestoßen, wo sie sinnvoll sind, vor allem um eine vollständige Marktabdeckung zu gewährleisten. Darüber hinaus wollen wir unsere führende technologische Position ausbauen und die Entwicklungen unserer Kunden in den wichtigsten Industriezweigen begleiten. Dazu bauen wir wie bisher auf die starke Basis und das Potenzial unserer Marken.
Kontakt
Lars Kluge
Vertriebsleiter Deutschland, Österreich, Schweiz
FFG Werke GmbH
Standort Uhingen
Tel. +49 71 61 1567 200
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