Ralf Tränkle

Okuma Deutschland GmbH

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Auf Automatisierung im Mittelstand ausgerichtet

Okuma setzt auf hohe Wertschöpfungstiefe, Automatisierung und Lean Management in der Produktion. Ralf Tränkle, Chief Sales Officer bei Okuma Deutschland, erläutert im Interview mit dem IndustryArena eMagazine die Strategie des Unternehmens zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Er betont den Dreiklang aus Innovation, Prozessoptimierung und Kundenservice. Die neue Steuerung OSP-P500 ermöglicht flexible Datennutzung und Kundenanpassungen. Von der Intec-Fachmesse in Leipzig erwartet Tränkle Wachstumsimpulse, insbesondere im Bereich Automatisierung. Als Chief Sales Officer und Mitglied der Geschäftsführung ist er maßgeblich für die strategische und operative Leitung des Unternehmens verantwortlich. Gemeinsam mit den beiden anderen Geschäftsführern Norbert Teeuwen und Stefan Vielsäcker treibt er die strategischen Ziele des Unternehmens voran.

Ein Blick in die Branche: Nach der Globalisierung scheint sich alles auf sich zu besinnen. Wie kann man aktuell als mittelständisches Unternehmen bestehen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken?

Tränkle:
Für Okuma ist das im Prinzip ein Dreiklang aus Innovation, Prozessoptimierung und Service. Beim Thema Innovation müssen wir unsere technologische Führungsposition behaupten und möglichst weiter ausbauen. Die Prozessoptimierung beschäftigt uns sowohl intern in der Produktion und unseren Abläufen als auch bei unseren Kunden, durch Optimierung von Applikationen und Prozessen.
Mit unserem umfangreichen Serviceportfolio bieten wir nicht nur Standardprodukte, sondern individuelle Lösungen, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln. Besonders wichtig ist für mich als Vertreter von Okuma Deutschland auch unser Service-Netzwerk, das nicht nur die Servicetechniker umfasst, sondern auch die Lieferfähigkeit von Ersatzteilen. Unser Ersatzteillager am Standort in Krefeld beinhaltet Teile im Wert von 30 Millionen Euro, sodass wir unsere Kunden sehr schnell mit Ersatzteilen versorgen können. Zudem ermöglicht das Lager nicht nur einen Zugriff auf die neuesten Maschinenteile. Durch unseren hohen Eigenfertigungsanteil können wir auch Teile für 30 Jahre alte Maschinen liefern. Zusätzlich können in unserer Werkstatt Reparaturen vorgenommen werden, zum Beispiel an Spindeln und Platinen.
Okuma definiert sich über eine sehr hohe Wertschöpfungstiefe, die uns vom Wettbewerb unterscheidet. In unseren japanischen Werken setzen wir auf weitgehende Automatisierung und Lean Management, also sehr schlanke Prozesse, um wettbewerbsfähige Preise und effiziente Abläufe sicherzustellen.

Sie sagen, dass sie sich sehr stark auf Lösungen ausrichten. In welcher Branche und bei welchen Produkten sind denn im Moment diese Lösungen gefragt?

Tränkle:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist aus meiner Sicht nicht homogen. Während die Automobilbranche und ihre Zulieferer aktuell herausfordernde Zeiten erleben, verzeichnen wir Wachstum in Bereichen wie Infrastruktur und erneuerbare Energien. Besonders gefragt sind Lösungen für Kraftwerke sowie für Projekte im Umwelt- und Klimaschutz.

In der Automobilindustrie verschlingt die Transformation sehr viel Energie. Welche Strategie kann man einschlagen, um den Rückgang der Aufträge zu kompensieren?

Tränkle:
Okuma ist historisch gesehen in der Automobilbranche nicht sehr stark vertreten. Unsere Kunden sind überwiegend mittelständische Unternehmen und Lohnfertiger. Wir definieren uns über eine hohe Flexibilität und kleine Lose. Besonders die mittelständischen Unternehmen finden auch in schwierigen Zeiten Wege, um Geschäfte zu machen. Viele sind in der Hand von Familien und können deshalb langfristig planen und vorgehen.

Bearbeitungsprozess in der OKUMA MU-10000H

Wie geht Okuma mit der Digitalisierung um?

Tränkle:
Das betrifft vor allem den Steuerungsbereich, eine Kernkompetenz von Okuma. Unsere eigene Steuerung ist offen für die Anbindung an externe Systeme und bietet zwei wesentliche Vorteile: Erstens lassen sich damit sehr gut Daten aus der Maschine auslesen. Zweitens ermöglicht die offene Struktur, Daten über eine API-Schnittstelle schneller auszutauschen. Auch auf der Windowsebene lässt sich damit sehr gut arbeiten. Das hilft uns, bei unseren Kundenlösungen sehr flexibel zu sein und auf die Anforderungen des Kunden sehr genau eingehen zu können – ganz im Sinne von Industrie 4.0.

Wie sieht es mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bei Okuma aus?

Tränkle:
Japan ist in dieser Hinsicht bereits sehr fortschrittlich. Ob dieser Ansatz der künstlichen Intelligenz jetzt schon eine ausreichende Reife hat, um in den Massenmarkt oder die technische Breite zu gehen, bleibt abzuwarten. Dennoch sehen wir erste praktische Anwendungen, etwa in der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) und der Prozessoptimierung, die nicht mehr rein auf der Maschine stattfinden, sondern auf Computerebene perfekt simuliert werden können. Die ersten konkreten Anwendungen sind also bereits im Einsatz und unterstützen die Prozessoptimierung, dennoch lässt sich nur schwer abschätzen, wohin die Reise mit künstlicher Intelligenz wirklich geht.

Welche Chancen bieten die Trends in den Bereichen Umwelt, Klima und Energie für Okuma?

Tränkle:
Das sind für uns ganz zentrale Themen. Besonders relevant ist die Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen. Unsere hochintegrierte Steuerung unterstützt eine Echtzeitanalyse dieser Parameter und ermöglicht so gezielte Einsparmaßnahmen. Künstliche Intelligenz hilft uns dabei, Bearbeitungsprozesse weiter zu optimieren und so den Energie- und Materialeinsatz zu reduzieren. Neben unseren eigenen Technologien zur Unterstützung nachhaltiger Produktionsmöglichkeiten schätzen wir es sehr, auch Kunden aus den Bereichen Klima, Umwelt und Energie mit Okuma Maschinen zu beliefern und so das Thema Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Bearbeitungsprozess in der OKUMA GENOS M560V-5AX

Was sind die wichtigsten Elemente der neuen Okuma-Steuerung OSP-P500?

Tränkle:
Mit unserer neuen OSP-P500 Steuerung wollen wir besonders den Anforderungen des Fachkräftemangel und der klimaneutralen Produktion gerecht werden. Die vielseitigen Funktionen der vereinfachten Werkstattprogrammierung ermöglichen auch weniger erfahrenen Maschinenbedienern Okuma Maschinen sicher zu steuern, da dank unserer Technologien potenzielle Kollisionen automatisch erkannt und verhindert werden können. Zudem optimiert die Steuerung die Energiebilanz der Maschine. Im Vergleich zur vorherigen Generation haben wir die Performance der Maschinensteuerung vervielfacht. Ein weiteres zentrales Thema in diesem Zusammenhand ist die Cyber Security. Mit unserer neuen OSP-P500 Steuerung haben wir einen zentralen Sicherheitsbaustein gelegt, um die Maschine gegenüber Cyber-Angriffen zu schützen.

Ein für Okuma neues Arbeitsgebiet ist die Robotiklinie. Sie erweitert die Möglichkeiten zur Automatisierung. Wie sehen die Details aus?

Tränkle:
Für eine Technologie, die in der Lage ist, Automatisierung mit einem minimalen Platzbedarf zu realisieren, gibt es beispielsweise in Japan und vielen anderen Ländern einen hohen Bedarf. Die Realisierung von Automationslösungen mit begrenztem Platzbedarf ist daher ein zentrales Thema für uns. Okumas Strategie basiert dabei auf drei Säulen: Erstens der Eigenentwicklung von Automatisierungslösungen, zweitens einem starken Netzwerk von Partnern in Europa zur Bereitstellung kundenspezifischer Lösungen und drittens softwaregestützten Lösungen zur Optimierung von Automatisierungsprozessen. Diese Strategie wird uns helfen, den wachsenden Bedarf in Europa zu bedienen.

Werfen wir einen Blick auf die Fachmessen INTEC und Z. Welche Impulse erwarten Sie von der Fachmesse in Leipzig?

Tränkle:
Im Osten von Deutschland sind wir sehr aktiv und haben auch eine Niederlassung nahe Dresden. So freuen wir uns auf ein Wiedersehen mit Freunden, Bekannten und Kunden. Wir erwarten nicht nur Impulse für die Region, sondern auch für den gesamten deutschen Markt. Insbesondere das Thema Automatisierung sehen wir hier als Fokusthema für die Zukunft. Die Messe bietet für uns eine ideale Plattform, um unsere neuesten Lösungen im Bereich Drehen und Fräsen zu präsentieren. Deshalb freuen wir uns auf die Tage in Leipzig sowie auf die Dynamik und Impulse, die wir dort mitnehmen können.

Die Trends in den Bereichen Umwelt, Klima und Energie sind für Okuma zentrale Themen. Besonders relevant ist die Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen. Fotos: Okuma

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Ralf Tränkle

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Okuma Deutschland GmbH

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