Martin Kapp

Vorsitzender des VDW

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Interview

Kunden erwarten
intelligente Lösungen

Nachhaltige Lösungen für die Produktion bilden einen Schwerpunkt bei der EMO 2011 in Hannover, der Leitmesse der Metallbearbeitung. Martin Kapp, Geschäftsführender Gesellschafter der Kapp Gruppe, Coburg, und Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Frankfurt am Main, sieht auch in der IT-Durchdringung einen wichtigen Fokus, wie er im Interview mit Georg Dlugosch, Chefredakteur des CNC-Arena eMagazines, erklärt.

Die anziehende Nachfrage nach Werkzeugmaschinen bringt die Branche zurück auf die Wachstumsstraße. Welche Trends sind bei Werkzeugmaschinen zu beobachten und werden bei der EMO zu sehen sein?

Kapp: Die auf der EMO gezeigten Trends lassen sich gut unter der Überschrift „intelligente Lösungen für Produkte und Prozesse“ zusammenfassen. Dazu zählt das Megathema „nachhaltige Produktionslösungen“. Neueste Lösungen für energie- und ressourceneffiziente Maschinen und Prozesse werden zu sehen sein. Daneben spielt auch das Thema Produktivität eine wichtige Rolle. Im Fokus stehen Hochleistungsmaschinen, die HPCProzesse, Verfahrensintegration und hybride Prozesse ermöglichen. Für die wirtschaftliche Fertigung ebenfalls enorm wichtig ist die Möglichkeit zur bedarfsgerechten und durchgängigen Konfiguration der Produktion auf Basis von Baukasten- beziehungsweise Plattformkonzepten, quasi von der Einstiegsmaschine bis zum hochproduktiven System. Hinzu kommt die intelligente Automatisierung der Werkzeugmaschine zum Beispiel durch Roboterintegration.

Die integrierte Prozesskette bietet von der Zeichnung bis zur Fertigungssimulation alles aus einer Hand. Sind die Anwender schon reif dafür?

Kapp: Es ist richtig, dass die datentechnische Durchdringung des Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionsprozesses entlang der CAx-Kette und die Vernetzung mit Managementsystemen des Unternehmens, zum Beispiel MES- und ERP-Systemen, schon weit entwickelt sind. Dies stellt jedoch einen hohen Aufwand dar, der häufig nur von größeren Unternehmen geleistet werden kann. In kleineren Firmen werden oftmals nur einzelne Elemente genutzt, so dass Insellösungen entstehen. Hier muss sicherlich unter den Gesichtspunkten Kosten und Anwenderfreundlichkeit für kleine und mittlere Unternehmen noch einiges getan werden, um eine breitere und effizientere Nutzung zu erreichen. Außerdem gibt es durchaus Brüche in der integrierten Prozesskette, zum Beispiel zwischen der Simulation und nachfolgenden Prozessschritten.

Martin Kapp, Geschäftsführender Gesellschafter der Kapp Gruppe, Coburg, und Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)

Die flexible Komplettbearbeitung war das beherrschende Werkzeugmaschinenthema während der weltwirtschaftlichen Krise. Hat die Forderung auch jetzt noch ihre Berechtigung?

Kapp: Die flexible Komplettbearbeitung war schon lange vor der Wirtschaftskrise ein wichtiges Thema. Sie ist ein gutes Instrument, kleiner werdende Stückzahlen und steigende Variantenvielfalt bei unseren Kunden produktiv und kostenoptimal zu realisieren. Aufgrund zunehmender Diversifizierung bei den Produkten, steigender Qualitätsanforderungen und einer generell steigenden Volatilität in der Produktion werden Lösungen, die eine flexible Komplettbearbeitung ermöglichen, auch in Zukunft eine herausragende Rolle spielen.

Die Reduktion der Bearbeitungszeiten ist für die kostengünstige Produktion wichtig geworden. Wie kann man dies erreichen?

Kapp: Die Verkürzung der Bearbeitungszeiten bedeutet sinkende Fertigungskosten beziehungsweise höhere Produktivität. Diese kann einerseits über Hochleistungsbearbeitungsverfahren erreicht werden, insbesondere dort, wo die Fertigungshauptzeit einen maßgeblichen Anteil hat. Eine weitere Möglichkeit besteht auch in der Verfahrensintegration, also beispielsweise der Durchführung unterschiedlicher Verfahren auf einer Maschine, beziehungsweise in der Substitution von Verfahrensschritten durch produktivere Prozesse und gleichzeitiger Reduktion der Nebenzeiten. Auch Kombinationen dieser Maßnahmen sind möglich.

Die Steuerung gehört zum Nervenzentrum einer Werkzeugmaschine. Für den Bediener sollte sie immer leichter in der Anwendung sein, dafür muss sie immer schneller werden, um die Zyk-len abarbeiten zu können. Worauf legt das Unternehmen Kapp Wert?

Kapp: Kapp baut sehr kundenspezifische Lösungen für die Bearbeitung von Verzahnungen. Daher ist für uns neben der Erfüllung der allgemeinen Anforderungen, wie steigende Benutzerfreundlichkeit und Leistungsfähigkeit, die Möglichkeit zur Integration unseres Know-hows extrem wichtig. Nur wenn wir unsere spezifischen Technologien in die Steuerung integrieren können, kann der Kunde seine sehr komplexen Bearbeitungsvorgänge optimal steuern. Hierfür ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit besonders wichtig, um die Entwicklungen beider Partner zu schützen.

Insbesondere für die Branchen Automotive und Aerospace müssen Fertigungsqualität und Automation gestärkt werden. Wie unterstützt Ihr Unternehmen diese Anforderungen?

Kapp: Wir bieten heute für beide Bereiche modernste Automationslösungen an unseren Maschinen an, ebenso ist schon seit langem moderne Messtechnik in unsere Zahnrad- und Profilschleifmaschinen integriert, um Selbstoptimierung und Qualitätskontrolle im Prozess auf der Maschine zu ermöglichen.

Welche Lehren zieht Ihr Unternehmen aus der weltwirtschaftlichen Krise in Bezug auf die Fertigungstiefe?

Kapp: Hohe Fertigungstiefe kann bei bester Aufstellung der Produktion die kostengünstigste und flexibelste Methode sein, wobei das immer wieder überprüft werden muss. Allerdings sind Blechteile oder Hydraulik besser vom Spezialisten zu beziehen.

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