Markus Glück

Technologie Centrum Westbayern

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Modellfabrik bereitet
Industrie 4.0 vor

Das Technologie Centrum Westbayern als regionales Innovations- und Gründerzentrum wurde im Zuge der „Hightech Offensive Bayern“ 2001 in Nördlingen begründet. Ein mit der Einrichtung mehrerer Stiftungsprofessuren eingeleiteter Entwicklungsprozess führte über die Anerkennung als Produktionsmechatronik-An-Institut (2009) der Hochschule Augsburg zum Aufbau des Hochschulzentrums Donau-Ries. Arbeitsschwerpunkt ist es, Schlüsseltechnologien der „Produktion 2020“ anschaulich zu demonstrieren, die Produktionsmechatronik als Vertiefungsmöglichkeit für Studierende in Nördlingen zu verankern sowie fakultätsübergreifend gemeinsam mit Studierenden und Allianzpartnern aus der Wirtschaft an den Herausforderungen der integrierten, sich selbst organisierenden Produktion – der Industrie 4.0 – zu forschen.

Themenschwerpunkte des Technologiezentrums sind die industrielle Bildverarbeitung, die Produktionsmesstechnik, die sichere Mensch-Roboter-Kooperation sowie die Schwerpunkte Safety (sicherer Anlagenbetrieb) und Security (Schutz vor unzulässigem Zugriff und externer Schädigung) im Umfeld hochautomatisierter Produktionslinien.

Im Fokus der vielfältigen Projekte steht die fakultätsübergreifende Auseinandersetzung mit Forschungs- und Integrationsvorhaben zur Fertigungstechnik der Zukunft, zur sicheren Mensch-Maschine-Kooperation, zur flexiblen Automation mittels neuester Robotertechnik sowie die Bearbeitung von Fragestellungen zur Sicherheit moderner Maschinen- und Produktionsinfrastruktur vor unberechtigten Zugriffen und Cyberattacken über das Internet.

Der Spatenstich für die neue Roboter- und Maschinenhalle am Technologie Centrum Westbayern (TCW) und die Modellproduktion nach den Grundlinien der Industrie 4.0 erfolgte vor wenigen Wochen. Das Produktionsmechatronik-An-Institut der Hochschule Augsburg legt den Grundstock für eine Modellproduktion der Zukunft, um Industrie 4.0, die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration und die künftige Produktion vorzubereiten. Bild: TCW

Unterschätzter Wandel

Die industrielle Produktion steht vor einem bedeutsamen, im industriellen Mittelstand nach wie vor oft unterschätzten Wandel. Dabei sind der Kollege Roboter und die Mensch-Roboter-Kollaboration reif für die betriebliche Anwendung, doch der Übergang zur Industrie 4.0 ist für den Mittelstand dringend vorzubereiten. Das Technologie Centrum Westbayern, angesiedelt im Zentrum der Produktionsregion und des Technologieparks Westbayern, kooperiert in Nördlingen mit der Hochschule Augsburg und Industriepartnern.

Gebaut wird für 835.000 Euro eine Roboter- und Maschinenhalle mit 650 Quadratmetern Versuchsfeldfläche, um die Technologietransferaktivitäten auszuweiten. Zum Einsatz kommt neueste Robotertechnik wie der Kuka LBR iiwa, ein kraftsensitiver Montageroboter für die Zusammenarbeit mit dem Werker.

Aufgebaut wird ein Versuchsfeld für die sichere Mensch-Roboter-Kooperation als zentraler Bestandteil des im Verbund mit der Kuka AG initiierten, weltweit ersten „MRK TecCamps“. Neue sichere Roboter wie der LBR iiwa (intelligent industrial work assistant) werden in verschiedenen Anwenderszenarien präsentiert.

Ziel ist es, ein einheitliches Verständnis der Mensch-Roboter-Kollaboration zu entwickeln, dieses für Lehr- und Weiterbildungsangebote aufzubereiten, Anwendungen aufzuzeigen sowie ein überregionales Wissens- und Technologietransfernetzwerk zur Mensch-Roboter-Kollaboration zu etablieren, denn Roboter und Produktionsmitarbeiter werden sich zukünftig verstärkt ihr unmittelbares Arbeitsumfeld teilen. Dabei werden Roboter die Menschen von monotonen, ergonomisch belastenden und hochdynamischen Arbeiten entlasten.

Das weltweit erste „TecCamp“ für die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration entsteht in Nördlingen. Roboter und Produktionsmitarbeiter werden sich künftig ihr unmittelbares Arbeitsumfeld teilen. Dabei wird die maschinelle Unterstützung die Menschen von monotonen, ergonomisch belastenden und hochdynamischen Arbeiten entlasten. Bild: TCW

Leitgedanke: Industrie 4.0

Zudem entsteht eine Modellproduktion nach den Leitgedanken der Industrie 4.0. Diese Vision für die digitale Produktion der Zukunft soll vor Ort für Firmen greifbar werden. Ziel ist es, mittelständischen Unternehmen sowie Lehrenden, Studierenden und Nachwuchskräften in den Firmen die Mensch-Roboter Kollaboration und die Zukunft der Produktion anschaulich und realitätsnah aufzuzeigen sowie sie beim Technologietransfer zu begleiten.

In dieser Modellproduktion werden Studierende und Mitarbeiter aus Partnerfirmen praxisnah lernen, wie neue Technologien Arbeitsprozesse erleichtern und die Erschließung nachhaltiger Produktivitätssteigerungen ermöglichen. Die entstehenden Pilotfertigungslinien sind modular konzipiert und lassen sich schnell umrüsten.

Sichere Zusammenarbeit

Trotz aller Fortschritte in der Robotertechnik kann nicht auf den Menschen verzichtet werden. Roboter und Fertigungsanlagen besitzen jedoch ein hohes Gefahrenpotenzial für Menschen, die es über innovative Sicherheitstechnik in eine sichere und effiziente Mensch-Maschine- oder Mensch-Roboter-Kooperation zu überführen gilt. Es kommt nicht nur auf die richtige Auswahl einzelner Sensoren und Komponenten an, sondern auf deren effizientes Zusammenspiel in einem modernen und sicheren Steuerungsumfeld. Vor allem die Aufhebung der bisher üblichen strikten Abgrenzung der Arbeitsräume von Mensch und Maschine im Umfeld von automatisierten Produktionsanlagen durch trennende Schutzzäune birgt ein hohes wirtschaftliches Rationalisierungspotenzial.

Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul (links) übt den Handschlag mit dem Kuka-Leichtbauroboter LBR iiwa. Die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration wird am MRK-TecCamp in Anwenderszenarien demonstriert und für künftige Anwendungen im Mittelstand bedarfsgerecht optimiert. Vorgestellt wurde dieses neue Kooperationskonzept von Dr. Bernd Liepert (Chief Innovation Officer, Kuka, rechts), Elisabeth Schärtl (Corporate Innovation Manager, Kuka) und Prof. Dr.-Ing. Markus Glück (Hochschule Augsburg,TCW). Foto: Kuka

Sicherheit vor Cyberangriffen

Roboterzellen und Produktionseinrichtungen werden heute weltweit an verschiedenen Standorten genutzt, über Ferndiagnose und -wartung im Betrieb beobachtet und gesteuert. Dabei geraten sie zunehmend ins Fadenkreuz von Wirtschaftsspionage, Manipulationen, Sabotage und kriminellen Handlungen. Die beängstigende Zunahme an Hackerangriffen auf Unternehmen verschiedener Branchen und öffentliche Einrichtungen erfordert entschlossenes Handeln und wirksame Gegenmaßnahmen.

Im Kern geht es um zwei Fragestellungen: Wie können sich Unternehmen gegen Angriffe über das Internet schützen? Wie muss die interne Vernetzung der Produktionsanlagen gestaltet werden, so dass auch dort keine Einfallschneisen für Angriffe entstehen? Hierfür werden geeignete Schutz- und Monitoring-Maßnahmen entwickelt und realitätsnah getestet. Ziel ist es, aktiv zu einer Sensibilisierung von Entwicklern, IT- und Produktionsverantwortlichen beizutragen und einen wesentlichen Beitrag zu leisten, dass durch Wirtschaftskriminalität induzierte Schäden zukünftig im regionalen Mittelstand abgewendet oder zumindest erheblich verringert werden.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Markus Glück

Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik
Hochschule Augsburg
Tel. +49 821 5586-3154 (Hochschule Augsburg)
und Geschäftsführer
Technologie Centrum Westbayern
Nördlingen
Tel. +49 9081 8055-102 (TCW)
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www.tcw-donau-ries.de