Titelthema
Fahrzeughersteller schneidet Stahl mit dem Laserstrahl
Laserstrahlen statt tonnenschwerer Werkzeuge: Am Standort im badischen Kuppenheim hat Daimler zwei Laser-Platinenschneidanlagen von Schuler in Betrieb genommen. Die beiden Linien, die für die Serienproduktion der Kompaktfahrzeuge vorgesehenen sind, lassen sich per Knopfdruck auf einen anderen Zuschnitt umstellen. Die Programmierung der Konturen erfolgt offline und lässt sich zur Ausbringungsoptimierung simulieren. Durch diese Werkzeugfreiheit ist das Presswerk auf die Vielfalt der kommenden Pkw-Modelle in den nächsten Jahren optimal gerüstet.
Drei zeitgleich arbeitende Laserköpfe schneiden in der Anlage mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Metern pro Minute Konturen aus einem kontinuierlich laufenden Stahl- oder Aluminiumband direkt vom Coil. So entstehen die oberflächenempfindlichen Zuschnitte für Kotflügel, Seitenteile, Dächer oder Motorhauben. Das Band bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von maximal 60 Metern pro Minute durch die Anlage. Die ausgeschnittenen Platinen werden vom Schrott getrennt und kontinuierlich gestapelt. Zwei moderne Schuler-Pressenlinien in der Halle nebenan formen diese zu Karosserieteilen um, die im nahen Mercedes-Benz-Werk Rastatt in Fahrzeuge verbaut werden.
Durch die hohe Flexibilität der Schnittprogrammierung sind die Möglichkeiten, die sich bei den Geometrien bieten, vielfältig. Der Premium-Hersteller hat gerade erst damit begonnen, die Potenziale zur Materialeinsparung und Optimierung für den Umformprozess auszuschöpfen. In Zukunft lassen sich durch laseroptimierte Platinen auch Produktionssteigerungen erzielen und bestmögliche Konturen entwickeln.
Zwei Laser-Platinenschneidanlagen von Schuler hat Daimler im Presswerk Kuppenheim in Betrieb genommen. Fotos: Schuler
Die beiden Laser-Platinenschneidanlagen werden offline programmiert. Die Konturumstellung erfolgt auf Knopfdruck.
Bei der Dynamic Flow Technology von Schuler schneiden drei Faserlaser gleichzeitig das laufende Materialband.
Laser-Schneidanlagen bringen die Außenhautplatinen für die Mercedes-Benz-Kompaktwagen aus einem kontinuierlich laufenden Stahl- oder Aluminiumblech in Form.
Neue Schnittlinien kommen völlig ohne Werkzeuge aus
Üblicherweise werden Platinen mit etwa 25 Tonnen schweren Schneidwerkzeugen gestanzt. Sie kosten allein in der Anschaffung bis zu 200.000 Euro pro Stück – Lagerung, Reparatur und Wartung noch nicht eingerechnet. Kommt ein neues Modell auf den Markt, ändert sich die Form, und ein monatelanger Um- oder Neubau der Werkzeuge steht bevor. Die Laser-Schnittlinien von Schuler kommen dagegen völlig ohne Werkzeuge aus.
Darüber hinaus waren die Platzverhältnisse in der ehemaligen Coil-Halle des Werks für herkömmliche Platinen-Schneideanlagen ungeeignet. Besonders die Tatsache, dass die Laser-Anlagen weder kostspielige Fundamente noch einen Keller benötigen, begünstigte die Entscheidung für die neue Technologie, die Schuler unter dem Namen Dynamic Flow Technology (DFT) vertreibt.
Kosteneffizienz steht bei einem Automobilhersteller immer obenan: Eine Investition muss – verglichen mit Alternativen – umgerechnet auf ein Fahrzeug ein positives Ergebnis bringen. Bei der Laser-Linie sind die Aussichten positiv: Nicht nur wegen der einfacheren Montage und Werkzeugfreiheit, sondern auch wegen der hohen Anlagenverfügbarkeit. Vor allem die Möglichkeiten zur Materialeinsparung und zur Reduzierung der Coil-Vielfalt führen oftmals zu geringeren Produktionskosten mit der Dynamic Flow Technology als mit konventionellen Schneidanlagen.
Titelbild: Schuler
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Bernhard Koehler
Gebietsverkaufsleiter Schuler Automation GmbH & Co. KG Heßdorf Tel. +49 9135 715-317 E-Mail senden