Dieter Schier

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Qualitätsmanagement

Hoher Veränderungsdruck
bei steigender Komplexität

Der Bereich der Qualitätssicherung hat sich in den letzten Jahren verändert. Verstärkt muss mit internen und externen Stellen zusammengearbeitet werden. Der intensive Austausch mit Einkauf, Vertrieb, Produktion oder Kunden und Lieferanten wird zunehmen. Die sich abzeichnenden Entwicklungstrends erhellt die Studie des Marktforschungsinstituts Konzept & Markt, durchgeführt im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Im Fokus der Untersuchung stehen herausstechende Entwicklungen und Trends in der Branche.

Strukturell betrachtet ist der Bereich der Qualitätssicherung nach wie vor von Männern dominiert. Insgesamt 86 Prozent der Beschäftigten sind männlich und zu 70 Prozent im Alter zwischen 45 und 65 Jahren. Sie verfügen über eine relativ lange Berufserfahrung von durchschnittlich acht bis zwölf Jahren. Hinsichtlich des Ausbildungswegs kristallisieren sich zwei Gruppen heraus – Stelleninhaber mit technischen Berufsausbildungen sowie solche mit akademischer Ausbildung und wissenschaftlichem Hintergrund. Dennoch steht bei den Funktionsträgern die technische Berufsausbildung mit 46 Prozent im Vordergrund.

Schnittstellenmanagement mit messbarem Erfolg

In der Qualitätssicherung muss verstärkt mit internen und externen Schnittstellen zusammengearbeitet werden. Der intensive Austausch mit Einkauf, Vertrieb, Produktion, Wareneingang und Technik, wie auch mit Kunden und Lieferanten ist bereits Teil des Alltags von Qualitätssicherern und wird zunehmen. Der Bereich ist keine Silodisziplin mehr. Übergreifende oder interkulturelle Teams sind oftmals die Regel. Von Stelleninhabern wird dadurch insgesamt ein immer größerer Fundus an Wissen erwartet.

Während die Aufgabenbereiche im Qualitätswesen wachsen und ein breites Spektrum abdecken, spielen Kennzahlen in der Erfolgsmessung nach wie vor eine unverändert große Rolle. Die Kennzahlen Reklamationsquote (79 Prozent) und Fehlerraten (69 Prozent) stehen im Vordergrund. Entsprechend werden in etwa zwei Drittel aller Unternehmen statistische Methoden angewendet.

Die Bandbreite der Verfahren ist sehr heterogen, allerdings wird am häufigsten die statistische Prozessregelung (SPC) erwähnt. Neben einem sicheren Umgang mit statistischen Prozesskontrollen benötigen Qualitätssicherer grundlegendes Wissen zum Prozessmanagement. Ob beispielsweise für die Planung eines standortübergreifenden Produktionsprozesses oder für die Prozesslenkung, zum Beispiel über Qualitätsregelkarten – in zwei Drittel aller Fälle (65 Prozent) wird Wissen zum Prozessmanagement in der Qualitätssicherung angewandt.

Verstärkter Kosten- und Technologiewettbewerb

Das Qualitätswesen steht unter einem enormen Veränderungsdruck. Schnittstellen im Arbeitsprozess nehmen zu, Lieferzeiten und Produktlebenszyklen verkürzen sich, die Qualitätsanforderungen steigen. „Null Fehler“, lautet die Devise. Die Vielfalt an Angeboten wächst, was zu einem verstärkten Kosten- und Technologiewettbewerb führt. Qualität und Preis müssen stimmen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, große Volumina an Daten zu verarbeiten und zu analysieren. Spezielle Messaufgaben müssen mit elektronischen Prüfmitteln bewältigt werden, nicht zuletzt, um vermehrt individuellen Kundenwünschen gerecht zu werden.

Der Veränderungsdruck durch die aktuellen Marktbedingungen und die zunehmende Aufgabenkomplexität im Qualitätswesen lassen spezifische Entwicklungstrends in der Branche erkennen. Unternehmen sehen diese insbesondere im Zusammenhang mit gesetzlichen Vorgaben (17 Prozent), der Globalisierung (16 Prozent), anspruchsvolleren Kundenanforderungen (15 Prozent) und neuen Technologien (15 Prozent). Im Kontext der Norm ISO 9001 wird sich aus Sicht der Unternehmen die Zusammenarbeit mit den Lieferanten intensivieren, um unter anderem gemeinsame Prozess-Audits und Prozess-Validierungen für die Qualitätssicherung festzulegen.

Um den aktuellen Veränderungen vorausschauend und kompetent begegnen zu können, hat die DGQ Weiterbildung ihr Weiterbildungsangebot inhaltlich weiterentwickelt. Die neuen Trainingsangebote sind näher am Produktions- und Prüfungsprozess ausgerichtet, kompakter aufgebaut und erweitert um eine integrierte Vermittlung von Soft-Skills. Dadurch werden die Beschäftigten im Qualitätswesen für die wachsenden Aufgabenbereiche vorbereitet.

Durch die stärkere Vernetzung mit anderen Werken, auch aus dem Ausland, müssen Qualitätssicherer in ihren Arbeitsabläufen unterschiedliche Zeitzonen beachten. Ebenso wird die Sprache Englisch für den Kontakt mit internationalen Lieferanten immer wichtiger. Weiterhin steigen die Kundenerwartungen über den Rahmen der standardisierten Qualitätssicherung hinaus und führen zur Erweiterung und Anpassung der Qualitätsprozesse. Der Trend geht hin zu verstärktem Einsatz von elektronischen und elektromechanischen Hilfestellungen bis hin zu komplett autonomen Formen. Die Dynamik und der IP-Shift, also der Wechsel von analog zu digital, spielen bereits in vielen Unternehmen eine große Rolle.

Es kommt mehr denn je auf Wissen an

Die Entwicklungen im Qualitätswesen sorgen für einen großen Bedarf an Weiterqualifizierung. Es kommt mehr denn je auf Wissen und Kompetenzen an. Die Herausforderung sehen Stelleninhaber in der hohen Geschwindigkeit, in der die Veränderungen auftreten. Es wird zunehmend schwieriger, mit der eigentlichen Qualifikation Schritt zu halten und Berufserfahrung alleine reicht nicht mehr aus, denn es werden vermehrt auch Kompetenzen gefragt, die über das Qualitätswesen im engeren Sinn hinausgehen. So ist es nicht überraschend, dass externe Weiterbildungsanbieter mit 65 Prozent als typische Herkunftsquellen für das notwendige Wissen gelten.

Titelbild: EMO Hannover

DGQ-Studie: Entwicklung und Trends in der Qualitätssicherung

Autor

Dr. Dieter Schier

Teamleiter des Produktmanagements
DGQ-Personenzertifizierungsstelle

Kontakt

Katrin Kemm

Teamleitung Marketing/Kommunikation
Deutsche Gesellschaft für Qualität
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