Philip Read

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Innovative Impulse
für die Metallumformung

Wie werden Karosserien stabiler und zugleich leichter? Welche Werkzeuge und Oberflächenbehandlungen helfen bei der Umformung von hochfesten Metallen, die sich immer schwerer bearbeiten lassen? Wie werden Presswerke und -prozesse trotz dieser Herausforderungen effizienter oder kostengünstiger? Vor diesen Fragen steht die Umformtechnik in der Automobilproduktion. Antworten darauf bot das European Press-Shop Meeting (EPM) bei Oerlikon Balzers in Schopfheim in großer Fülle.

Eine integrierte Werkzeuglösung für das Tiefziehen in einem Schritt wurde in Großbritannien entwickelt. Von den Kostenvorteilen berichtete Jun Yokoyama von Honda Engineering Europe. Waren bis 2013 noch drei Prozessschritte nötig, so erledigt das neue Single-Shot-Werkzeug das Ziehen bis zum Schneiden in nur einem Durchlauf. Eingesetzt wird es zunächst zur Herstellung der Bodenplatte des Mini-Sportwagens Honda S 660. „Wir nutzen es seit 2014 in der Serienfertigung, und es läuft fehlerlos“, so Jun Yokoyama.

Ebenfalls hohe Kostenvorteile eröffnet eine Lösung für das Feinschneiden von Webo. Der Werkzeugbauer aus Oberschwaben entwickelte zur Herstellung spezieller Getriebebauteile (Lamellenträger) ein neuartiges, patentiertes Fein-Schneid-Pad, das keine externe Hydraulik inklusive Aggregat und Tank benötigt, Feinschneiden nahezu in jeder Presse ermöglicht und sich flexibel in bestehende Konstruktionen integrieren lässt. „Unsere Technologie findet weltweit Interesse“, berichtete Axel Wittig von Webo.

Um die Kaltumformung mit neuen Matrixwerkstoffen geht es dem Materialexperten Zapp. Der Zulieferer bietet unter anderem pulvermetallurgische Hochleistungsstähle an. Diese kombinieren höchste Zähigkeit mit hoher Verschleißfestigkeit. „Der Trend geht zu Material mit höherer Grundzähigkeit, um vorzeitige Bauteilbrüche zu verhindern und die Standzeiten zu verbessern. Dafür wird eine geringere Härte von 62 bis 64 HRC in Kauf genommen und manchmal noch eine Beschichtung gewählt“, informierte Dr.-Ing. Wolfgang Püttgen von Zapp Materials Engineering.

Oerlikon Balzers ist Anbieter von Beschichtungen, die die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Präzisionsbauteilen sowie von Werkzeugen für die Metall- und Kunststoffverarbeitung wesentlich verbessern. Diese unter den Markennamen Balinit und Baliq entwickelten Beschichtungen sind extrem dünn, zeichnen sich durch hohe Härte aus und reduzieren Reibung und Verschleiß entscheidend. Balitherm bietet ein breites Spektrum an Wärmebehandlungen, während Baltone Beschichtungen umfasst, die mit ihren eleganten Farben geeignet sind für dekorative Anwendungen. Unter der Technologiemarke ePD entwickelt das Unternehmen integrierte Dienstleistungen und Lösungen für die Metallisierung von Kunststoffteilen im Chromlook. Weltweit sind mehr als 1100 Beschichtungsanlagen im Einsatz. Entwicklung und Montage der Balzers Anlagen geschieht in Liechtenstein.

Oberflächenbehandlungen waren ebenfalls ein zentrales Thema. So zeigte das Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Universität Hannover auf, dass beim Schmieden thermischer, mechanischer, tribologischer oder chemischer Verschleiß an unterschiedlichen Stellen des Werkzeugs auftritt. „Wir haben deshalb Ansätze zu lokalen Oberflächenbehandlungen wie schwache oder tiefgehende Nitrierungen, verschiedene Oberflächenstrukturierungen auch in Kombination mit PVD-Beschichtungen entwickelt und getestet“, so IFUM-Experte Lennard Lippold.

Inspirationen und Lösungen der Oberflächentechnik bot ein Spezialistenforum von Oerlikon Balzers. Zwischen den Fachbeiträgen informierten sich die EPM-Teilnehmer an bebilderten Stellwänden über das große Portfolio an Beschichtungs- und Behandlungslösungen zur Umformung von AHS-Stählen oder Aluminium, zum Kalt- oder Warmschmieden sowie zum Feinschneiden und ließen sich beraten. Dazu bot der Veranstaltungsstandort Schopfheim nahe der schweizerischen Grenze, wo Anlagen zur Oberflächenbehandlung von fast zehn Meter langen und 40 Tonnen schweren Formwerkzeugen etwa zur Karosseriefertigung stehen, beste Voraussetzungen, wie Marc Desrayaud, Leiter Oerlikon Balzers Industrial Solutions, ausführte: „Hier befindet sich die Keimzelle für die weltweite Ausweitung unserer Umform-Technologien in weiteren 30 Kompetenzzentren. In Zukunft wollen wir verstärkt mit unserem Umformgeschäft wachsen.“

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