Betriebstechnik
Mission im Millionstel-Bereich
Wer in der Automobilbranche mithalten will, steht unter Druck: Große Stückmengen, Just-in-Time-Lieferung und die hohe technische Sauberkeit der Bauteile sind das Maß der Dinge. Um den steigenden Herausforderungen gerecht zu werden, hat das inhabergeführte Unternehmen den Entfettungsprozess komplett umgekrempelt: Neue Anlage, neues Lösemittel. Statt Trichlorethylen reinigen modifizierte Alkohole anspruchsvolle Bauteile wie Drosselklappen. Das Lösemittel kommt von der Richard Geiss GmbH mit Sitz in Offingen, Bayern. Sie hat Springfix während des gesamten Umstellungsprozesses begleitet und beraten. „Die Forderungen kommen direkt aus der Industrie. Und wir müssen sie eben umsetzen“, betont Michael Rauschel, Produktionsleiter bei der Springfix AG für Stanz- und Umformtechnik in Wohlen, Kanton Aargau in der Schweiz.
„Mit der Umstellung auf eine neue Anlage, die mit modifizierten Alkoholen betrieben wird, haben wir völliges Neuland betreten. Und das hat sich für uns gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Wir haben nicht nur einen stabilen Prozess, sondern arbeiten jetzt auch viel effizienter. Konkret heißt das: 3,5 Mal mehr Durchsatz in der Entfettung im Vergleich zur alten Anlage. Außerdem schaffen wir jetzt Bauteilsauberkeiten bis zu 200 Mikrometern. Das konnten wir vorher nicht“, berichtet Rauschel zufrieden. Unter gewissen Voraussetzungen sind auch noch höhere Bauteilsauberkeiten erreichbar.
Zum eigenen Glück wurde Springfix mehr oder weniger gezwungen, und zwar vom Bundesamt für Umwelt beziehungsweise durch das Schweizer Chemikalienrecht. Denn dieses verbietet, in Anlehnung an die REACH-Verordnung der EU (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), seit dem 1. Dezember 2019 die Nutzung von Trichlorethylen in der Schweiz. Genau dieses Lösemittel hatte Springfix in der alten Anlage im Einsatz.
Weil Springfix zu 60 Prozent an die Automobilindustrie liefert und jede Umstellung in diesem Sektor lange Freigabeprozesse bedeutet, wollten die Stanz- und Umformprofis nicht bis zum Inkrafttreten der neuen Regelung warten. Schon Anfang 2019 hat Springfix den Entfettungsprozess komplett umgestellt und dafür insgesamt 350.000 Euro investiert. Das Leistungsangebot von Springfix umfasst Normalstanzen von 200 bis 4000 Kilonewton Presskraft, Know-how im Biegen und Ziehen, die Verarbeitung von lackierten, galvanisierten oder gebürsteten Bandoberflächen sowie spanabhebende und oberflächenbehandelnde Folgearbeitsgänge.
Springfix produziert Stromschienen für die Elektromobilität und reinigt sie in der hauseigenen Entfettung. Fotos: Richard Geiss
Bis zu einer halben Million Drosselklappen fahren pro Woche durch die neue Entfettungsanlage bei Springfix in Wohlen, Schweiz.
Bis zu einer halben Million Drosselklappen fahren pro Woche durch die neue Entfettungsanlage bei Springfix in Wohlen, Schweiz.
Bis zu einer halben Million Drosselklappen fahren pro Woche durch die neue Entfettungsanlage bei Springfix in Wohlen, Schweiz.
Der in der Anlage eingesetzte modifizierte Alkohol reinigt die Drosselklappen.
Der in der Anlage eingesetzte modifizierte Alkohol reinigt die Drosselklappen.
Freie Kapazitäten zur Lohnentfettung: Die Anlage bei Springfix ist zwischen 60 und 70 Prozent ausgelastet.
Hinter den Kulissen: Auf der Rückseite der Anlage von Ecoclean befinden sich die Lösemitteltanks.
Produktionsleiter Michael Rauschel ist mit dem Entfettungsergebnis der Drosselklappen zufrieden.
Für einen stabilen Entfettungsprozess stehen (von links) Produktionsleiter Michael Rauschel, Springfix-Abteilungsleiter Hanspeter Oberthaler und Manuel Huihui, Außendienst bei Richard Geiss in engem Austausch.
Die Anlage von Ecoclean macht in der Produktionshalle bei Springfix eine gute Figur.
Neue Anlage sorgt für mehr Durchsatz
Ende Dezember 2018 kam die neue Anlage EcoCcore vom Anlagenhersteller Ecoclean. „Wir konnten die Anlagen nicht parallel fahren. Deshalb musste der Wechsel schnell gehen“, verdeutlicht der Produktionsleiter. Sie wurde an nur einem halben Tag installiert. „Pünktlich zum Jahresbeginn sind wir 2019 mit der neuen Anlage gestartet.“ Anschließend folgten die Freigabeprozesse bei den Kunden.
Mit der neuen Anlage schafft Springfix gut den 3,5-fachen Durchsatz im Vergleich zur alten Anlage mit Trichlorethylen. „Wir haben sogar noch freie Kapazitäten zur Lohnentfettung, circa 40 Stunden in der Woche. Im Moment ist die Anlage zwischen 60 und 70 Prozent ausgelastet“, betont Hanspeter Oberthaler, Leiter Teilefinish/Weiterbearbeitung bei Springfix.
Allein von der Produktgruppe Drosselklappen werden neben vielen anderen Bauteilen bis zu einer halben Million Stück pro Woche durch die neue Entfettungsanlage am Firmensitz gefahren. Diese Drosselklappen kommen später unter anderem im Ansaugtrakt der Verbrennungsmotoren bei den unterschiedlichen Automarken zum Einsatz.
Perfekte Reinigung
„Diese Bauteile sind extrem anspruchsvoll mit Ebenheiten von maximal fünf Hundertstel und wenigen Mikrometern im Außendurchmesser“, erklärt Rauschel. Dass die Drosselklappen perfekt gereinigt werden, dafür sorgt der modifizierte Alkohol RG Cleaner 63 von Richard Geiss. Er entfernt neben vorwiegend polaren Verunreinigungen auch unpolare Stoffe wie Fette und Öle.
Lösemittelverbrauch halbiert
Ein stabiler Prozess ist entstanden. Das zahlt sich für Springfix aus: „In der alten Anlage kam es vor, dass das Lösemittel gekippt ist. Dann mussten 800 Liter Lösemittel ausgetauscht werden. Das ist ein echter Kostenfaktor“, betont Rauschel. Zudem hat sich durch die Umstellung der generelle Verbrauch an Lösemittel bei Springfix halbiert. Dabei hat sich das Anlagenvolumen von 800 Liter auf 1400 Liter fast verdoppelt hat.
„Früher brauchten wir vier bis sechs Fässer Trichlorethylen jährlich. Jetzt kommen wir bei vergleichbarer Produktionsmenge mit zwei Fässern RG Cleaner 63 gut durchs Jahr. Das ist Effizienz pur“, freut sich der Produktionsleiter.
Umfangreiche Analysen
Den Bedarf an Lösemitteln und Stabilisatoren ermitteln die Spezialisten von Richard Geiss für jede Anlage und jeden Kunden individuell – so auch bei Springfix. „Alle Öle, die auf der Anlage gefahren werden, haben wir bei uns im firmeneignen Labor mittels Kochtest analysiert“, erklärt Manuel Huihui, der im Außendienst für den internationalen Vertrieb bei Richard Geiss im Einsatz ist. „Insbesondere nach der Umstellung auf die neue Anlage bei Springfix haben wir das Lösemittelbad sehr engmaschig kontrolliert.“ Das bedeutet, einmal im Monat. Mittlerweile genügt eine vierteljährliche Serviceanalyse.
Längst haben die Mitarbeiter von Springfix das Lösemittelbad in der Entfettungsanlage selbst im Griff. Einmal pro Woche überprüfen geschulte Mitarbeiter mithilfe des Testkoffers von Geiss das Anlagenbad. Der Quick-Test dient der Lösemittelüberwachung und Badpflege. Er hilft, freie Säuren und die Alkalität zu bestimmen. Zudem ermöglicht er einen Test des Lösemittels auf Chloride. Bei kleinen Unregelmäßigkeiten kann Springfix selbst nachjustieren.
„Richard Geiss hat uns sehr gut eingearbeitet. Die tolle fachliche Beratung und Betreuung sowie das Lösemittel-Know-how waren letztendlich ausschlaggebend dafür, dass wir uns für Richard Geiss entschieden haben. Nicht nur als Lösemittelhersteller, sondern auch als Partner, mit dem wir diesen für uns beträchtlichen Umstellungsprozess erfolgreich umgesetzt haben“, ist Rauschel zufrieden.
Kontakt
Richard Geiss GmbH
Offingen
Tel. +49 8224-807-0
E-Mail senden
Autorin
Sabrina Deininger
Jensen media GmbH
Memmingen
Tel. +49 8331 99188-0
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