Eric Scheffold

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Vollmer verbessert die Schleiftechnologie

Der Biberacher Schärfspezialist Vollmer hat seine Schleifmaschine VGrind 360S für die Bearbeitung des ultraharten Schneidstoffs PcBN fit gemacht. Was hinter diesem Schritt steht, erläutert Eric Scheffold, Produktmanager bei Vollmer, im Interview mit dem IndustryArena eMagazine, welche technologischen Herausforderungen überwunden wurden und wie die Maschine nun eine präzise Bearbeitung von PcBN-Werkzeugen ermöglicht.

Die Schleifmaschine VGrind 360S wurde für die Bearbeitung von Hartmetallwerkzeugen entwickelt. Jetzt wurde sie für das Schärfen von deutlich härteren PcBN-Werkzeugen (Polycrystalline Cubic Boron Nitride) optimiert. Was war der Grund für diesen Schritt?

Scheffold: PcBN ist nach PKD, Polykristallinem Diamant, der Schneidstoff mit dem höchsten Härtegrad und ist extrem temperaturbeständig. Deshalb setzen Werkzeughersteller das Material seit einigen Jahren verstärkt für die Fertigung von Zerspanungswerkzeugen ein, mit denen Eisenmetalle wie Grauguss oder gehärteter Stahl zerspant werden. Für PKD bietet Vollmer seit Jahrzehnten hochpräzise Scheiben- und Drahterodiermaschinen an, allerdings spielte das Schärfen von PcBN bisher eine untergeordnete Rolle – das haben wir jetzt geändert. Als Fullliner in Sachen Schärftechnologie geht es uns darum, mit unseren Maschinen die gesamte Palette an ultraharten Schneidstoffen bearbeiten zu können – und in dieser Palette war PcBN bisher unterrepräsentiert.

Die Vollmer-Schleifmaschine VGrind 360S ist dank der optionalen Abrichteinheit und seiner Linearantriebe in der Lage, PcBN-Werkzeuge hochpräzise zu schleifen.

Was war technologisch nötig, damit sich mit der VGrind 360S auch PcBN-Schneidstoffe präzise bearbeiten lassen?

Scheffold: Uns war von Anfang an klar, dass bei der PcBN-Bearbeitung deutlich größere Kräfte auf die Schleifscheibe sowie die gesamte Maschine wirken als beim Schleifen von Hartmetall. Allerdings kann unsere VGrind 360S diesen Kräften gut standhalten. Es hat sich bereits bei den ersten Tests gezeigt, dass die VGrind 360S dank ihres stabilen Wandkonzepts mit steifer und kompakter Konstruktion eine präzise Bearbeitung von PcBN-Werkzeugen zulässt. Im Gegensatz zu Hartmetallwerkzeugen erfolgt die PcBN-Bearbeitung über zwei Arbeitsschritte, also zuerst Schruppen und dann Schlichten. Hierfür haben wir eine optionale Abrichteinheit in die Maschine integriert, die nach dem Schruppen dafür sorgt, dass die Schleifscheibe wieder einen präzisen Rund- und Planlauf sowie ihre korrekte geometrische Form und Schnittigkeit erhält. Über das anschließende Schlichten bekommt dann das PcBN-Werkzeug den gewünschten Feinschliff.

Die Abrichteinheit der Vollmer-Schleifmaschine VGrind 360S bringt nach dem Schruppen eines PcBN-Werkzeugs die Schleifscheibe für das Schlichten wieder in Form.

Lassen sich auch bestehende VGrind-360S-Maschinen aufrüsten, um PcBN-Werkzeuge zu bearbeiten?

Scheffold: Durchaus, das Nachrüsten ist kein Problem. Der Vorteil der VGrind 360S ist, dass sie nicht nur eine hohe Systemsteifigkeit besitzt, sondern dass die X-, Y- und Z-Achse über Linearmotoren angetrieben werden. Dies erlaubt eine dauerhaft oszillierende Bearbeitung der PcBN-Schneidkante ohne Umkehrspiel. Für die thermische Stabilität sorgt ein Plattenwärmetauscher, der Spindeln und Motoren effektiv kühlt. Zudem stoppt die integrierte Spindelindexierung der VGrind 360S eine Spindel beim Schleifscheibenwechsel exakt an der gleichen Position und reduziert dadurch Plan- und Rundlauffehler der Schleifscheibenpakete. Dies alles hat mit sich gebracht, dass sich die VGrind 360S bestens für das PcBN-Schleifen eignet und auch im Handumdrehen nachgerüstet werden kann.
Wie aufwändig ist die Nachrüstung?

Scheffold: Die Nachrüstung ist problemlos und wird von unserem Service-Team vor Ort erledigt. Für Kunden, die VGrind 360S neu erwerben, können wir die optionale Abrichteinheit sofort einbauen.
Weshalb kam Vollmer nicht schon viel früher auf die Idee, mit der VGrind 360S den Schneidstoff PcBN zu bearbeiten?

Scheffold: Wir haben die VGrind 360S mit Linearantrieben, Plattenwärmetauscher und Spindelindexierung erst vor gut zwei Jahren auf den Markt gebracht – damals mit Fokus auf die Hartmetallbearbeitung. Ihr Einsatz für PcBN hat sich jetzt angeboten, da es in jüngster Zeit auf dem Markt eine entsprechende Nachfrage nach einer Schleifmaschine für PcBN-Werkzeuge gibt, und viele Werkzeughersteller die Fertigung von PcBN-Werkzeugen vorantreiben wollen. Das liegt daran, dass die Werkzeuge eine bis zu zehnmal höhere Standzeit als Vollhartmetallwerkzeuge erreichen und auch bei hohen Temperaturen eine gute chemische Beständigkeit besitzen. Während Hartmetall bereits bei 800 Grad Celsius extrem an Härte verliert, behält PcBN auch bei 1200 Grad Celsius noch nahezu seine Ursprungshärte.
Sind Lasermaschinen besser geeignet, PcBN-Werkzeuge zu bearbeiten?

Scheffold: Das lässt sich pauschal nicht sagen, es kommt immer auf die konkrete Anwendung eines PcBN-Werkzeugs an. Je nach Werkzeuggeometrie und Qualitätsanforderung entscheidet sich, zu welcher Bearbeitung ein Werkzeughersteller tendiert. Mit Gewissheit können wir jedoch sagen, dass sich mit unserer VGrind 360S eine PcBN-Schneidkante hochpräzise schleifen lässt.

Das Interview führte: Roland Brutscher, Freier Journalist aus Tübingen

Fotos: Vollmer

Person

Eric Scheffold

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VOLLMER WERKE Maschinenfabrik GmbH
Biberach/Riß


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