Titelinterview
Auf dem Weg
zu mehr Produktivität
Steigende Materialkosten für Hartmetall haben dazu beigetragen, dass modulare Werkzeugsysteme entwickelt werden. Eine neue Technologie hat Haimer zusammen mit Kennametal entwickelt. Mit Andreas Haimer, Geschäftsführer der Haimer GmbH in Igenhausen, sprach Georg Dlugosch, Chefredakteur des CNC-Arena eMagazines, über das neue Produktionsniveau beim Fräsen und die modulare Schnittstelle.
Haimer hat die Partnerschaft mit Kennametal bekanntgegeben. Wie sieht die gemeinsame Entwicklung aus?
Haimer: Bei der Kooperation mit Kennametal handelt es sich um eine Technologiepartnerschaft sowie eine Entwicklungskooperation für das modulare Frässystem Duo-Lock. Die beiden Unternehmen haben die neue, modulare Schnittstelle Duo-Lock für Hartmetall-Werkzeugköpfe erstmals zusammen vorgestellt.
Haimer und Kennametal haben Duo-Lock entwickelt, um dem Trend steigender Kosten für Hartmetall und dem zunehmenden Einsatz kostengünstiger modularer Werkzeugsysteme mit einem Kopf aus Hartmetall gegenüber Vollhartmetall-Werkzeugen Rechnung zu tragen. Basierend auf einem innovativen Gewindedesign mit speziellem Doppelkonus und zusätzlicher dritter Abstützfläche im hinteren Bereich der Schnittstelle soll die Duo-Lock-Technik hohe Stabilität, Belastbarkeit und Rundlaufgenauigkeit verbinden.
Was sind die Kundenvorteile bei Duo-Lock?
Haimer: Im Gegensatz zu anderen Systemen im Markt wollen beide Technologiepartner das Duo-Lock-System nicht auf Haimer und Kennametal limitieren. Analog zum Safe-Lock-System wird künftig auch Duo-Lock qualitativ führenden Werkzeugherstellern über eine Lizenz zugänglich sein, um eine kompatible High-End-Plattform für modulare Fräser zu etablieren. Dadurch erhält der Kunde maximale Flexibilität mit der Duo-Lock-Schnittstelle und wird dann die passenden Schneidgeometrien von verschiedenen Herstellern auswählen können. Rein technologisch eröffnet das Duo-Lock-System mit seiner steifen Gewindegeometrie dem Kunden einen völlig neuen Leistungsbereich mit einer axialen Zustellung von maximal 1,5xD und damit ein erheblich erweitertes Anwendungsgebiet gegenüber bestehenden modularen Frässystemen. Als Endergebnis wird ein erheblicher Produktivitätsvorteil bezüglich des Zeitspanvolumens erreicht. So kann Duo-Lock das Zeitspanvolumen in herkömmlichen Fräsanwendungen mehr als verdoppeln. Erstmals kann ein modulares Frässystem eine ähnlich hohe Leistung erzielen wie die neueste Generation von Vollhartmetallfräsern. Weiter garantiert das System dem Kunden eine Rundlaufgenauigkeit von fünf Mikrometern und eine Z-Genauigkeit von zehn Mikrometern, so dass kostspielige Voreinstellprozesse entfallen können.
Von einer neuen Dimension des Fräsens ist bei Haimer die Rede in Bezug auf die neue Power Mill VHM-Linie. Was verbirgt sich hinter dieser Formulierung?
Haimer: Unser Ansatz ist, den Kunden mit dem Komplettwerkzeug, also Werkzeugspannmittel plus VHM-Werkzeug, von Haimer in Safe-Lock-Ausführung auf ein neues Produktivitätsniveau beim Fräsen zu begleiten. In einer modernen Fertigungsumgebung ist die jahrzehntealte Spannmethode des Weldon mit schlechtem Rundlauf, damit einhergehender schlechter Oberflächengüte am Werkstück sowie kürzeren Werkzeugstandzeiten einfach nicht mehr zeitgemäß. Als Service für den Kunden, alles aus einer Hand zu erhalten, bieten wir nun unsere eigenen Power Mill VHM Fräser aus qualitativ hochwertigem Feinkornhartmetall an. Power-Mill-Fräser garantieren 100 Prozent Prozesssicherheit durch Safe-Lock-Schäfte und lassen daher konstruktiv keinen Werkzeugauszug zu. Der Schaft ist in h5-Toleranz ausgeführt, und für die Länge des Werkzeugs garantiert Haimer eine Genauigkeit von plus/minus 0,05 Millimetern, so dass oftmals ein erneutes Vermessen des Gesamtwerkzeugs nicht mehr erforderlich ist. Definitiv eine für Haimer typische Besonderheit ist, dass die Power-Mill-Fräser standardmäßig feingewuchtet sind und analog zu unseren Werkzeugaufnahmen beste Rundlaufgenauigkeit von weniger als fünf Mikrometern bieten, so dass ein gemeinsamer Einsatz als Komplettsystem absolut gewinnbringend ist. Bei den Geometrien war es unser Ziel, dass der Kunde mit wenigen Werkzeugen einen hohen Anteil seiner Zerspanung erschlagen kann ohne zu häufigen Werkzeugwechsel. Mit ungleichen Schneiden und Drallsteigungen sorgen die Geometrien für eine vibrationsarme Bearbeitung auf höchstem Niveau. Sie zeichnen sich durch enorm glatte Oberflächen aus, die einen optimalen Spanabtransport gewährleisten.
Welche technischen Neuerungen zeigen sich bei den Schrumpffuttern?
Haimer: Durch eine Weiterentwicklung der Standard-Schrumpfaufnahmen haben wir mit unserer Evolution der Schrumpftechnik die Geometrie des Futters an die entsprechende Bearbeitung des Kunden angepasst. So wird es dem Kunden – auch in Verbindung mit Safe-Lock – möglich, neben der Schlichtbearbeitung nun auch die Schrupp-, HSC- oder Extrembearbeitung mit der Schrumpftechnik durchzuführen – und das bei höchster Rundlaufgenauigkeit, von weniger als drei Mikrometern.
Wie sieht das Geschäftsjahr bei Haimer bisher aus?
Haimer: Sehr gut. Wir haben in den ersten drei Quartalen 2014 rund 20 Prozent Umsatzwachstum zum Vorjahr erzielt und liegen über Plan. Obwohl wir mit einem zweistelligen Wachstum gerechnet haben, sind wir doch positiv überrascht, dass die Erwartung bis dato sogar deutlich übertroffen wurde. Nach der faktischen Umsatzstagnation in 2013 befinden wir uns wieder langfristig auf unserem Wachstumskurs.
Wie entwickeln sich die regionalen Märkte?
Haimer: Nordamerika und Asien wachsen für uns sehr stark. Dort erzielen wir schon zusammen knapp ein Drittel unseres Gesamtumsatzes. Generell sind alle unsere internationalen Töchter gewachsen, auch im Inland sind unser Wachstum und das Marktpotenzial gerade auch mit den neuen Produkten nicht zu vernachlässigen. Durch unsere globale Präsenz steigt mittlerweile die Zahl der verwirklichten Folgegeschäfte im Ausland stark. Wir bauen zudem das Vertriebsnetz weiter aus. So sind zuletzt Niederlassungen in Mexiko und Italien hinzugekommen. Kürzlich haben wir zur Messe Maktek in Istanbul ein Vertriebs-Joint-Venture für die Türkei offiziell vorgestellt und mit einem Büro sowie Showroom in Ankara auch eine Anlaufstelle für unsere Kunden dort geschaffen.
Was entwickelt Haimer zum Thema Industrie 4.0?
Haimer: Die Werkzeugspannung entwickelt sich in Richtung Industrie 4.0 weiter: So werden bereits Datenträger für den automatischen Datenfluss in die Werkzeughalter integriert. Auch Schrumpfsysteme mit automatischer Werkzeugerkennung, automatisiertem Ein- und Ausschrumpfen sind ein Ansatz. Dies wird in den kommenden Jahren sicherlich zu weiteren Entwicklungen führen.
Titelbild: Haimer
Kontakt
Andreas Haimer
Geschäftsführer
Haimer GmbH
Igenhausen
Tobias Völker
Leiter Marketing
Haimer GmbH
Igenhausen
Tel. +49 8257 9988-346
E-Mail senden