Zukunftsfähige Industrie
im Studio

Wie nötig es ist, sich gegen unvorhersehbare Änderungen im Umfeld von Unternehmen zu wappnen, hat die Covid-19-Pandemie deutlich gezeigt. Die gute Nachricht ist jedoch: Resiliente, also krisenfeste, Produktion ist notwendig – und möglich. Wie das geht? Das ist Thema des ersten Podcasts Tech Affair – Industry for Future, der am 7. September online geht.

Die neue Audio-Reihe des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) wird regelmäßig über neue Technologien und Strategien berichten, die die Industrie zukunftssicher machen, im technologischen und im gesellschaftlichen Kontext.

Resiliente Produktion: Wege zur krisenfesten Industrie

Resilienz ist ein Begriff, der vor allem aus der Medizin oder der Psychologie bekannt ist. Aber was steckt hinter dem Wort resiliente Produktion? Der noch relativ junge Begriff bezeichnet konkrete Maßnahmen der Produktionsplanung und -steuerung, um die Wertschöpfungskette unabhängiger von äußeren Einflüssen zu gestalten. Prof. Peter Nyhuis, Leiter des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) der Leibniz-Universität Hannover, forscht zum Thema Wandlungsfähigkeit und Agilität von Unternehmen. Er erläutert das Prinzip. Aus der täglichen Praxis berichtet Dr.-Ing. Tobias Heinen, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Grean GmbH. Er spricht von einer Zwangsagilisierung der Unternehmen, die eine Chance bietet, Umstrukturierungen vorzunehmen, die schon überfällig waren. So müssen beispielsweise Lieferketten und Lagerbestände überprüft werden, um eine Balance zwischen Kosteneffizienz und Leistungsfähigkeit auch bei disruptiven Ereignissen zu ermöglichen.

Melanie Wendt, Bereichsleiterin für Fertigung, Konstruktion und Logistik bei Engie Axima in Hamburg, Zulieferer auf dem Schiffbaumarkt, kann aus eigener Erfahrung sprechen. Ihr Unternehmen hat die Pandemie bislang recht gut überstanden – weil Engie Axima vorgesorgt hat. Wendt weiß, dass Risikoanalysen von Prozessen in der Praxis ungern angegangen werden, doch das kann sehr teuer werden, warnt sie. Nyhuis, der auch Vorstandsmitglied der WGP (Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik) ist, dem Zusammenschluss deutscher Professoren der Produktionstechnik, spricht daher von einer Art Versicherungspolice. Eine WGP-Studie hat zudem gezeigt, dass die Möglichkeiten der Produktionsplanung und -steuerung (PPS) noch lange nicht voll ausgenutzt werden. Es fehlt noch am notwendigen Wissen in vielen Firmen.

Wie lässt sich eine Lieferkette kosteneffizient und trotzdem leistungsfähig gestalten? Reicht es aus, sich Zulieferer aus dem nicht ganz so fernen Europa zu suchen? Führt die Corona-Krise am Ende zu einer Deglobalisierung? Welche Parameter der Produktionsplanung müssen abgelöst, zumindest aber neu durchdacht werden? Wie können neue Strategien gegen disruptive Ereignisse aussehen?

Das sind Fragen, auf die die Gäste von Tech Affair Antworten geben – aus wissenschaftlicher, beratender und aus ganz praktischer Sicht. Auch weiterführende Hilfe gibt es. Das Zuhören lohnt sich, zumal die Experten in einer Sache einig sind: Die nächste Krise kommt bestimmt. Nicht wenige gehen davon aus, dass die Krise gravierender als die derzeitige ausfallen wird.

Titelbild: VDW