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Marktbarometer Werkzeuge: Späne statt Schnipsel

Präzisionswerkzeuge, Spannmittel oder Werkzeugbau – in keiner Teilbranche wuchsen im vergangenen Jahr die Bäume in den Himmel. Im aktuellen Jahr haben sie es vermutlich ebenfalls mit größeren wirtschaftlichen Herausforderungen zu tun. In diesem Zusammenhang bietet die Fachmesse AMB als internationaler Marktplatz vom 10. bis 14. September eine gute Möglichkeit, um über neue Techniken und Innovationen das Geschäft anzukurbeln.

Landwirtschaft, Therapiepraxen und Handwerksbetriebe: Sie alle beschweren sich über die Bürokratie auf Rekordniveau. Sie befinden sich in guter Gesellschaft: VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann fordert, bürokratische Belastungen zu lockern. Ihm ist das aktuelle Bürokratieentlastungsgesetz zu kleinteilig – und mit einem Entlastungsvolumen von einer Milliarde Euro „nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Zwar sieht Brodtmann in Berlin erste Zeichen, dass die Sorgen der Wirtschaft endlich gehört werden. Die Unzufriedenheit in den Verbänden ist jedoch mit den Händen greifbar. Das gilt insbesondere in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation.

Der Vorsitzende des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge, Stefan Zecha, versieht in Schrift und Ton das Wort „Bürokratie“ mit aufrüttelnd gemeinten Ausrufezeichen. Auch aus seiner Sicht stellen die von der Legislativen auferlegten, nicht wertschöpfenden Pflichten für den industriellen Mittelstand erhebliche personelle, organisatorische und finanzielle Belastungen dar. Sie haben laut einer VDMA-Studie im vergangenen Jahr sogar die Höhe der Forschungs- und Entwicklungsausgaben erreicht. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Steuern, so Zecha. Der Bundesverband Deutscher Industrie beziffert die durchschnittliche nominale Steuerlast in Deutschland für das Jahr 2023 auf fast 30 Prozent.

Eine Einschätzung, die in anderen europäischen Ländern geteilt wird. Schon der Vorsitzende der Fachabteilung Wendeschneidplatten im VDMA Präzisionswerkzeuge, Markus Horn, hatte als ehemaliger Präsident der European Cutting Tools Association (ECTA) die europäische Gesetzgebung aufs Korn genommen. Die Bürokratie der EU würde viele Unternehmen in Europa schwer belasten und vor allem eines produzieren: Kosten.

Dass die Klagen über bürokratische Vorgaben seit einiger Zeit lauter ausfallen, liegt auch an der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Der Druck steigt. Zwar berichteten die ECTA-Mitgliedsländer noch von einem guten Jahresauftakt 2023, sie hatten jedoch im Jahresverlauf mehr und mehr Absatzprobleme.

Die internationale Ausstellung für Metallbearbeitung (AMB) zeigt traditionell neben Werkzeugen und Spannmitteln alle weiteren Aspekte der Metallbearbeitung

Blick in die Märkte

Dabei sahen die Zahlen für das vergangene Jahr gar nicht so schlecht aus. In Deutschland setzte der Markt für Werkzeuge trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes mit einem Plus von vier Prozent positive Akzente. Die nach Corona wieder funktionierenden Lieferketten und die dadurch stark gestiegene Inlandsproduktion der deutschen Automobilindustrie und die hohe Produktionsauslastung und Auslieferung im Maschinenbau machten sich zu Beginn des vergangenen Jahres positiv bemerkbar. Auch steigerte sich das Exportgeschäft insgesamt leicht um zwei Prozent – allerdings in den einzelnen Teilbranchen und nach Zielländern deutlich unterschiedlich.

Einheitlich und hartnäckig hält sich demgegenüber für alle Teilbranchen die Schwäche im Chinageschäft. Ganz anders Amerika. Praktisch der gesamte Kontinent nahm mehr Zerspanwerkzeuge aus Europa ab. Die Lieferungen in die Vereinigten Staaten stiegen in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um sieben Prozent. In den zweitgrößten Markt auf dem amerikanischen Kontinent, Mexiko, konnten 18 Prozent mehr Werkzeuge geliefert werden. Der drittgrößte amerikanische Markt, Brasilien, wuchs im gleichen Zeitraum um sechs Prozent.

In Deutschland blieb der Bedarf an Werkzeugen im Maschinenbau stabil. In Italien befand sich der italienische Werkzeugmaschinenbau sogar auf Rekordkurs, was zu einer guten Werkzeugnachfrage führte. In Spanien könnte der Maschinenbau im laufenden Jahr sogar von einer Beschleunigung bisher schleppend angelaufener Infrastruktur- und Förderprojekte profitieren, und daher werden mehr Werkzeuge auf die iberische Halbinsel verkauft.

Lediglich in Frankreich verlief das Geschäft mit dem dortigen Maschinenbau in 2023 schwach. Mit diesem Kundensegment erwartet die ECTA für dieses Jahr ein leicht rückläufiges Geschäft. Lichtblick in Frankreich ist die Automobilindustrie. Sie produzierte 13 Prozent mehr Fahrzeuge. Auch die spanische Automobilindustrie erwartet für 2024 ein solides Wachstum. Zwar legte die italienische Autoproduktion im vergangenen Jahr ebenfalls stark zu, jedoch sind die Aussichten für dieses Jahr deutlich verhaltener. Ebenso konnte sich die gute Entwicklung des ersten Halbjahres in der Schweiz nicht halten. Dass die Aussichten für 2024 verhalten sind, passt ins Bild.

Innovationen zum Anfassen

Neben Werkzeugen und Spannmitteln zeigt die internationale Ausstellung für Metallbearbeitung (AMB) traditionell alle weiteren Aspekte der Metallbearbeitung: Werkzeugmaschinen und Fertigungsanlagen, Steuerungen und Antriebe, Automatisierungslösungen sowie Mess- und Prüftechnik. Beim Thema Industrie 4.0 können sich Interessierte zu intelligenten Netzwerken, CAD/CAM-Anwendungen, kollaborativer Robotik und KI informieren.

Eine eigene Sonderschau gibt es von „umati“ (universal machine technology interface), der von VDW und VDMA getragenen Initiative. Sie wirbt seit einigen Jahren darum, im Maschinenbau offene Schnittstellenstandards auf Basis von OPC UA zu nutzen. Die Sonderschau zeigt, wie Maschinen und Anlagen untereinander kommunizieren oder in kunden- und anwenderspezifische IT-Ökosysteme integriert werden. Um die maschinelle Interaktion dreht sich alles in der Smart-Factory, einer vollautomatisierten Prozesskette im Eingangsbereich Ost.

Ergänzend zu diesem technologischen Feuerwerk, dass die AMB auch in diesem Jahr wieder zünden wird, gibt es viele Diskussions- und Gesprächsangebote um die Rahmenbedingungen, in denen produziert wird. So richtet Zecha schon einen Appell an die Politik: „Sorgen Sie für offene Märkte, neue Freihandelsabkommen und den Abbau von Handelshemmnissen.“ Er fordert auf, Wind- und Solarenergie wesentlich schneller auszubauen, die notwendigen Übertragungsnetze und H2-Gaskraftwerke zu errichten, Stromsteuern und Netzentgelte zu reduzieren.

In zahlreichen Kurzvorträgen präsentieren Experten aus den VDMA-Mitgliedsunternehmen und den Forschungsinstituten die neusten Informationen der Branche.

VDMA Technologieforum

Fachbesucherinnen und -besucher erhalten bei der AMB 2024 die Gelegenheit, sich auf dem VDMA-Technologieforum im L-Bank Forum (Halle 1), Stand 1B50, über innovative Zerspanungsprozesse, Spanntechniklösungen sowie Trends der Mess- und Prüftechnik zu informieren. In zahlreichen Kurzvorträgen präsentieren Experten aus den VDMA-Mitgliedsunternehmen und den Forschungsinstituten, was heute schon möglich ist und morgen neue Möglichkeiten in der Metallbearbeitung bieten wird.

Info

Über die AMB

Seit 1982 präsentiert die AMB die Highlights der internationalen Metallbearbeitungsindustrie. Vom 10. bis 14. September ist sie Marktplatz und Treffpunkt der spanabhebenden Metallbearbeitung. Unterstützt wird die AMB von den ideellen Trägerverbänden VDMA Präzisionswerkzeuge, VDMA Software und Digitalisierung sowie VDW Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken.

www.amb-messe.de
  

Bilder: Messe Stuttgart

Kontakt

Sylke Becker

Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VDW – Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e. V.
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