Andre Wilms

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Industrie 4.0 in der beruflichen Bildung

Ob Industrie 4.0 in Deutschland, „Industrie du futur“ in Frankreich oder IIC in den USA – industrielle Revolutionen sind global und dabei für jedes Land relevant, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Das zweithäufigste Exportgut aus Deutschland sind Maschinen, womit der Maschinen- und Anlagenbau eine tragende Rolle in der deutschen Industrie innehat und sich zukünftig großen Herausforderungen stellen muss. Die Maschinenbauer müssen sich also sowohl national als auch international behaupten. Die Innovationskraft der Unternehmen wurde in der Vergangenheit maßgeblich von der Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinflusst. So ist es nach wie vor von großer Bedeutung, neben technologischen Neuheiten auch Wert auf die Qualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu setzen. Denn durch neue Technologien werden sich nicht zuletzt auch Organisationsformen und Arbeitsabläufe im Zeitalter der Industrie 4.0 verändern, die eine stetige Qualifikation und Weiterbildung im Unternehmen bedürfen.

Parallel zu den Veränderungen in den Prozessen, ändert sich auch die Rolle des Facharbeiters im Unternehmen. In einer voll digitalisierten und vernetzten Produktion wird er Prozesse und Systeme steuern und optimieren, mehr als bisher (technische) Kommunikationsaufgaben wahrnehmen, mit flexiblen und hochautomatisierten Systemen umgehen sowie Service- und Instandhaltungsaufgaben ausführen. Er wird nicht zuletzt permanent gefordert sein, bei neuen Herausforderungen und Aufgaben selbstständig und erfolgreich zu agieren.

Projekt "Fachkraft für digitale Fertigungsprozesse"

Mit dem im Juni gestarteten Projekt „Fachkraft für digitale Fertigungsprozesse“ reichert die VDW-Nachwuchsstiftung die Ausbildung in Metallberufen mit Zusatzinhalten zur Industrie 4.0 an. Dadurch werden junge Menschen schon in der Berufsausbildung mit den technologischen Neuerungen und den dadurch entstehenden Anforderungen an ihr Berufsbild vertraut gemacht. Mit dem Zertifikat zur Fachkraft für digitale Fertigungsprozesse werden ambitionierte Auszubildende aus dem zweiten Ausbildungsjahr nach einer 200-stündigen Qualifizierung ausgezeichnet.

Folgende Module sind Bestandteile der Zusatzqualifizierung:

  • mit CAD/CAM-Technik: Von der Idee zum Produkt
  • CNC-Technik mit Zusatzfunktionen zur Optimierung des Fertigungsprozesses
  • additive Fertigungsverfahren
  • Service- und Instandhaltungsprozesse
  • Datensicherheit
  • Mensch-Maschine-System (MMS) im digitalen Fertigungsprozess
  • ökonomische Zusammenhänge in der Fabrik 4.0.


In zwei Durchläufen à 25 Auszubildenden werden die Jugendlichen sowohl am Carl-Miele-Berufskolleg in Gütersloh als auch am Kreisberufskolleg Brakel auf den Weg zu Industrie 4.0 begleitet. Mit dem Projekt „Fachkraft für digitale Fertigungsprozesse“, das im Rahmen des Programms Jobstarter Plus vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird, wird den jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, sich entlang der Wertschöpfungskette die Prozesse des Produktionsnetzwerkes einer Smart Factory zu erarbeiten und sich damit einzigartiges Fachwissen für die zukünftigen Veränderungen im Sinn von Industrie 4.0 zu sichern.

Berufsausbildung: Produktionstechnologe

Da die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits in der Ausbildung beginnen muss, ist neben dem Angebot von Zusatzqualifikationen während der Ausbildung ebenfalls die Neuordnung oder gar die Schaffung neuer Ausbildungsberufe notwendig. So entstand auch im Jahr 2008 das neue Berufsbild Prozessmanager/-in Produktionstechnologie als Reaktion auf die prozessualen Veränderungen im Sinne von Industrie 4.0.

Erst das erfolgreiche Zusammenwirken von Mensch und Prozesstechnologie ermöglicht die Robustheit flexibler Produktionssysteme. An die Kompetenz der Fachkräfte werden hohe Anforderungen gestellt, die unmittelbar im Produktionsprozess mit den Maschinen kommunizieren und so die hohen Standards sichern. Produktionstechnologen arbeiten im Workflow zwischen Entwicklung und Produktion, in der Vor- oder Nullserie und im Produktionsanlauf. Sie sind kompetente Netzwerker und arbeiten mit Produkt- und Prozessentwicklern, Zulieferern und Herstellern zusammen. Der Produktionstechnologe ist ein neuer Facharbeitertyp mit einer umfassenden Handlungskompetenz im Bereich klassischer Fertigungsverfahren und innovativer Produktionstechnologien, der die Produktionstechnik, Produktionsorganisation und den IT-Einsatz integrativ verbindet.

Zur Unterstützung einer prozessintegrierten Fachkräfteentwicklung wurde aufbauend auf die Ausbildung ein zweistufiges Qualifizierungskonzept für die Fort- und Weiterbildung angelegt. Produktionstechnologen sowie erfahrene Seiteneinsteiger aus dem Produktionsbereich können sich in einem ersten Schritt zu Prozessexperten oder Applikationsexperten weiterbilden und darauf aufbauend den IHK-Abschluss zum Geprüften Prozessmanager erlangen. Arbeitsprozessorientierte Qualifizierungsstrukturen, Flexibilität in der Durchführung und die Durchlässigkeit der beruflichen Entwicklungswege sind Kernpunkte dieses neuen, ganzheitlich angelegten Qualifizierungskonzepts.

Projekt „MLS – Mobile Learning in Smart Factories“

Die Arbeitsprozess- beziehungsweise Arbeitsplatzorientierung bei der Gestaltung von Qualifizierungskonzepten wird durch Industrie 4.0 zunehmend wichtiger. Denn der Fokus der Mitarbeiter verschiebt sich vom einzelnen Produkt zukünftig auf den gesamten Prozess.

So soll auch der Wissensaufbau in dem von der VDW-Nachwuchsstiftung 2014 gestarteten Projekt „MLS – Mobile Learning in Smart Factories“, direkt im Arbeitsprozess mittels einer didaktisch aufbereiteten Lern- und Arbeitsapplikation stattfinden. Ziel des Projekts ist die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Ausbildung ihrer Nachwuchsfachkräfte sowie in der Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Die Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien in Lern- und Arbeitsaufgaben umfassen unter anderem das Verfügbarmachen und Visualisieren von Informationen sowie die Kooperation und Kommunikation in der Berufsausbildung.

Das vom BMBF geförderte Projekt richtet sich speziell an die Ausbildung im Werkzeugmaschinenbau und greift dafür auf Ausbildungsordnungen, betriebsspezifische Schwerpunkte und die technische Ausstattung teilnehmender Pilotbetriebe zurück. MLS stellt Lern- und Arbeitsaufgaben bereit, deren prozessualer Ablauf am Modell der vollständigen Handlung orientiert ist. Die Ausbilder übernehmen maßgeblich die Gestaltung von begleitenden Kommunikationsmaßnahmen. Sie wählen passende Aufgaben für Auszubildende aus, leisten Hilfe bei der Entscheidungsfindung und geben ihnen Rückmeldung. Damit bleiben sie eine unersetzbare Stütze in der Berufsausbildung und erhalten mit MLS eine technologiegestützte Assistenz der Organisation, die wiederum die Möglichkeit der individuellen Betreuung von Auszubildenden erweitert.

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