Messe
EMO: Die Branche ist zurück!
Die EMO Milano 2021 bot der metallbearbeitenden Industrie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder im großen Stil die Möglichkeit, sich auf internationaler Bühne persönlich zu treffen, neue Bekanntschaften zu schließen und Ideen auszutauschen. Mehr als 60.000 Gäste aus 91 Ländern waren dabei – auf insgesamt 100.000 Quadratmetern Bruttoausstellungsfläche in sechs Hallen. Doch bleibt der größte Erfolg der EMO Milano 2021 wohl am wenigsten in Zahlen messbar: Die Messe hat gezeigt, dass große Veranstaltungen wieder möglich sind. Ein positives Signal für die ganze Branche, das gerade jetzt enorm wichtig war.
Als fulminanten Auftakt für die „neue Ära Post-Pandemie“ der weltweiten Herstellerindustrie von Werkzeugmaschinen, Robotern und Automationssystemen bewertete Ucimu, der Veranstalter der Messe, die EMO Milano 2021. Damit mag der italienische Fachverband sowohl bei Ausstellern und Besuchern einen Nerv getroffen haben: Denn die Sehnsucht nach Normalität war allseits zu spüren.
Die Personenkontrollen am Eingang des Messegeländes betrafen dieses Mal nicht nur das Gepäck – auch Messung der Körpertemperatur und Kontrolle des Impfausweises oder Testergebnisses gehörten dazu. Foto: ucimu
Die Ticketkontrollen erfolgten kontaktlos und mit Abstand.
Auf dem gesamten Messegelände herrschte Maskenpflicht: Das galt für die Gastgeber ebenso wie für die Gäste. Foto: ucimu
Viele Besucherinnen und Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, sich wieder hands-on und live vor Ort neue Maschinen und Technologien erklären zulassen. Foto: ucimu
Fanuc zeigte zum Beispiel in der „Factory Automation Gallery“, wie eine effektive Simulation zur Optimierung realer Prozesse dienen kann. Foto: Fanuc
Einen Brückenschlag zwischen digitaler und realer Welt unternahm Siemens mit dem hybriden Konzept und einem erweiterten Hard- und Softwareangebot für Sinumerik One. Foto: Siemens
Der Gewinner in beiden Kategorien des „Tool of the Year Award“ heißt Turcar. Foto: Anca
Der Gewinner empfängt seinen Preis – und wird gebührend gefeiert. Foto: Anca
Die EMO Milano 2021 bot eine hervorragende Möglichkeit für spektakuläre Produktpräsentationen wie auf dem Stand von United Grinding. Foto: United Grinding
Die Technologie C.O.R.E. feierte Premiere und konnte von Interessenten sogleich unter die Lupe genommen werden. Foto: United Grinding
Etwa 50 Maschinen aus der ganzen Welt nahmen an der Livedemonstration der EMO Milano 2021 teil. Sie wurden über das neugestaltete Dashboard kontrolliert. Foto: VDW
Mögen die Erwartungen anfangs auch niedrig gewesen sein, so wurden sie am Ende doch deutlich übertroffen. Dabei sind allein die Zahlen in diesem Jahr zwar niedriger ausgefallen als gewöhnlich, die Qualität der Gespräche ist im Verhältnis zur Menge der Kontakte jedoch gestiegen.
Das persönliche Miteinander und der direkte Draht zu Kunden sind für die Hersteller außerordentlich wichtig. Videokonferenzen und virtuelle Treffen können das nicht so einfach ersetzen – ich denke, das haben wir in Mailand alle ganz deutlich gespürt. – Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW)
Zahlreiche Aussteller nutzten die Messe, um neue Produkte und Technologien vorzustellen. So zeigte beispielsweise Fanuc mit der „Factory Automation Gallery”, wie eine effektive Simulation dank digitalem Zwilling und virtuellem Maschinendesign zur Optimierung realer Prozesse dienen kann. Unter dem Motto „The Best of two Worlds“ versuchte Siemens, Reales und Digitales zusammenzubringen: Während der Messe ging das Unternehmen erstmals hybrid – mit realitätsnaher 3D-Umgebung, virtuellem Showroom, Auditorium und Meet-the-Expert-Sessions.
Eine Preisverleihung konnten Besucher am Stand von Anca bestaunen: Im Rahmen des vierten Wettbewerbs „Tool of the Year“ zeichnete das australische Unternehmen den Werkzeughersteller Turcar aus, der sich sowohl mit einem realen Multifunktionswerkzeug als auch mit einem virtuellen Modell gegen 36 Konkurrenten aus der ganzen Welt durchsetzte.
Die United Grinding Group aus der Schweiz schließlich präsentierte die Technologie C.O.R.E. – die Abkürzung steht für „Customer Oriented Revolution“ und soll den Kunden eine Fülle von Möglichkeiten zur Konnektivität eröffnen. Dabei können nicht nur alle Next-Generation-Werkzeugmaschinen der United Grinding Group, sondern über implementierte Schnittstellen auch Drittsysteme vernetzt werden.
Eine Schlüsselrolle kommt hierbei der Initiative umati (Universal Machine Technology Interface) zu, die seit 2017 gemeinsam von VDW und VDMA vorangetrieben wird. Starke Partner aus der ganzen Welt setzen sich gemeinsam aktiv dafür ein, standardisierte Schnittstellen basierend auf OPC UA zu entwickeln und zu verbreiten. Natürlich fehlte bei der EMO Milano 2021 auch umati nicht – mit eigenem Stand, Informationsveranstaltung und Livedemonstration.
Mit mehr als 50 angeschlossenen Maschinen, davon knapp die Hälfte remote, und einem überarbeiteten umati-Dashboard beobachteten Interessenten dank der standardisierten Schnittstelle OPC UA for Machine Tools unmittelbar deren Funktionalität, Aktivität und Status. Erstmalig dabei waren auch mehrere Holzbearbeitungsmaschinen. umati hat während der Messe weltweite Datenkonnektivität demonstriert und den Besuchern gezeigt, wie standardisierte Schnittstellen die Entwicklung von Produkten über die gesamte Wertschöpfungskette erlauben.
Der wichtigste Meilenstein für die Entwicklung der OPC-UA-Schnittstelle for Machine Tools war die Veröffentlichung der Spezifikation vor ziemlich genau einem Jahr. Sie ist nun weltweit und kostenlos verfügbar, so dass alle Unternehmen, die Werkzeugmaschinen herstellen, nutzen oder Software dafür anbieten, auf Basis dieser Spezifikation ihre Produkte weiterentwickeln können. – Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW
Die EMO Milano 2021 hat vor allem zwei Dinge deutlich gemacht: Die Branche ist zurück – sicher, aktuell und erfolgreich. Und wer nicht dort war, muss sich die Frage stellen: Was habe ich verpasst? Eine einmalige Chance, in besonderen Zeiten Präsenz zu zeigen und als Teil einer Gemeinschaft zu beweisen, dass Messen endlich wieder in großem Stil möglich sind.
Hybride und digitale Konzepte spielen eine große Rolle – doch der persönliche Kontakt und der unmittelbare Umgang vor Ort lassen sich dadurch nicht ersetzen. Am Ende konnten deshalb sowohl Aussteller als auch Besucher zufrieden sein. Das alles stimmt optimistisch, wenn es um die Zukunft des Messegeschäfts geht und lässt alle Beteiligten voller Zuversicht auf die nächsten Höhepunkte der Industrie blicken.
Kontakt
Tobias Beckmann (Autor)
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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