Industrie 4.0
umati zeigt Konnektivität in Mailand
Die Konnektivitätsinitiative umati hat auch bei der EMO Mailand nicht gefehlt – mit eigenem Stand, Informationsveranstaltung und Livedemonstration. Mit mehr als 50 angeschlossenen Maschinen aus aller Welt, davon knapp die Hälfte remote, ist umati bei der Leitmesse für Werkzeugmaschinen und Metallbearbeitung aufgetreten. Auf dem überarbeiteten umati-Dashboard haben Interessierte live beobachtet, was diese Maschinen – verbunden über die standardisierte Schnittstelle OPC UA for Machine Tools – gerade tun und wie sie arbeiten. Der Auftritt ist Teil eines international angelegten Präsentationsprogramms gewesen, mit dem der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) die Weltsprache der Produktion bekanntmacht.
Vom 4. bis 9. Oktober gab die EMO Mailand 2021 der metallbearbeitenden Industrie zum ersten Mal seit langer Zeit die Möglichkeit, sich persönlich zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und Ideen auszutauschen.
„Wir freuen uns sehr, seit unserem Start vor gut zwei Jahren in Hannover endlich wieder auf einer Livebühne zu stehen, und das auch noch mit einer so beeindruckenden Demonstration“, begrüßte der VDW-Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop die Gäste bei der internationalen Veranstaltung „umati Update: Status Quo & Prospects“.
In seinem Statusbericht über die Entwicklungen seit 2019 betonte er: „Der wichtigste Meilenstein für die Entwicklung der OPC-UA-Schnittstelle for Machine Tools war die Veröffentlichung der Spezifikation vor ziemlich genau einem Jahr. Sie ist nun weltweit und kostenlos verfügbar. Alle Unternehmen, die Werkzeugmaschinen herstellen, nutzen oder Software dafür anbieten, können auf Basis dieser Spezifikation ihre Produkte weiterentwickeln“, beschreibt Prokop den Ist-Zustand. Mit der Veröffentlichung ist die Werkzeugmaschinenspezifikation die erste, die auch die übergreifende Spezifikation für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau, OPC UA for Machinery, referenziert, erklärte Prokop.
Das umati-Team, bestehend aus Timo König (von links) und Tonja Heinemann (beide Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen der Universität Stuttgart) sowie Dr. Alexander Broos und Götz Görisch (beide VDW), präsentierte der Community während der EMO Mailand die Neuheiten der Konnektivitätsinitiative. Fotos: VDW
Große Effizienzgewinne
Insbesondere diese harmonisierte Spezifikation, an deren Entwicklung die Werkzeugmaschinengruppe beteiligt ist, sorgt dafür, dass eine gewisse Art von Daten, die für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau relevant sind, vereinheitlicht wird. Im ersten Schritt geht es um die Identifikation der Maschine. Für ein digitales Typenschild ist es vollkommen unerheblich, um welche Art von Maschine es sich handelt. Alle haben einen Hersteller, eine Seriennummer, ein Herstelldatum, ein Anschaffungsdatum, einen Standort und vieles mehr. Dank der OPC UA for Machinery müssen sich technologiespezifische Spezifikationen nicht mehr um die Identifikation kümmern, sondern können sich vollkommen auf die Abbildung der technologiespezifisch relevanten Daten konzentrieren. Im nächsten Entwicklungsschritt werden beispielsweise Betriebszustände von Maschinen harmonisiert, da auch diese übergreifend verwendet werden können. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, welcher Effizienzgewinn für Hersteller und Anwender von Maschinen in der OPC UA for Machinery steckt.
Diese Schnittstellenstandards im Markt bekannt zu machen, ist die Aufgabe von umati. Mittlerweile steht die weltweite Community zur Nutzung offener Schnittstellenstandards und zum gemeinsamen Marketing nicht mehr allein für die Werkzeugmaschinenindustrie, sondern für den gesamten Maschinen und Anlagenbau. umati zählt aktuell fast 200 Partner, davon mehr als 160 Unternehmen. Darunter sind Maschinenhersteller, Softwareanbieter und Anwender. Mit eigenen OPC-UA-Spezifikationen sind außerdem Holzmaschinenhersteller, Oberflächentechnik und Glasmaschinen Teil der Gemeinschaft.
Version 2 holt die Autoindustrie ab
Die OPC UA for Machine Tools zielte in der ersten Version darauf ab, einen Datensatz zu schaffen, der für alle Werkzeugmaschinen universell anwendbar ist. Gegenwärtig arbeitet eine Teilgruppe der so genannten Joint Working Group Machine Tools daran, zusätzliche Analysedaten für KPI-Auswertungen zu standardisieren.
„Damit wird auch ein großer Teil der heute schon genutzten MDE- und BDE-Daten der Automobilindustrie in unsere offene Schnittstelle überführt“, stellte Prokop in Aussicht. Damit solle es den Werkzeugmaschinenherstellern leichter fallen, bei ihrer Hauptkundengruppe Akzeptanz für die offene Schnittstelle zu erreichen. Die Veröffentlichung der Spezifikation wird für das erste Quartal 2022 angestrebt.
Anbindung geplant
Der Markterfolg von Schnittstellen hängt davon ab, dass es sowohl Maschinen als auch Software gibt, die mit den entsprechenden Schnittstellen ausgestattet sind beziehungsweise sie verarbeiten können. „Die Kunden fragen heute schon, wann ihr IT-, MES- oder ERP-System die standardisierten Daten endlich verarbeiten kann“, beschreibt Prokop die Diskussion. „An dieser Baustelle arbeiten wir mit Partnern schon seit längerem. Beispielsweise hat uns SAP immer wieder bei Livedemonstrationen unterstützt. Während der EMO Mailand können wir mit den Partnern MPDV und IGH-Infotec die ersten serienreifen Schnittstellenimplementierungen in MES-Systemen ankündigen.“
Plattform für Kontakte
Insgesamt erfährt umati weltweit sehr viel Interesse und starke Zustimmung. Allein in Mailand sind elf Maschinen chinesischer Hersteller über die dortige Kooperation NC Link angeschlossen gewesen. „Die große Resonanz spornt die beteiligten Maschinenhersteller und das umati-Team an, den Marathon durchzuhalten, den die Entwicklung einer solchen standardisierten Schnittstelle bedeutet“, sagte Prokop.
Kontakt
Dr. Alexander Broos
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW)
Frankfurt am Main
Tel. +49 69 756081 17
E-Mail senden