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Messen spielen ihre Stärken aus

Zum Ende des Jahres drei nach Beginn der Corona-Pandemie blickt die Messewirtschaft gestärkt auf das kommende Messejahr. 2023 stehen rund 350 Treffpunkte für alle Branchen des Wirtschaftsstandortes Deutschland im Messekalender. Darunter sind auch viele Weltleitmessen wie The Bright World of Metals im Juni in Düsseldorf, die EMO – Die Welt der Metallbearbeitung im September in Hannover und die Formnext im November in Frankfurt am Main. Einige der deutschen Messe-Blockbuster haben coronabedingt mehrere Jahre pausiert. Umso gespannter dürfen die Messeteilnehmer aus der Industrie auf ihre Branchenmesse sein, auf das persönliche Treffen mit ihren Kunden und Zulieferern und auf den Blick auf ihre Wettbewerber.

Messeteilnahmen für das kommende Jahr können mit begründeter Zuversicht in Planung gehen. Das seit Oktober in Deutschland geltende Infektionsschutzgesetz ermöglicht es den Bundesländern, unter bestimmten Umständen zusätzliche Coronaschutzmaßnahmen abgestuft auf Messen zu fordern. Aber Messeverbote wie in der Vergangenheit sind auf Landesebene nun nicht mehr möglich, Messen werden also stattfinden.

Zukunft Messe: Digitale Transformation

Für eine Reihe von Messen haben die Veranstalter im Messe-Stopp der vergangenen beiden Jahre digitale Formate durchgeführt. Aussteller konnten dadurch Kundenkontakte aufrechterhalten, und Besucher konnten sich über Neuheiten informieren. Eine Umfrage zur Nutzung ergab jedoch, dass digitale Events für die meisten ausstellenden Unternehmen keine oder keine dauerhafte Alternative zu realen Messen sind. Weit mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen vermissten das Netzwerken: Menschen wollen und müssen sich also treffen, um Neues zu beginnen.

So ging seit dem Ende aller Messeverbote im Frühjahr 2022 die Nachfrage nach digitalen Formaten sofort zurück. Bewährt haben sich jedoch digitale Angebote für den Erst-Einstieg oder auch, wenn die Teilnahme am Branchentreff nicht möglich ist, weil beispielsweise Bahn oder Fluglinien bestreikt werden. Es geht bei der digitalen Transformation nicht bloß darum, Messen zu digitalisieren, sondern das jeweils Beste aus Onsite und Online zusammenzuführen: Die Branchenmesse bleibt der Höhepunkt im Innovationszyklus der Branche. Sie wird aber flankiert von digitalen Angeboten wie Firmen- und Produktpräsentationen.

Bis 2040 klimaneutral

Viele sehen in der Digitalisierung, in virtuellen und hybriden Event- und Messeformaten den heiligen Gral der Nachhaltigkeit. Der Wandel hin zu digitalen Formaten ist jedoch nicht zwingend nachhaltiger. Dem Arbeitsaufwand, dem hohen Energieverbrauch von Serverfarmen und dem Einsatz schnell veraltender Elektronik gegenüber stehen die langfristige Nutzung der Inhalte, die Reduzierung des internationalen Reiseverkehrs und die ressourcenschonende Produktion.

Dies vor Augen hat sich die deutsche Messewirtschaft in diesem Sommer branchenweite Nachhaltigkeitsziele und -wegmarken gesetzt: Bis 2040 wird die deutsche Messewirtschaft klimaneutral und ab 2025 beziehen die deutschen Messen 100 Prozent Ökostrom. Hinzu kommt, dass Nachhaltigkeit bereits ab dem kommenden Jahr fester Teil aller Ausschreibungen mit Branchenpartnern wird.

Möglichkeiten zum Klimaschutz haben auch Aussteller bei ihrer Messeteilnahme vor Ort. Denn mit versierten Planern und dem bewussten Einsatz von Ressourcen kann auch der reale Messestand nachhaltig sein.

Startups nach vorn

Förderungen für Unternehmen auf Messen haben in Deutschland eine lange Tradition und sie sind gut organisiert. Gerade junge Unternehmen und Gründer können von den Netzwerkangeboten auf Messen profitieren und hier ihren Markteintritt starten. Die Unterstützungsprogramme sollen den Export ankurbeln, deshalb stehen internationale Messen im Fokus. Für Aussteller gibt es Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene. Die Nachfrage nach solchen Förderungen ist gerade jetzt sehr hoch, wo das Messegeschäft wieder anläuft, wo aber auch der Bedarf nach neuen Partnern größer ist als je zuvor.

Dritter Neustart trotzt Krisen

Zwei Jahre mit Messeverboten und Reisebeschränkungen, gefolgt von Unsicherheiten durch einen Krieg in Europa, einer daraus resultierenden Energiekrise und einer nun wohl bevorstehenden globalen Wirtschaftskrise erschweren eine schnelle Erholung des deutschen Messemarktes; die Branche erwartet diese frühestens 2024. Wenn Messen in diesem Winter ohne größere Corona-Restriktionen durchgeführt werden und Messeteilnehmer aus dem Ausland einreisen können, dann können die Live-Events ihre Stärken ausspielen. Als Schaufenster für Innovationen bleiben Messen unverzichtbar. Denn dort gibt es die Antworten für viele drängende Fragen unserer Zeit rund um Klima, Verkehr, Gesundheit, nachhaltiges Bauen und Sicherheit.

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Anne-Cathrin Böhl

Manager Media, Kommunikation und Marketing
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