schönes Thema wir hatten da ja schon öfter drüber diskutiert.
grundsätzlich sollte man wissen, das BWL keine Wissenschaft ist. (auch wenn die Vertreter dieses Faches das anders sehen) für mich wäre das nichtmal einen eigenen Fachbereich wert.
Wenn es nach mir gehen würde, dann müsste man das anders betrachten: Es gibt Mathematiker, Inegnieure, Techniker usw. Die können von jedem beliebigen System ein mathematisches Modell aufstellen. Unter anderem auch ein Modell welches die Rentabilität einer Fertigung abbildet.
Wenn man dies so betrachtet (und am besten auch mal selbst macht) dann wird das Problem deutlich: Auch wenn die BWLer (oder ein Wirtschaftsproffesor, oder Meisterlehrer oder wer auch immer) das gerne so darstellen, es gibt keine quasi "gottgegebene" Definition oder Formel oder Berechnungsanweisung für den Stundensatz. Würden die das zugeben wäre die Welt aber nicht mehr so schön einfach. Der gemeine BWler hat es gerne einfach.
Für die meisten Ingenieure, Mathematiker, Techniker die solch eine Modellbildung machen sollen ist es aber alles andere als einfach. Es gibt keine absoluten Gewissheiten. Bei Modellen ist es üblich, das es sehr detailierte und auch vereinfachte gibt. Das eine Modell bildet die eine Variable besser ab das andere Modell die nächste Variable besser. Alles nur Definitionssache. Da braucht man gar nicht dogmatisch werden oder in
schwarz und weiß denken verfallen.
Der Stundensatz ist das was der der den definiert am liebsten sehen wollte. Kann also grundsätzlich jeder etwas anderes drunter verstehen und versuchen damit abzubilden. Der eine betrachtet die Werkzeugkosten pro Auftrag, der andere nur pro Jahr, der andere genrell nur im langjährigen Durchschnitt usw. Es kommt eben drauf an wie man sein Modell der Rentabilität (man versucht ja das Jahresergebnis zu prognosizieren bei angenommener Auslastung) genau aufgesetzt hat. Aber es gibt da niemals das einzig richtige. Es muss eben jeder selber wissen was er mit diesem Modell erreichen will.
Aber mal ganz praktisch:(ich mach mal Modellbildung):
1. Modell: wegen Markt kann nicht viel mehr Verlangen als meine Mitbewerber mit ähnlicher Leistungsfähigkeit, maschinenpark, größe ... und ich sollte nicht viel weniger Verlangen als meine Mitbewerber. Wenn die rentabel sind werde ich es auch sein. Punkt aus ende. Stundensatz gefunden!
2. Modell: in der Lohnzerspanung findet eine Wertschöpfung eigentlich nur über die Maschinenstunden statt. Also müssen von diesen in Rechnung gestellten Stunden alle anderen Kosten außer Material und Fremdleistungen bezahlt werden. Material und Fremdleistungen stellt man ja meistens als durchlaufender Posten (höchstens + paar Prozent) dem Kunden in Rechnung, somit muss dies nicht durch die erbrachten Stunden bezahlt werden.
Die Rechnung ist also einfach:
Umsatz - (Material+Fremdleistungen) = Rohertrag = Gesamtkosten + Gewinn/Verlust
Denn von dem Rohertrag müssen alle anderen Kosten +Gewinn bezahlt werden.
Maschinenstundensatz = Rohertrag / in Rechnung stellbare Maschinenstunden
Bsp:
Umsatz 600.000. €
Material- und Fremdleistungsantei 20 %
Rohertrag 480.000 €
Bei 5 MA an den Maschinen, 40h Woche einschichtig, 80% Auslastung Urlaub Krankheit usw. = 7135,8 h (falls ich mich nicht verrechnet habe) in Rechnung stellbar bzw. für Umsatz heranziehbar
Also Stundensatz = 480.000 € /7135,8 h = 67,26 €/h
Was sagt diese Zahl aus ?
Wenn man 480.000 € sonstige Kosten+Gewinn hat(oder Rohertrag), und 5 MA 40h/Woche arbeiten durchschnittlich krank sind und auch mal urlaub haben, reicht ein Stundensatz von 67,26 €/h aus um alle Kosten und den Gewinn zu decken. Mehr bedeutet dies nicht!!!
Es ist also irgendeine Schätzzahl die man nicht zu grob verfehlen sollte. Die unsicherheiten bei Krankheit, Auslastung höhe der Kosten usw. sind so hoch, das es wirklich immer nur eine grobe Schätzung sein kann. Das wollen die meisten BWL aber nie hören.