Sehr ungewöhnliche und höchst anspruchsvolle Werkstücke entstehen bei der RIVA GmbH Engineering in Backnang auf herausragenden Werkzeugmaschinen deutscher Hersteller. Die NC-Programme dafür werden samt und sonders mit Inventor HSM erstellt. Lieferant ist die HSMTEC GmbH Spalt, welche auch die Betreuung des Kunden übernommen hat.
Die Werkstücke, die RIVA herstellt, sind mit Worten kaum zu beschreiben. Wer sie aber sieht, staunt: Zum Beispiel über sehr große Ornamente für Moscheen oder Hochhäuser im arabischen Raum. Esthetik, Design und Hightech fließen hier an einem Punkt zusammen. Wer die Werkstücke dann noch anfassen kann, merkt schnell, wie anspruchsvoll sie zu fertigen sein müssen. Auf jeden Fall stellen sie etwas Einmaliges dar.
Das Unternehmen, welches in der Lage ist, dieses ins Werk zu setzen, die RIVA GmbH Engineering, wurde 2004 von Hermann Püttmer in Ludwigsburg gegründet. Mit rund sechs bis acht Mitarbeiter kümmerte man sich zunächst nur um Ingenieurdienstleistungen im Bereich der Fassadentechnik.
Ein großes Projekt in Mekka, Saudi-Arabien, erwies sich infolge als bedeutender Meilenstein für die weitere Geschichte des Unternehmens. Eine über sechs Stockwerke hohe Glasfassadenkonstruktion thront über der weltgrößten Uhr an der Spitze des monumentalen Mecca Royal Clock Tower Hotels - dem momentan dritthöchsten Gebäude der Welt. Das wegen seiner Form so genannte Juwel legte den Grundstein für die intensive Zusammenarbeit bei der Erweiterung der Heiligen Moschee in Mekka, der wichtigsten und größten Moschee des Islam.
Mittlerweile hat sich RIVA zum zentralen Akteur im Ausbauprozess der Moschee entwickelt. Es wurden Bauelemente entwickelt und gefertigt, welche im Ausmaß, in der Funktionalität und im Design Maßstäbe setzen. "Da wo andere Fassadenelemente aus kleinen Stücken aufbauen, fertigen wir diese in Einem", so der Produktionsleiter Dietrich Herz.
Dafür werden ganz besondere Werkzeugmaschinen eingesetzt, die z. T. speziell für RIVA gefertigt worden sind. Dazu gehören z. B. die Chiron Mill 10000, welche Verfahrwege von 10000 x 2400 x 500 mm hat. Die Maschine verfügt über sechs Spindeln mit je 5Achs-Technik. Oder eine SHW Power Speed 6 mit 14000 x 3000 x 2100 mm Verfahrwegen. Hier arbeiten zwei Spindeln mit je fünf Achsen. Die komplette Maschinenliste findet man auf der Homepage des Unternehmens.
Über die Maschinen und deren Programmierung gleich mehr, zunächst noch ein Blick auf das Unternehmen selbst. Ein wesentlicher weiterer Meilenstein war der Umzug von Ludwigsburg nach Backnang und der Aufbau eines sehr respektablen Werkes. Man sieht es schon von außen, alles ist ganz besonders, individuell und eine Perle für Made in Germany.
Mittlerweile gibt es hier drei Hallen (eine vierte ist im Bau). Dieses hat RIVA die Möglichkeit gegeben, alles aus einer Hand anzubieten, Planung, Design/Konstruktion, Fertigung und Montage.
Im Jahr 2016 begann die Arbeit am Bau des höchsten Wohnhauses Deutschlands, in Frankfurt, dem Grand Tower. Riva ist verantwortlich für die Bereiche Planung, Konstruktion und Fertigung sowie Vor- und Endmontage. Mittlerweile hat das schwäbische Unternehmen eine Mitarbeiterzahl von 320 erreicht - Tendenz steigend.
CAD/CAM/Postprozessing/Maschine - alles aus einem Guss
Als es vor einigen Jahren darum ging, die Prozesse weiter anzupassen und zu optimieren, „entschieden wir uns für Einheitlichkeit in unserem Programm- und Softwareumfeld“, sagt Produktionsleiter Herz. „Da Inventor in Leistung und Performance zu unseren Bedürfnissen passte, machte es Sinn, umzusteigen.“
Demzufolge hat man sich für Autodesk Inventor im CAD-Bereich und für Inventor HSM für die CAM-Programmerstellung entschieden. Heute sind rund 30 Lizenzen Inventor und 6 Lizenzen Inventor HSM installiert. Bevor man sich für HSM entschieden hat, musste der Anbieter, die Firma HSMTEC aus Spalt, Mittelfranken, ein recht komplexes Probewerkstück als Benchmark bewältigen.
Das ist damals gut gelungen. Außerdem mussten die Franken nachweisen, dass sie in der Lage sind, die Systembetreuung zu übernehmen und auch die Postprozessoren für so komplexe Maschinen bauen zu können.
Beim Programmieren der „PP“ musste nicht nur die große Zahl der Maschinen bewältigt werden, sondern deren unterschiedliche Kinematiken und die verschiedenen Steuerungen (Siemens, Heidenhain, NuM...) "Noch nie hatten wir ein derart aufwendiges Projekt", wie Thomas Schuster, Geschäftsführer der HSMTEC GmbH, berichtet, "welches zudem noch unter einem gewissen Zeitlimit stand."
Dennoch hat es funktioniert und die Maschinen konnten rechtzeitig ihren Dienst mit dem neuen CAM-Programm aufnehmen. Denn auch hier wollte man alles aus einer Hand und einen verantwortlichen Partner. Letztendlich konnte HSMTEC überzeugen, erhielt den Auftrag und die Systeminstallation erfolgte vor rund zwei Jahren.
Zum System selbst nun noch einige Anmerkungen:
Schnell und einfach bedienbar
Das CAM-System, Inventor HSM, heute im Besitz von Autodesk - ist geeignet für den Einsatz mit den CAD-Systemen Solidworks, Inventor und Fusion 360.
Die Software kommt aus Kopenhagen, Dänemark. Die Firma HSMWorks wurde 2007 gegründet, und zwar aus der Firma Cimco heraus, deren NC-Editor in der CAM-Anwenderschaft sehr bekannt ist.
Diese Leute haben ab dem Jahr 2000 ein Zusatzmodul zu Mastercam entwickelt, HSM Performance Pack. Irgendwann hat man dann entschieden, ein eigenes CAM-Produkt zu entwickeln, und zwar damals mit Solidworks als CAD-Basis. HSMWorks kam 2008 in einer ersten Version heraus und wird seit 2009 weltweit vermarktet.
Die Software eignet sich für Anwendungen beim Drehen, Fräsen und Schneiden. Beim Fräsen geht mittlerweile alles, was heute gewünscht wird, 2- und 4-Achsen, 3 + 2 Achsen sowie 5Achs-simultan. Beim Drehen wird ebenfalls einiger Komfort geboten, bis jeweils hin zur Ansteuerung eines zweiten Revolvers und einer 2. Spindel.
Die Software wird bei RIVA beim Fräsen und Drehen eingesetzt. Beim Fräsen geht mittlerweile alles, was heute gewünscht wird, 2- und 5-Achsen, 3 + 2.
Inventor HSM ist tief in die genannten CAD-Systeme integriert und arbeitet absolut auf deren Originaldaten, egal ob es um Einzelteile oder Baugruppen geht. Alle erzeugten CAM-Daten, werden in der Datenbasis des CAD-Systems gespeichert, was die Datenverwaltung recht einfach macht.
Dadurch, dass dieses System erst in den letzten Jahren entwickelt wurde, konnten alle Möglichkeiten moderner Software-Technik ausgenutzt werden, um es intelligent, schnell und einfach bedienbar zu machen.
Durch die Einfachheit der Bedienung sinkt die Schulungszeit stark. Beim Anbieter HSMTEC dauert eine Schulung nur noch 3 Tage und nicht ein oder zwei Wochen.
Schnelligkeit auch bei der NC-Weg Berechnung
„Inventor HSM ist dafür ausgelegt, die Vorteile der neuesten Workstation Technologien, einschließlich 4 - 24 Kerne Systeme, zu nutzen. Multi-Prozessor und Multi-Kern-Unterstützung beschleunigt die Generierung komplexer Werkzeugwege“, wie Thomas Schuster ausführt. Ein großer Vorteil, gerade bei solchen komplexen Werkstücken, wie sie Riva hat. "Wir verwenden eine Hardware, die über 40 Rechenkerne verfügt und 256 GB Arbeitsspeicher hat, um schnell zu sein", so der Leiter der CAM-Programmierung Jurij Gottselich.
Als NC-Technologien kommen 2D, 3D, 3 + 2 Achsen und 5Achs-Simultan zum Einsatz. Bei ihrer Nutzung auf den großen Maschinen mit mehreren Bearbeitungsköpfen im Arbeitsraum ist die Kollisionsfreiheit ein großes Thema. Gottselich: "Wir simulieren ausnahmslos jedes Werkstück und beseitigen schon in der virtuellen Welt jede mögliche Kollision." "Außerdem haben die modernen NC-Maschinen eine eigene Arbeitsraumüberwachung und verhindern auf dieser Ebene, dass Kollisionen geschehen", wie Thomas Schuster ergänzt.
Bei der Programmierung gehen Jurij Gottselich und seine Kollegen so vor, dass sie den Gesamtarbeitsraum in Teilarbeitsräume aufgliedern und dann Spindel für Spindel programmieren.
Sehr vorteilhaft für die großen Werkstücke ist das in den letzten Jahren aufgekommene trochodiale Schruppen, über welches auch Inventor HSM verfügt. Dabei arbeitet das Werkzeug im Gleichlauf und erzeugt mit seinen Seitenflächen ein großes Spanvolumen. Nun geht die Software mit "Adaptiv Clearing" noch einen Schritt weiter, indem sie nämlich eine Schruppbearbeitung in beide Richtungen erlaubt (2D/3D). Dabei wird eine Art "Zickzack" Bewegung generiert (im Gleich- und Gegenlauf), "welche speziell bei weicheren Materialien zu deutlich kürzeren Bearbeitungszeiten führt", wie Thomas Schuster erklärt.
Zum guten Schluss...
...stellt Dietrich Herz fest, "dass wir mit der neuen CAM-Software bei RIVA zufrieden sind und die Systementscheidung richtig gewesen ist."
Sehr zufrieden ist man auch mit der Betreuung durch HSMTEC. "Wenn wir mal Hilfe brauchen bei Sonderwünschen, Anpassungen oder allgemeinen Problemen, dann hat man schnell eine Lösung!"
Über HSMTEC
HSMTEC wurde 2010 durch Thomas Schuster in der fränkischen Bierstadt Spalt Gegründet. Aktuell hat das Unternehmen acht Mitarbeiter und betreut HSMWorks bzw. Inventor HSM im süddeutschen Raum. Darüber hinaus ist die Bearbeitung im gesamten D-A-CH Raum möglich.
Das Unternehmen hat mehr als 20 Jahre Erfahrung mit 3D-CAD- und CAM-Systemen und kann daher seine Kunden bestmöglich betreuen.
www.rivagmbh.de
www.hsmtec.de
Dieser Anwenderbericht wurde verfasst von Karl Obermann von www.CAD.de