LaFT Hamburg

Wertschöpfung für alle mit Open-Source-Werkzeugmaschinen

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Stell Dir vor, nebenan steht eine Werkzeugmaschine und Du gehst hin und produzierst damit. Das in etwa ist das Ziel der FabLabs: offenen High-Tech-Werkstätten, die der breiten Öffentlichkeit den Zugang zu modernen digitalen Fabrikationstechnologien ermöglichen, um ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Die Bewegung der FabLabs (fabrication laboratories) ist mittlerweile ein globales Netzwerk solch offener Werkstätten, die Mitglieder der internationalen FabLab Association sind.

Hamburger Produktionstechniker haben nun kürzlich drei 3D-Drucker zum Selbstbau als Starter-Kits mit nach Tunis genommen. „Letztendlich wollen wir Wertschöpfung dort ermöglichen, wo es keine großen Fabriken bzw. Produktionsstätten gibt“, so Tobias Redlich, Leiter der Arbeitsgruppe Wertschöpfungssystematik und Oberingenieur am WGP-Institut Laboratorium Fertigungstechnik (LaFT) der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (HSU). „Wir wollen Menschen bzw. Regionen befähigen, Werte selbst zu schöpfen und sich damit in Eigeninitiative eine Lebensgrundlage zu schaffen.“

An der Ecole Nationale d’Ingénieurs de Tunis (ENIT) – der tunesischen Kaderschmiede für Ingenieure – haben Studenten im FabLab ENIT die Werkzeugmaschinen zusammengesetzt, um ihre eigenen Produkte damit zu produzieren. Das Ganze fand im Rahmen der Second Makers Republic statt, einer Messe der Maker-Community. Maker sind Selbstproduzierer, also die Nutzer der offenen Produktionsstätten – eine stetig wachsende Community.

Die Stimmung am ENIT jedenfalls war super, die Studenten, aber auch das Publikum begeistert von den Möglichkeiten, die sich mit den 3D-Druckern auftun. Die mitgebrachten Prusa-Drucker bleiben in Tunis und dank des von Redlich und seinen Mitarbeitern ebenfalls organisierten Workshops konnten die Studierenden in den Aufbau und die Handhabung der Prusa-Drucker eingeführt werden. So wird hier künftig Studenten, Wissenschaftlern aber auch Start-Ups die schnelle Herstellung von Prototypen ermöglicht.

Konkreter Anlass für das Mitbringsel der Hamburger Produktionstechniker war der Abschluss des Projektes Twinning for Innovation. Redlich und Kollegen hatten mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) 30 FabLabs in Deutschland, Österreich und in zehn arabischen Ländern von Marokko über Saudi Arabien bis hin zum Iran untersucht. „Als Mitglied der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities, kurz AGYA, habe ich viele gute Beziehungen zu Wissenschaftlern in der arabischen Welt. In einer Arbeitsgruppe der AGYA haben wir gemeinsam die Idee zu dieser vergleichenden Studie entwickelt. Und den Abschluss haben wir in Tunis im Rahmen der Second Makers Republic gefeiert“, berichtet der Hamburger Forscher.

Quintessenz der Vergleichsstudie Twinning for Innovation, die Redlich in Tunis in einem Vortrag der Öffentlichkeit präsentierte: „Die Zahl der FabLabs steigt immer weiter, auch wenn einige wieder schließen, sobald ihre Förderung etwa von Hochschulen endet. Ausstattung, Geschäftsmodell und Nutzungsgrad der einzelnen öffentlichen Produktionsstätten sind ganz unterschiedlich. Wir haben aber vor allem festgestellt, dass es an einer grenzüberschreitenden Vernetzung mangelt. Daran wollen wir nun in einem Folgeprojekt arbeiten.“

In Hamburg arbeiten Redlich und Kollegen bereits an der Weiterenwicklung des FabLab-Konzepts. Sie eröffneten vor knapp anderthalb Jahren das OpenLab Hamburg: Hier sollen nicht nur Werkzeugmaschinen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, es geht vielmehr darum, Open-Source-Maschinen zu entwickeln und offene Produktionsstätten weltweit mit dieser Open-Source-Hardware auszustatten. Das heißt: Die Dokumentation zu Herstellung oder Beschaffung von Einzelteilen, zur Montage der Maschine bzw. zu deren Inbetriebnahme und Handhabung steht jedermann zur Verfügung. „Davon werden letztendlich alle profitieren, denn vergleichbar der Open-Source-Software arbeitet die gesamte Maker-Community an der Verbesserung der Maschinen“, so Redlich. „Von dieser Entwicklung erhoffen wir uns, dass insbesondere in infrastrukturschwachen Regionen wie etwa in Afrika mehr regionale Wertschöpfung entsteht – unabhängig von großen Fabrikhallen.“

 

Weitere Informationen:

OpenLab Hamburg
http://openlab-hamburg.de/was-ist-das-openlab-hamburg/

Verantwortlich für den Inhalt dieser Pressemitteilung: Laboratorium Fertigungstechnik, Helmut-Schmidt-Universität LaFT, Universität der Bundeswehr Hamburg

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