Auf den ersten Blick erinnert das neue „Interaktive Zauberbuch“ der Technischen Universität Chemnitz an ein altes Matrikelbuch aus dem 19. Jahrhundert – jedoch mit leeren Seiten. Das goldgeprägte Titelschild und der hochwertige Ledereinband sollen den Besucherinnen und Besuchern der Universitätsbibliothek (UB) auf der Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss sofort ins Auge fallen. Zentral in Szene gesetzt soll es dazu einladen, den Buchdeckel aufzuschlagen, um in eine virtuelle Welt einzutauchen. „Zaubersprüche zum Bestehen einer Prüfung oder zum Füllen des chronisch leeren Portemonnaies eines Studierenden sind leider nicht enthalten“, schmunzelt Stephan Luther, Leiter des Universitätsarchivs der TU Chemnitz.
Trotzdem lohnt sich ein Blick hinein: Die leeren Seiten dienen als Projektionsfläche für verschiedene digitale Inhalte, die mit Hilfe einer Augmented-Reality(AR)-Anwendung von den Nutzerinnen und Nutzern entdeckt werden können. Beim Umblättern der Seiten wechseln die Ansichten, da eine Kamera anhand der eingedruckten Seitenzahl erkennt, welche Seite gerade geöffnet ist. Gefüllt wird das Zauberbuch aktuell mit virtuellen Inhalten zu verschiedenen Nutzungsphasen der „Alten Aktienspinnerei“: von den Anfängen als reines Fabrikgebäude über die Nutzung durch die Stadt Chemnitz zu ganz unterschiedlichen Zwecken und zeitweisen Leerstand bis hin zu seiner Integration als Komponente in ein städtebauliches Gesamtkonzept zur Belebung des Brühls durch die Nutzung als Universitätsbibliotheksgebäude.
„Das Buch ist besonders nachhaltig angedacht, kann doch die dahinterstehende Datenbank in Zukunft mit unterschiedlichen Inhalten befüllt und über die Seitenerkennung im Buch sichtbar gemacht werden“, erklärt Luther. Durch eine Aufprojektion mit einem Beamer werden der Leserin bzw. dem Leser Texte und Bilder interaktiv präsentiert. Die Umsetzung der AR-Anwendung erfolgte durch Nick Weidensager, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Produktionssysteme und -prozesse der TU Chemnitz (Leitung: Prof. Dr. Martin Dix). Den im Stil und Aussehen des bisherigen Mobiliars der Universitätsbibliothek eingepassten Tisch hat die Haustischlerei der TU Chemnitz unter der Leitung von Andreas Nendel maßgefertigt.
In den nächsten Tagen wird das Exponat im Ausstellungsbereich der UB installiert. „Technik, Tisch und Buch werden miteinander verknüpft und das Zauberbuch wird nach und nach zum Leben erweckt“, berichtet Luther. Am 20. Juni 2023 wird es um 10:00 Uhr mit einer kleinen Feierlichkeit erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Und zum Bibliotheksfest „1.000 Tage“ am 28. Juni 2023 soll das Buch seine volle magische Strahlkraft entfalten und viele neugierige Nutzerinnen und Nutzer in seinen Bann ziehen.
„Der Universitätsbibliothek ist es ein wichtiges Anliegen, vorhandene wissenschaftliche Kompetenzen an der TU Chemnitz zu fördern und der Forschung an der Universität als Spielwiese für Innovationen zu dienen. Schließlich möchte sie sich als kulturelle Einrichtung im Rahmen der Aktivitäten von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025 verstärkt engagieren“, fasst Luther zusammen.
Die Finanzierung des Vorhabens erfolgte an der TU Chemnitz im Rahmen einer TUCculture2025-Projektförderung zur Vorbereitung der Kulturhauptstadt Europas 2025.
Weitere Auskünfte zum Projekt erteilt Stephan Luther, Telefon 0371 531-32694, E-Mail stephan.luther@bibliothek.tu-chemnitz.de