Informative Vorträge, intensive Diskussionen und eine interessante Fachausstellung
Kurz vor Ende des SPP 2013 wurden nun in einem Industriekolloquium die Ergebnisse der 12 Projekte dargestellt, beleuchtet und diskutiert. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Industrie und Wissenschaft bekundeten großes Interesse an den informativen Vorträgen und einer anschaulichen Präsentation der einzelnen Forschungsprojekte in der begleitenden Fachausstellung.
Über Kurzfilme, Poster und Ausstellungsstücke konnten sich die Teilnehmenden während der Vortragspausen über die verschiedenen Projekte informieren. Die direkt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler standen Rede und Antwort zu ihren Arbeiten.
Zielsetzung und Projektphasen
Die Begrüßung und Einleitung der Veranstaltung übernahm Prof. Dr.-Ing. Wolfram Volk, Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen. Er erläuterte anschaulich das Gesamtthema.
„Gezielte Nutzung umformtechnisch induzierter Eigenspannungen in metallischen Bauteilen“
Dabei gliedert sich das Schwerpunktprogramm in drei Phasen:
- Nachweis über ausreichende Stabilität umformtechnisch induzierter Eigenspannungen in Bauteilen
- Quantifizierung der verbesserten Bauteilqualität produziert mit unterschiedlichen Herstellungsverfahren und Validierung der Simulationsmodelle
- Optimierung der Prozesse, Maschinen und Werkzeuge basierend auf den Ergebnissen der vorhergehenden Phasen zur Optimierung der Produkte
Gezielt an die Teilnehmer aus der Industrie gerichtet, erklärte Prof. Volk:
„Im Unterschied zu gängigen Produktionsstrategien, bei denen Eigenspannungen als qualitätskritisch betrachtet werden, stehen bei uns die Chancen der Eigenbeherrschbarkeit von Bauteilen im Fokus. Seit 2017 konnten Forschungsteams aus ganz Deutschland den Nachweis der Stabilität und die Beherrschbarkeit in Produktionsprozessen der Blech- und Massivumformung erbringen. Es sind sehr viele Arbeiten zum grundlegenden Verständnis, der Simulation und insbesondere auch der industrienahen Messung entstanden. Unser Industriekolloquium bietet Ihnen die Möglichkeit zur Information und zum Austausch über die vielversprechenden Möglichkeiten der Nutzung von Eigenspannungen in der Umformtechnik.“
Prof. Volk erhoffte sich am Ende seiner Ausführungen, dass nach dem Abschluss der Forschungsprojekte eine Weiterführung und Anwendung der Ergebnisse in verschiedensten Bereichen mit interessierten Partnern aus der Industrie erfolgt.
„Wünschenswert wäre nach Projektende ein Erkenntnistransfer in 2023/2024, mit dem Ziel der Übertragung der Projektergebnisse auf industrielle Prozesse und Bauteile.“
Er sieht hier Chancen in der Entwicklung innovativer Produktionsprozesse in Kooperation von Industrie und Universitäten. Ebenso glaubt er an eine Verbesserung der Qualität industrierelevanter Bauteile durch gezielte Prozessanpassung. Zudem gäbe es Möglichkeiten der Kooperation in einem öffentlich geförderten Forschungsprojekt mit Begleitung seitens der Industrie. Beratung, Dienstleistungen und Bereitstellung von Sachmitteln gingen dabei Hand in Hand.
Spannende Vorträge aus der Forschung am Puls der Zeit
Gespannt verfolgten die Zuhörerinnen und Zuhörer die hochkarätigen Referate über die Ergebnisse und die Kenntnisse der Forschungen.
- „Strategien zur gezielten Eigenspannungsauslegung bei der Massivumformung“ von Prof. Peter Groche, PtU, TU Darmstadt.
- „Chancen von Eigenspannungen in der Umformtechnik – Nutzung von Eigenspannungen in der Blechumformung“ von Prof. Erman A. Tekkaya (IUL, TU Dortmund)
- „Simulative Vorhersage und Bewertung von Eigenspannungen“ von Prof. Markus Kästner (TU Dresden)
- „Eigenspannungsanalysen an umgeformten Metallbauteilen – Herausforderungen und Lösungansätze“ von Dr. Ing. Jens Gibmeier (Karlsruher Institut für Technologie).
Das Industriekolloqium stieß insgesamt auf großes Interesse bei allen Anwesenden aus dem industriellen Umfeld. Es fand ein spannender Austausch zwischen Forschung und Industrie statt, sowohl bei den Diskussionen im Anschluss an die Vorträge, als auch bei den Diskussionen während der Ausstellung. Es gab intensive Gespräche hinsichtlich der Möglichkeit des Erkenntnisstransfers aus der Forschung in die Industrie.
„In der umformtechnischen Fertigung werden Eigenspannungen häufig als negativ angesehen. Entweder versucht man sie zu vermeiden oder durch Wärmebehandlung zu reduzieren. Das Industriekolloquium zeigte, dass Eigenspannungen in Umformprozessen beherrscht und ihre positiven Effekte genutzt werden können. Dies ist ein wichtiger Impuls für Umformtechnik der Zukunft.“ ,so das Ressumé von Ines Gilch vom Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen
Dr. Jens Stahl von der Hilti Entwicklungsgesellschaft mbH zeigte sich begeistert: „Zunkunftsweisend! Ein breiter Überblick über aktuelle, industrierelevante Forschungsergebnisse.“