== Bindung ==
Alle Schleifwerkzeuge nach DIN 69 111, ausgenommen lose, ungebundene Schleifkörner, werden in einer <nowiki>Matrix</nowiki> gebunden. Diese hält die Hartkörner zusammen und verbindet diese ebenfalls mir einer Unterlage. Alle Komponenten mit Ausnahme der Körner werden zusammengefasst als Bindung bezeichnet. Die Bindung soll die Schleifkörner dabei allerdings nur so lange halten, bis diese abgenutzt sind. Dann soll die Bindung diese freigeben, um Platz für die darunterliegenden, noch scharfkantigen Körner zu machen. Dies nennt man auch abrasive Abnutzung. Ebenfalls sollen die Schleifkörner nicht aufgrund von Scherkräften freigegeben werden, die beim Schleifen entstehen. Billig verarbeitete Schleifmittel erfüllen vor allem den letzten Punkt oft nicht. Man unterteilt die verschiedenen Bindungen meist in Kunstharz-, Keramik- und Metallbindungen. Diese müssen auf die jeweilige Anwendung angepasst werden und liegen in zahlreichen Variationen vor.
=== Kunstharzbindung ===
Kunstharzbindungen kommen in unterschiedlichen Ausführungen vor:
* Kunstharz oder Kunstharzkombination
* mit Füllstoff oder
* ohne Füllstoff.
Meist werden die Kunstharze in Trockenmischverfahren mit den Schleifkörnern verbunden. Phenolresol wird dabei zur Kornbenetzung eingesetzt, sowie ein Phenol-Pulverharz auf der Basis Novolak-Hexamethylentetramin verwendet wird. Obwohl heute eine enorme Vielfalt an verschiedensten Kunstharzen besteht sind die Phenolharze oder Phenolplaste immer noch unbestritten die am häufigsten eingesetzten Bindungskomponenten der Kunstharzbindungen.
Um eine Einstellung der Bindungseigenschaften zu ermöglichen greift man auf eine chemische Modifikation der Phenol-Pulverharze zurück. Durch die Zugabe von Elastomer-Verbindungen lassen sich Härte und Sprödheit der Bindungen beeinflussen. Mit Hilfe der Epoxidharzmodifizierung lassen sich auch Glasfasernetze in die Schleifscheiben einarbeiten, welche die Vorteile eines Faserverbundstoffes mit sich bringen.
Vorteile von Kunstharzbindungen sind:
* Unempfindlichkeit gegen Schlag oder Stoß sowie seitlichen Druck
* das Erlauben von hohen Umfangsgeschwindigkeiten und Zerspanungsvolumina beim Trenn- und Schruppschleifen
* das Ermöglichen von hohen Oberflächengüten durch eine hohe Elastizität bei Polier- und Feinschleifscheiben
Daraus ergeben sich für kunstharzgebundene Schleifscheiben die Hauptanwendungsgebiete im Bereich des Trenn- und Schruppschleifens.
=== Keramikbindung ===
Als <nowiki>Matrix</nowiki> für keramische Bindungen kommen Mischungen aus den natürlichen Silikaten roter und weißer Ton, Kaolin und Feldspat, weiterhin Quarz und als Zusatzmittel Fritten (Fritten: Mehrzahl von Fritte; pulverförmige oder körnige Materialien, die bis zum losen Aneinanderhaften der Teilchen erhitzt werden) zum Einsatz. Die Fritten dienen in diesem Zusammenhang als Flussmittel und verleihen der Keramik bestimmte Eigenschaften. Sie senken ebenfalls die Brenntemperatur des Gemisches. Vor allem bei den borhaltigen Fritten haben sich die besonderen Eigenschaften des Borax bemerkbar. Dieser erstarrt nach dem Erkalten glasartig, nachdem er mit Metalloxiden bei niedriger Temperatur eine Schmelze gebildet hat.
Die übrigen Bestandteile und ihre Volumenanteile bestimmen die Festigkeit der Bindungsbrücken. Alle Bestandteile werden nach einer Rohstoffprüfung durch Brechen, Mahlen, Sieben und Windsichten aufbereitet. Je nach den gewünschten Eigenschaften sind unterschiedliche Mischungsverhältnisse einzustellen. Die Bindungen müssen auf die jeweiligen Bearbeitungsbedingungen und das verwendete Schleifkornmaterial abgestimmt sein. Dabei unterscheidet man je nach Anteil der Glasphase an der Bindungsmischung:
* Schmelzbindungen mit hohem Glasphasenanteil,
* Bindungen mit mittlerem Glasphasenanteil und
* Sinterbindungen mit niedrigem Glasphasenanteil.
Die Eigenschaften der keramischen Bindungen lassen sich allgemein wie folgt zusammenfassen:
* spröde und daher vergleichsweise stoßempfindlich
* großer Elastizitätsmodul
* temperaturbeständig, aber empfindlich gegen Temperaturwechsel
* chemisch widerstandsfähig gegen Öle und Wasser
=== Metallbindungen ===
Es gibt eine Vielzahl an metallischen Bindungen. Alle weisen gegenüber den anderen beiden Bindungsarten eine erhöhte thermische Leitfähigkeit auf. Oft werden diese zusammen mit den Hartkörnern vermischt und gesintert. Weitere Eigenschaften im Überblick sind:
* hoher Verschleißwiderstand
* schwierig, oder bei einschichtig belegten Schleifscheiben nicht abrichtbar
* hohe Wärmeleitfähigkeit
* erhöhte Entstehung von Reibungswärme.
=== Füll- und Zusatzstoffe ===
Nebst den beschriebenen Stoffen enthalten Bindungen Zusatzstoffe und/oder Füllstoffe zum Einstellen der Eigenschaften.
* Füllstoffe bei Kunstharzbindungen
::- Wichtige Eigenschaften die durch die Füllstoffe eingestellt werden können sind: Festigkeit, Hitzebeständigkeit, Zähigkeit und Bruchsicherheit. Verschiedene Materialen, wie Kalziumoxid in Form von Kreidemehl, Magnesiumoxid, Zinksulfid und Bariumsulfat, kommen dazu zum Einsatz. In Trennschleifscheiben mit Kunstharzbindung sind Bleichlorid und Antimontrisulfid, die zur Schmierung verwendet werden, wichtige Füllstoffe.
* Füllstoffe bei Keramikbindungen
::- So genannte Ausbrennstoffe, wie gekörnter Koks oder Paraffin, kommen bei keramischen Bindungen zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe kann eine Veränderung des Schleifkörpergefüges erreicht werden, ohne die mengenmäßige Zusammensetzung zu verändern. Man bezeichnet diese Art der Füllstoffe als effektive Verfüllung. Für erhöhte Umfangsgeschwindigkeiten sind besonders sichere und feste Bindungen einzusetzen. Erreicht werden diese Sprengfestigkeiten bei keramischen Schleifkörpern u. a. durch Zusatz von Lithium- und Borverbindungen.