Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es nun her, dass an der RWTH Aachen eine Laborhalle und 60 Millionen Euro in Flammen aufgingen. Seither nimmt das WZL eine bürokratische Hürde nach der anderen. Ein Jahr mit viel Dollerei.
Das war kein Jux, als in der Altweiberfastnacht am 5. Februar 2016 am Werkzeugmaschinenlaber WZL der RWTH Aachen Rauch gen Himmel aufstieg. Das WZL verlor bei einem Großbrand eine 4.000 qm große Laborhalle, 62 hochmoderne Prüfstände und 150 von 670 Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Viertel des international renommierten Forschungsinstituts steht nach wie vor auf der Kippe. Trotz Versicherung. Oder besser gesagt wegen der Versicherung. Denn die läuft über das Land Nordrhein-Westfalen, und da liegen die Dinge nicht ganz so einfach. Im Prozedere sind viele Anträge, die von mehreren Ministerien geprüft und vermutlich sogar vom Kabinett und dem Landtag bewilligt werden müssen, inbegriffen: Das machte gleich zu Anfang eine schnelle Abwicklung wenig wahrscheinlich.
Und so kam es denn auch – nur noch viel dicker. Nachdem auch mithilfe großzügiger Unterstützung aus der Industrie binnen weniger Monate ein notdürftiger Betrieb aufgebaut werden konnte, tappten die Aachener monatelang im Ungewissen, wie, wann beziehungsweise ob es mit einem Neubau vorankommen könnte. Zwar ließ das Land die Brandstelle räumen und die kontaminierten Nebengebäude reinigen. Doch danach schien das Land in Grübelei zu versinken. Zumindest dachte man am WZL damals noch: „Da wird im Hintergrund tapfer gearbeitet und nachgedacht“, erinnert sich Prof. Günther Schuh, geschäftsführender Direktor des WZL.
Nach neun Monaten fragte Schuh dann aber doch noch einmal nach dem Stand der Dinge. Mit einer schweren Geburt hatte man ja gerechnet, doch auf Schuhs Frage, bis wann eine Unterstützung möglich sein könnte, sahen sich die Behörden noch immer nicht imstande, verbindlich zu antworten. Schuh sagte daraufhin mit entsprechender Mine im WDR: „Keine Verbindlichkeit. Keine verkraftbaren Fristen. Wir sind enttäuscht.“ Tags darauf herrschte Aufruhr in den zuständigen Ministerien, man warf Schuh sogar Falschaussagen vor.
Danach kommunizierten die Behörden mit dem WZL über Pressemitteilungen. Angekündigt wurde zwei Wochen nach dem WDR-Interview eine „reine Bauzeit“ von zwei Jahren. Allerdings müsse man noch die Finanzierung klären und die Planung beauftragen. Schuh´s Kommentar: „Wenn jetzt noch nicht mal Finanzierung und Planung vorliegen, dann hat man sich bisher nicht maximal angestrengt.“
Zwei weitere Wochen später kommt der Schlag ins Kontor: Der Neubau wird im Jahr 2021 (!) fertiggestellt. Verbindlich. „So lange können wir die Wissenschaftler nicht durchfüttern und die Provisorien erhalten“, konstatiert Schuh nur kurz. Seine mediale Zurückhaltung zugunsten einer besseren Kommunikation mit den Behörden gibt er angesichts dieses bürokratischen Sumpfes nun endgültig auf. Man darf also gespannt sein, wie das Ganze weitergeht.
Bildquelle: WZL, RWTH Aachen